Senioren sollen möglichst lange zu Hause leben können
Kreistag verabschiedet ein Gesamtkonzept, um sich den Herausforderungen der Demografie zu stellen
- Auch ältere Menschen sollen selbstbestimmt in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld leben und wohnen können. Dies ist eines der Ziele des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, das der Kreistag verabschiedet hat. Es komme damit dem Wunsch der meisten Seniorinnen und Senioren nach, heißt es darin. Ermöglicht werde dies durch einen differenzierten Ausbau von ambulanten Hilfen und wohnortnahen Versorgungsangeboten.
Der Konzeption liegen eine umfangreiche Bestandsaufnahme bei ambulanten Diensten, Wohlfahrtsund Sozialverbänden und die Ergebnisse zweier Workshops zugrunde, auch Senioren selbst wurden befragt. Erarbeitet hat das Konzept die Münchner Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (Afa), deren Geschäftsführerin Sabine Wenng es dem Kreistag erläuterte.
Eine Herausforderung werde sein, so eine Erkenntnis, eine hochwertige und für alle zugängliche, bezahlbare Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Dabei liegt der Fokus auch auf den Hausärzten, denn bekanntlich tun sich vor allem niedergelassene Ärzte – von denen fast jeder zweite 60 Jahre und älter ist – in ländlichen Gebieten schwer, einen Nachfolger zu finden.
Als ein dringliches Thema nennt das Konzept daher die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung vor dem Hintergrund des Praxensterbens im ländlichen Raum. Dieses ziehe unter anderem ein Apothekensterben nach sich. Empfohlen wird unter anderem, Hausärzte durch nicht-ärztliche Praxisassistentinnen zu entlasten, lokale Gesundheitszentren zu schaffen und Ärzte verstärkt für Themen zu sensibilisieren, die das Alter betreffen.
Konzeption ist in 13 Handlungsfelder unterteilt
Bis 2035 wird nach den Prognosen der Ostalbkreis immer etwas mehr als 300 000 Einwohner haben. Aber schon bis 2020 wird die Zahl der Älteren zum Teil in erheblichem Umfang zunehmen, die der Jüngeren zum Teil erheblich abnehmen. Demnach wird es bis 2035 auf der Ostalb 10 524 Bürger weniger in der Altersgruppe der unter 40-Jährigen geben und 13 965 weniger in der Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren. Dagegen werden hier 25 568 Einwohner mehr zur Altersgruppe der über 60-Jährigen zählen.
Oder anders gesagt, um den Umbruch zu verdeutlichen: Die Zahl der Bewohner, die noch keine 60 Jahre alt sind, wird genauso stark abnehmen wie die Zahl derer zunehmen wird, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben. Dies, heißt es in dem Konzept, hat erhebliche Konsequenzen für den Kreis, besonders bei der Infrastruktur zur Versorgung der Älteren, und hier vor allem in den größeren Städten und Gemeinden.
Die Konzeption ist in 13 sogenannte Handlungsfelder unterteilt mit Einschätzungen und Maßnahmenempfehlungen. Als ein zentrales Thema wird angesichts der älter werdenden Bevölkerung Betreuung und Pflege genannt. Dabei werde von allen Beteiligten der Mangel an Fachkräften beklagt. So suchten 25 von 28 befragten Pflegeheimen examinierte Mitarbeiter oder Auszubildende. Wenng: „Das Thema Pflege muss Chefsache sein!“Im Bereich „Wohnen im Alter und alternative Wohnformen“etwa wird geraten, die Wohnberatung flächendeckend auszubauen einschließlich unterstützender Hilfeleistungen. Dazu gehört beispielsweise das betreute Wohnen zu Hause.
Bei der Orts- und Entwicklungsplanung soll überprüft werden, wie Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, Zugang zu öffentlichen Gebäuden haben, wie die Straßenbeläge sind, ob Gehwege zugeparkt werden und ob öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen. Denn sie seien wichtig für die Teilhabe von älteren Menschen am öffentlichen Leben, die sonst ihre Wohnung wegen Kontinenzproblemen häufig nicht mehr verließen.
Vereinsamung soll vorgebeugt werden
Mobilität, so eine weitere Empfehlung, soll im Alter durch Fahrtrainings, Sehtests und eine Auffrischung der Kenntnisse der Verkehrsregeln aufrechterhalten werden. Ehrenamtliche Lotsen sollen wohnortnah durch vielfältige Beratungsangebote führen. Damit Senioren möglichst lange möglichst gesund bleiben, soll verstärkt über Präventionsangebote informiert werden, bedarfsgerecht sollen sie sich auch verstärkt an Hochbetagte richten. Dazu gehört in der Konzeption auch, das subjektive Sicherheitsempfinden der Senioren zu verbessern.
Den Älteren soll gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden, um ihrer Vereinsamung vorzubeugen, sie sollen aber auch einer Erwerbstätigkeit nachgehen können, um sozial integriert zu sein. Ältere Arbeitnehmer sollen dank geeigneter Arbeitsbedingungen ihre Potenziale nutzen können. Es soll in den Unternehmen aber auch Kurse geben, die Ältere auf den Ruhestand vorbereiten.
Diese Gruppe stelle ein großes Potenzial für das bürgerschaftliche Engagement dar. Dadurch gewinne sie an Lebensqualität, leide weniger an Depressionen und körperlichen Beeinträchtigungen, sei gesünder und zufriedener. Es brauche aber auch eine Ehrenamtsstruktur, die Ältere befähige, selbst Initiativen zu ergreifen und Projekte umzusetzen.