Selbstbewusste Käser
Hochland rechnet 2017 mit Umsatzsprung – Familienunternehmen plant weitere Zukäufe
- Die Allgäuer Großkäserei Hochland peilt für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatzsprung von 20 bis 25 Prozent gegenüber 2016 an. Das ließ sich Unternehmenschef Peter Stahl auf der Bilanzpressekonferenz in Heimenkirch (Landkreis Lindau) am Dienstag entlocken. Auch wenn der größte Teil dieses Zuwachses auf den zum Jahreswechsel 2016/17 übernommenen US-Frischkäsehersteller Franklin Foods entfällt, der im laufenden Jahr erstmals konsolidiert wird, rechnet der Manager aufgrund von Preiserhöhungen und weiter steigender Absatzmengen auch mit einem ordentlichem organischen Wachstum. „Wir freuen uns auf 2017“, erklärte Stahl.
Im vergangenen Jahr hat Hochland den Umsatz mit 1,19 Milliarden Euro allerdings nur stabil halten können. Mit einem Absatz von knapp 310 000 Tonnen Käse gelang dem Familienunternehmen zwar ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2015, niedrigere Verkaufspreise wegen der Milchkrise sorgten aber dafür, dass sich das nicht in einem Umsatzwachstum niederschlug. Dafür legte die Hochland-Gruppe bei der Profitabilität weiter zu. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um sechs Prozent auf 104 Millionen Euro, der Nettogewinn kletterte sogar um 16 Prozent auf gut 80 Millionen Euro.
Besonders gut lief das Geschäft im zweitgrößten Einzelmarkt von Hochland, in Russland. Dort unterhält die Gruppe eigene Produktionsstätten und umgeht damit die 2014 eingeführten Sanktionen. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen mit einem Anteil von 7,4 Prozent Marktführer in Russland, 56 000 Tonnen Käse werden dort abgesetzt.
Auch in den drei anderen Kernmärkten baute Hochland seine Marktposition aus: In Polen und Rumänien beansprucht der Allgäuer Käsespezialist die Marktführerschaft. In Deutschland, dem größten Einzelmarkt, ist das Unternehmen auf Position zwei in der sogenannten „Gelben Linie“vorgerückt – hinter dem französischen Käsehersteller Savencia. Zur „Gelben Linie“werden allgemein Käseprodukte gezählt.
Den Anfang 2015 gestarteten Vorstoß in das Segment veganer Produkte bescheinigte Finanzvorstand Hubert Staub eine positive Zwischenbilanz. Damals hatte Hochland die Tochter E.V.A. GmbH ausgegründet. Das Start-up entwickelt und produziert vegane, käseähnliche Produkte, die unter der Marke Simply V vermarktet – und vor allem aus Mandeln hergestellt werden. Deren Verkäufe würden sich, so Staub, „sehr, sehr positiv“entwickeln. So sei es gelungen, im Einzelhandel eine Reihe von Wettbewerbern aus den Regalen zu drängen. Entsprechend „extrem“sei das Wachstum. Umsatzzahlen nannte der Manager nicht. Schwierig sei laut Staub die Personalsituation: So gelinge es nicht für den Standort Oberreute genügend qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren.
Große Erwartungen knüpft Stahl an das US-Geschäft. Die Expansion in die Vereinigten Staaten stand bereits im vergangenen Jahr im Pflichtenheft des Vorstandes – entweder über einen Zukauf oder über den Aufbau einer lokalen Produktion. Für Franklin Foods hätte neben dem Preis letztlich die Tatsache gesprochen, dass sich Hochland auf diese Weise eine schlagkräftige Vertriebsmannschaft für den US-Markt einkauft. „Franklin Foods gewährleistet uns den Marktzugang und eine Plattform, um auch unsere Käsemarken in den USA zu vertreiben“, erläutert Vorstandschef Stahl.
USA lieben Frischkäse
Franklin Foods ist nach Aussage von Vertriebsvorstand Thomas Brunner der drittgrößte Frischkäsehersteller in den USA und habe ein „wunderbares Portfolio“. Das Unternehmen betreibt zwei Produktionsstandorte in Vermont und Arizona mit insgesamt 200 Beschäftigten und setzte im vergangenen Jahr rund 140 Millionen US-Dollar um. Frischkäse, so erklärte Brunner, sei ein beliebtes Käsesegment in den USA, das deutlich schneller wachse als der Gesamtmarkt.
Auch im laufenden Jahr ist Hochland auf der Suche nach Übernahmezielen. Mit einer Eigenkapitalquote von 66 Prozent, nur sehr geringen Bankschulden und liquiden Mitteln von rund 260 Millionen Euro ist Hochland für mögliche Zukäufe gut gerüstet. „Wir haben die finanziellen Mittel und das Management, um weitere Akquisitionen zu stemmen“, sagte Stahl und bestätigte, dass man sich in Gesprächen befinde. Der Fokus möglicher Zukäufe liege dabei auf den europäischen Kernmärkten. Als größte Herausforderung nannte der Vorstandschef die starke Konzentration auf der Kundenseite, insbesondere dem Lebensmitteleinzelhandel. „Hier müssen wir versuchen, unsere Verhandlungsstärke zu behalten“, erläuterte Stahl.
Verstecken will sich das Familienunternehmen nicht. Im Allgäu sind die Käser selbstbewusst.