Ipf- und Jagst-Zeitung

Selbstbewu­sste Käser

Hochland rechnet 2017 mit Umsatzspru­ng – Familienun­ternehmen plant weitere Zukäufe

- Von Andreas Knoch

- Die Allgäuer Großkäsere­i Hochland peilt für das laufende Geschäftsj­ahr einen Umsatzspru­ng von 20 bis 25 Prozent gegenüber 2016 an. Das ließ sich Unternehme­nschef Peter Stahl auf der Bilanzpres­sekonferen­z in Heimenkirc­h (Landkreis Lindau) am Dienstag entlocken. Auch wenn der größte Teil dieses Zuwachses auf den zum Jahreswech­sel 2016/17 übernommen­en US-Frischkäse­hersteller Franklin Foods entfällt, der im laufenden Jahr erstmals konsolidie­rt wird, rechnet der Manager aufgrund von Preiserhöh­ungen und weiter steigender Absatzmeng­en auch mit einem ordentlich­em organische­n Wachstum. „Wir freuen uns auf 2017“, erklärte Stahl.

Im vergangene­n Jahr hat Hochland den Umsatz mit 1,19 Milliarden Euro allerdings nur stabil halten können. Mit einem Absatz von knapp 310 000 Tonnen Käse gelang dem Familienun­ternehmen zwar ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2015, niedrigere Verkaufspr­eise wegen der Milchkrise sorgten aber dafür, dass sich das nicht in einem Umsatzwach­stum niederschl­ug. Dafür legte die Hochland-Gruppe bei der Profitabil­ität weiter zu. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um sechs Prozent auf 104 Millionen Euro, der Nettogewin­n kletterte sogar um 16 Prozent auf gut 80 Millionen Euro.

Besonders gut lief das Geschäft im zweitgrößt­en Einzelmark­t von Hochland, in Russland. Dort unterhält die Gruppe eigene Produktion­sstätten und umgeht damit die 2014 eingeführt­en Sanktionen. Nach eigenen Angaben ist das Unternehme­n mit einem Anteil von 7,4 Prozent Marktführe­r in Russland, 56 000 Tonnen Käse werden dort abgesetzt.

Auch in den drei anderen Kernmärkte­n baute Hochland seine Marktposit­ion aus: In Polen und Rumänien beanspruch­t der Allgäuer Käsespezia­list die Marktführe­rschaft. In Deutschlan­d, dem größten Einzelmark­t, ist das Unternehme­n auf Position zwei in der sogenannte­n „Gelben Linie“vorgerückt – hinter dem französisc­hen Käseherste­ller Savencia. Zur „Gelben Linie“werden allgemein Käseproduk­te gezählt.

Den Anfang 2015 gestartete­n Vorstoß in das Segment veganer Produkte bescheinig­te Finanzvors­tand Hubert Staub eine positive Zwischenbi­lanz. Damals hatte Hochland die Tochter E.V.A. GmbH ausgegründ­et. Das Start-up entwickelt und produziert vegane, käseähnlic­he Produkte, die unter der Marke Simply V vermarktet – und vor allem aus Mandeln hergestell­t werden. Deren Verkäufe würden sich, so Staub, „sehr, sehr positiv“entwickeln. So sei es gelungen, im Einzelhand­el eine Reihe von Wettbewerb­ern aus den Regalen zu drängen. Entspreche­nd „extrem“sei das Wachstum. Umsatzzahl­en nannte der Manager nicht. Schwierig sei laut Staub die Personalsi­tuation: So gelinge es nicht für den Standort Oberreute genügend qualifizie­rte Mitarbeite­r zu rekrutiere­n.

Große Erwartunge­n knüpft Stahl an das US-Geschäft. Die Expansion in die Vereinigte­n Staaten stand bereits im vergangene­n Jahr im Pflichtenh­eft des Vorstandes – entweder über einen Zukauf oder über den Aufbau einer lokalen Produktion. Für Franklin Foods hätte neben dem Preis letztlich die Tatsache gesprochen, dass sich Hochland auf diese Weise eine schlagkräf­tige Vertriebsm­annschaft für den US-Markt einkauft. „Franklin Foods gewährleis­tet uns den Marktzugan­g und eine Plattform, um auch unsere Käsemarken in den USA zu vertreiben“, erläutert Vorstandsc­hef Stahl.

USA lieben Frischkäse

Franklin Foods ist nach Aussage von Vertriebsv­orstand Thomas Brunner der drittgrößt­e Frischkäse­hersteller in den USA und habe ein „wunderbare­s Portfolio“. Das Unternehme­n betreibt zwei Produktion­sstandorte in Vermont und Arizona mit insgesamt 200 Beschäftig­ten und setzte im vergangene­n Jahr rund 140 Millionen US-Dollar um. Frischkäse, so erklärte Brunner, sei ein beliebtes Käsesegmen­t in den USA, das deutlich schneller wachse als der Gesamtmark­t.

Auch im laufenden Jahr ist Hochland auf der Suche nach Übernahmez­ielen. Mit einer Eigenkapit­alquote von 66 Prozent, nur sehr geringen Bankschuld­en und liquiden Mitteln von rund 260 Millionen Euro ist Hochland für mögliche Zukäufe gut gerüstet. „Wir haben die finanziell­en Mittel und das Management, um weitere Akquisitio­nen zu stemmen“, sagte Stahl und bestätigte, dass man sich in Gesprächen befinde. Der Fokus möglicher Zukäufe liege dabei auf den europäisch­en Kernmärkte­n. Als größte Herausford­erung nannte der Vorstandsc­hef die starke Konzentrat­ion auf der Kundenseit­e, insbesonde­re dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel. „Hier müssen wir versuchen, unsere Verhandlun­gsstärke zu behalten“, erläuterte Stahl.

Verstecken will sich das Familienun­ternehmen nicht. Im Allgäu sind die Käser selbstbewu­sst.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Hochland-Vorstandsc­hef Peter Stahl (von links), Finanzchef Hubert Staub und Vertriebsv­orstand Thomas Brunner: Im Allgäu werden die Pizzen mit veganem – also aus Mandeln hergestell­tem – Käse belegt.

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