Den nationalistischen Spuk beenden
Zum Artikel „Trump setzt Obamas Klimapolitik ein Ende“(29.3.):
Es gibt ein Grönemeyer-Lied aus den Achtzigern, darin heißt es „Amerika, oh, tu uns das nicht an“. Diese Zeile geht einem derzeit merkwürdig häufig durch den Kopf. Wie konnte es nur passieren, dass eine so stolze und traditionsreiche Demokratie einen Immobilienspekulanten auf Washingtons Stuhl hob? Man könnte jetzt viel schreiben über die Frage, was an Trumps Politik oder vielmehr an der seiner Berater unklug und problematisch ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Vereinigten Staaten und ein friedvolles Zusammenleben der Staatengemeinschaft auf diesem Planeten.
Aber sein jüngstes Dekret, mit dem Trump mühsam von seinem Vorgänger erkämpfte Umweltstandards vom Tisch fegen möchte, ist nun wirklich einfach nur dumm. Trump und sein den Klimawandel leugnender „Öl-Lobby-Minister“verschließen gegenüber unumstößlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Augen. Das polare Eis ist seit Beginn der Industrialisierung – also in einem erdgeschichtlich gesehen unvorstellbar kurzen Zeitraum – auf die Hälfte zusammengeschmolzen. Von anerkannten Klimaforschern wird die Eisfreiheit des Nordpols für 2050 prognostiziert, wenn nicht rasch wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Man möchte sich nicht ausmalen, was passiert, wenn dieser Temperaturpuffer und Motor des Golfstromes nicht mehr da ist. Einstweilen leiden schon heute mehrere Millionen Menschen existenziell unter den Folgen des menschengemachten Treibhauseffektes. Trump ist so gesehen eine Ursache der Migration.
Es gibt eine auffällige Parallele zwischen dem US-Präsidenten und einer populistischen Partei in Deutschland: Beide sind blind gegenüber globalen Problemen, deren Welt scheint an den Grenzen der eigenen Nation zu enden. Viele Wählerinnen und Wähler beginnen dies zu begreifen und beenden hoffentlich bei den anstehenden Wahlen den nationalistischen Spuk, der Europa und damit auch Deutschland in eine unkomfortablere Zukunft führen würde. Dr. Matthias Klemm,
Leerer Bundestag
Zum Artikel „Millionenkosten für größeren Bundestag“(24.3.): Wenn man das liest, was diese Quasselbude uns Bürger kostet, dann ist dieses eine Unverschämtheit gegenüber den braven Steuerzahlern. Man stellt sich die Frage, warum wir im Bundestag mehr als 700 Parlamentssitze brauchen. Denn wenn man mal bei TV-Übertragungen in diesen Hohlraum reinschauen kann, dann sind maximal ein Viertel der vorhandenen Stühle besetzt – und die einen lesen Zeitung und die anderen unterhalten sich. Aber wenn es um die Diätenerhöhung geht, dann ist der Saal voll.
Für uns Bürger wäre ein System mit maximal vier Parteien und maximal 300 Parlamentariern fair. Diese Parlamentarier haben bei jeder Sitzung komplett anwesend zu sein – und wer ohne Entschuldigung fehlt, bekommt auch kein Geld. Axel Bartholomä,
Weg vom billigen Massenprodukt
Zum Artikel „Die Last mit der Ähre“(23.3.): Seit Jahrtausenden ernähren sich Menschen von Getreide, Milch und Fleisch. Nun scheint ein regelrechter Feldzug gegen diese wichtigen grundlegenden Ernährungssäulen geführt zu werden. Was dabei komplett verschwiegen wird, sind die ganzen Nahrungsergänzungsmittel, die vorwiegend in der industriellen Fertigung den Nahrungsmitteln zugesetzt werden, ohne genau deklariert oder ausgewiesen werden zu müssen. Dies wird in der EU, geimpft von Lobbyisten im Machtzentrum in Brüssel, sogar noch gesetzlich toleriert und unterstützt.
Teig in den Massenprodukten und Teiglinge werden chemisch industriefähig gemacht, damit der Teig nicht an die Fertigungsanlagen klebt. Dies sollte auch mal den Verbrauchern klar gemacht werden. Porung und Krumme, sowie die Kruste werden heute nicht mehr allein dem Grundprodukt überlassen, sondern im Labor gestylt. Interessant ist, dass viele Menschen, die tatsächlich unbehandelte Weizenprodukte essen, trotz anscheinender Unverträglichkeiten nicht auf unbehandelte Weizenprodukte reagieren. Zu mir in die Mühle kommen Menschen, die eine Glutenunverträglichkeit, Zöliakie und Weizenallergie attestiert bekommen haben, aber auf unsere Produkte nicht reagieren.
Als Müller und Bauer weiß ich, wovon ich rede. Hier wird noch nach alter Tradition unbehandelt Nahrung hergestellt. Nur genau diese Sparte – das kleine Handwerk und die kleinen Bauern – werden durch solche Kampagnen noch mehr kaputt gemacht. Wer das begreift, weiß, wo er einzukaufen hat. Seine Gesundheit wird es ihm danken. Mir tun die Menschen leid, die davon betroffen sind. Doch jeder kann selber etwas dagegen tun. Weg vom billigen Massenprodukt. Vielleicht reicht es dann doch noch, dass die am Abgrund stehenden Kleinbetriebe überleben können. Gerd Graf,
Friedrichshafen Bad Waldsee Tannheim
Gier nach mehr Konsum
Zum Interview „Nicht das ganze Jahr über Trauben essen“(21.3.): Sind wir eigentlich noch zu retten? Wir warten und hoffen auf irgendwelche Klimaabkommen, bevor wir sehen, was offensichtlich ist. Klimawandel? Ah ja, da war doch was. Wann ist denn das passiert, dass durch unser Tun auf der Erde sich das Klima so drastisch verändert hat, dass das Leben auf der Erde tatsächlich gefährdet sein könnte?
Mit welchem Instrument arbeiten wir Menschen am meisten? Dem Gehirn! Trotzdem benutzen wir unser Gehirn an manchen Stellen zu wenig, vor allem im Hinblick auf diesen wunderbaren Planeten, den wir auf kurz oder lang, aber mit Sicherheit, für uns Menschen und viele andere Arten unbewohnbar machen werden. Es sei denn, wir ändern drastisch unser Konsumverhalten. Ich kann es nicht mehr hören: „Was soll ich schon ändern? Wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes!“Ständig beruhigen wir unser Gewissen und ziehen uns mit solchen Sätzen aus der Verantwortung.
Auf der Erde gab es bereits Massensterben aufgrund klimatischer Veränderungen. Allerdings noch nie in einem solchen Ausmaß und einer so hohen Geschwindigkeit. Die Weltnaturschutzunion geht von einer heutigen Aussterberate aus, welche tausendfach bis zehntausendfach über der normalen liegt. Wir alle in der westlichen Welt sind dafür verantwortlich mit unserer unersättlichen Gier nach mehr Konsum. Mit unserem Verhalten ziehen wir durch die Welt und nehmen uns mehr Ressourcen, als uns zustehen.
Was ist zum Beispiel mit unserem Fleischkonsum? Durch den Anbau von Soja und Mais, welches zu Tierfutter verarbeitet wird, damit wir unsem unersättlichen Hunger nach billigem, mit Antibiotika verseuchtem Fleisch befriedigen können, hinterlassen wir eine Wüste der Verwüstung, indem wir riesige Flächen an Urwäldern abholzen. Oder wie sieht es aus mit den Kaffeekapseln? Trotz des hohen Preises sind im Jahre 2013 weltweit acht Milliarden Kapseln verkauft worden. Aber kaum jemand überlegt sich, wo das Aluminium dafür herkommt, nämlich direkt aus den Regenwäldern Brasiliens, wo jedes Jahr 250 Fußballfelder Regenwald abgeholzt werden, um Bauxit (Aluminiumerde) abzubauen. Die Schäden, welche daraus entstehen, betreffen in erster Linie die Menschen und die Natur vor Ort. Da liegt das eigentliche Problem: Wir hier in Deutschland merken noch nicht viel vom Klimawandel. Nelly Giuliano,
Spaichingen
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