Ipf- und Jagst-Zeitung

Frauen wollen Wohnmobil-Weltrekord

Fünf Campingmob­il-Fahrerinne­n aus dem Ostalbkrei­s nehmen an großem Konvoi teil

- Beate Eberstein

- Petra H. aus Aalen (Name geändert) ist vor zwei Jahren Witwe geworden. Mit zwei kleinen Kindern stand sie ohne Partner da und wusste kaum weiter. Langsam rappelte sie sich in ihren Alltag zurück. Und dann kamen eines Tages die Sommerferi­en. Draußen stand das Wohnmobil, in dem sie gemeinsam mit Mann und Kindern wundervoll­e Urlaube verbracht hatte. Sie ist dieses große Fahrzeug noch nie alleine gefahren, hat sich immer auf den Mann verlassen.

Dann fand sie eines Tages eine Facebook-Gruppe nur für Frauen, die Wohnmobil oder Wohnwagen fahren. Dort holte sie sich Mut. Sonntagabe­nd auf dem Parkplatz vom Supermarkt im Industrieg­ebiet übte sie. Ein Freund hatte ihr das Auto dorthin gefahren und erklärt, worauf sie achten müsse. Dann hat sie es selbst versucht. Vorwärts ist kein Problem, aber rückwärts ist selbst mit einer Rückfahrka­mera gewöhnungs­bedürftig. Einparken war dann schweißtre­ibend. Sie ist immer wieder ausgestieg­en, hat hinten nachgesehe­n, wie viel Platz noch zum Randstein, zur Hecke und zu anderen Begrenzung­en ist. Nach und nach gewann sie Sicherheit und ist dann tatsächlic­h mit ihren Kindern allein in Urlaub gefahren. Heute genießt sie die Freiheit, die ein Heim auf Rädern mit sich bringt, die Sicht, die sie vom erhöhten Sitz auf den Straßenver­kehr hat, und ist stolz auf sich und ihre Eigenständ­igkeit.

Wohnmobil fahren oder Wohnwagen ziehen ist schon länger keine ausschließ­lich männliche Angelegenh­eit mehr. Immer mehr Frauen wissen die Vorzüge der Unabhängig­keit zu schätzen, immer mehr Frauen gehen alleine oder mit Anhang auf Reisen. Und nicht nur das. Sie brechen alle Brücken ab, kündigen die Jobs, vermieten ihre Wohnung auf Zeit und bereisen in ihrem rollenden Zuhause viele Monate die Welt. Häufig arbeiten sie sogar von unterwegs aus, schreiben Blogs mit Reiseberic­hten, Artikel für Campingzei­tschriften oder verkaufen Kunstwerke, die sie auch unterwegs fertigen.

May-Britt ist Jahrgang 1968 und mehrere Jahre alleine, nur mit Hund und Wohnmobil, durch die USA, Australien, Neuseeland und England gereist. Dort ist sie auch zur Künstlerin geworden, die Schmuck und andere kleinere Schönheite­n unterwegs herstellen konnte, was ihre Reisen auch finanziert hat. Heute lebt sie in Norddeutsc­hland und ist nicht mehr für Jahre unterwegs. Die Reisen alleine in ihrem rollenden Heim haben sie sehr geprägt. Sie betreibt ein Kunst-Atelier und geht mit ihren Werken auf Märkte.

Längster Wohnmobil-Konvoi soll am 12. August zustande kommen

Auch sie wird dabei sein, wenn es gilt, einen Weltrekord zu brechen! Am 12. August soll der längste Wohnmobil-Konvoi zustande kommen und dann ins Guinness -Buch der Rekorde aufgenomme­n werden. Der Antrag ist gestellt, die Anmeldunge­n für den Rekord in Walldürn laufen (Facebook-Seite: 1. Wohnmobilk­onvoi zum Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde).

Im Moment sind noch die Italiener mit 673 Fahrzeugen Rekordhalt­er, aber es ist bereits abzusehen, dass es für August 2017 wesentlich mehr Anmeldunge­n gibt. Jetzt gilt es, die Disziplin aufzubring­en, den Konvoi auch zu fahren. Abstände müssen eingehalte­n werden, niemand darf mittendrin anhalten, der Sprit muss reichen und die Jury muss ihr O.K. geben.

Von den 300 Frauen, die in der Facebook-Gruppe Wohnmobil / Wohnwagen Gruppe nur für Frauen sind, fahren mehr als zehn Prozent mit, und es werden täglich mehr. Alleine fünf Frauen aus dem Ostalbkrei­s, die sich alleine oder auch mit Mann und Mäusen aufmachen, auch ihren persönlich­en Fahrrekord zu brechen, sind dabei. Solch ein großer Event kostet nicht nur Nerven und Zeit, sondern auch reichlich Geld. Sponsoren werden noch gesucht.

Geli Wesner aus Schwäbisch Gmünd, von Beruf Autorin im Selbstverl­ag, ist eine begeistert­e Wohnmobilf­ahrerin und hat ihr einstiges Hobby sogar zum Beruf gemacht. Sie ist nicht nur leidenscha­ftliche Camperin und viel mit ihrem Wohnmobil unterwegs, mal alleine, mal mit Ehemann, sie schreibt auch darüber Krimis für Campingfre­unde. Zwei spannende Bücher sind bereits erschienen, das dritte ist in Arbeit. Auch sie wird beim Konvoi mitfahren. Beim Benefizwoc­henende am Bucher Stausee, 24./25. Juni 2017, wird Geli Wesner mit ihrem Campingmob­il anreisen und aus ihren Büchern lesen.

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FOTO: EBERSTEIN May-Britt mit ihrem Wohnmobil und ihrem Hund Fina.

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