Gesucht und gefunden: Brauchle und Dylan
Ausstellung auf Schloss Fachsenfeld vereint Fans des Songwriters und des Ellwanger Künstlers gleichermaßen
- Da haben sich ganz offenbar zwei gesucht und gefunden: der Ellwanger Künstler Ulrich Brauchle und die Musiklegende Bob Dylan, Musiker, Poet und seit Kurzem nun wirklich auch LiteraturNobelpreisträger. Das Ergebnis dieser schon seit Längerem währenden, glücklichen künstlerischen Liaison ist noch bis zum 25. Juni auf Schloss Fachsenfeld zu sehen.
„The Times They Are A-Changing“– „Die Zeiten ändern sich“heißt die Ausstellung in Anlehnung an einen Bob-Dylan-Song in ihrem Untertitel oder besser gesagt ihrer Dachzeile. Dahinter verbergen sich über 60 Arbeiten Brauchles zu und über Bob Dylan. Ätzradierungen, in deren Technik Brauchle über Jahre hinweg zweifellos eine erstaunliche Meisterschaft entwickelt und Maßstäbe gesetzt hat.
Die Zeiten ändern sich – auch für die Stiftung Schloss Fachsenfeld, hat man in dessen Ökonomiegebäude eine solche Vernissage zu einer Ausstellung doch sicher noch nie erlebt: Der Künstler auf dem Sofa im lockeren Talk mit Hermann Schludi, dem Kurator der Fachsenfelder Ausstellungen, und beide wiederum sozusagen im Dialog mit dem Musiker Axel Nagel, der zwischendurch an der passenden Stelle immer wieder Dylan-Titel anspielt.
Fundamentale Zeitkritik
Doch ändern sich die Zeiten wirklich? Die Musik von Bob Dylan gehöre deshalb zu unserem Leben, meint Schludi, weil der die großen Themen des Lebens zur Kunst erhoben habe. Und das in Zeiten, etwa denen der großen Umbrüche der 1968er, „die denen heute mehr als ähnlich sind“. Die fundamentale Zeitkritik Bob Dylans in Kontrast zum Heute zu setzen, das macht für Schludi unter anderem den Reiz der Ausstellung aus. Der allerdings nicht gelingen würde ohne denjenigen, den die Musik Dylans in ihrer musikalischen Schlichtheit irgendwann „direkt ins Herz getroffen hat“, wie Brauchle bekennt. Weil ihm, dem 1971 Geborenen, bis dato eher der Klassik und dem Jazz verhaftet, die Popmusik der 1980er Jahre zu synthetisch, zu „plastikmäßig“, wie er sagt, geworden war und ihn die Originalität Dylans fasziniert hat.
Die Originalität Brauchles in seinen grafischen Arbeiten wiederum fasziniert die Betrachter: aufwendig geschaffene Ätzradierungen, ruhig, still, ja fast bescheiden in ihrer Art, in ihrer vorwiegenden Weichheit fast an Kohle- und Bleistiftzeichnungen erinnernd, und doch mit ebenso sicherer wie nervös-suchender Zeichnerhand kreiert. Und dies alles im weiten Spannungsfeld zwischen figürlicher Realität und abstrakter Auflösung. Kein Wunder, dass es 20 von insgesamt nur 35 Exemplaren des von Brauchle geschaffenen Künstlerbuchs „Bob Dylan – 15 lyrics“in das Dylan-Stammland USA geschafft haben, eines davon in die Nationalbibliothek in Washington.
„Genießen Sie die Linien“
Aber auch die Fachsenfelder Ausstellungsbesucher gehen nicht leer aus: Für sie hat Brauchle die „Fachsenfelder Mappe“aufgelegt, 16 Original-Radierungen zu Szenen aus dem 1965 entstandenen Dylan-Kultfilm „Don’t look back“von D. A. Pennebaker. „Eigentlich eine ganze Ausstellung“, wie Schludi bemerkt. Aber egal ob zu Hause an der Wand oder im Fachsenfelder Ökonomiegebäude – diesen Rat Brauchles sollte man auf jeden Fall beherzigen: „Nehmen Sie sich Zeit – und genießen Sie die Linien.“