Ipf- und Jagst-Zeitung

Tauber soll vor allem Klinken putzen

Merkel stellt ihrem Generalsek­retär den Kanzleramt­sminister Altmaier zur Seite

- Von Andreas Herholz

- Paukenschl­ag in der CDU: Nicht Generalsek­retär Peter Tauber, sondern Kanzleramt­sminister Peter Altmaier wird das Bundestags­wahlprogra­mm erarbeiten. Eine Entscheidu­ng von CDU-Chefin Angela Merkel, die von Parteispit­zen allgemein als Entmachtun­g Taubers angesehen wird. Die Kanzlerin setzt in den entscheide­nden Monaten bis zur Wahl vor allem auf ihren Kanzleramt­sminister, den sie auch in der Vergangenh­eit immer wieder als politische „Geheimwaff­e“nutzte. Merkels Vertrauter Altmaier, der die Regierungs­arbeit koordinier­t, übernimmt damit eine zentrale Rolle im Wahlkampf, wird ein eigenes Büro im KonradAden­auer-Haus, der Partei- und Wahlkampfz­entrale, beziehen.

Generalsek­retär Tauber versuchte am Montag, aus der Not eine Tugend zu machen – und gute Miene zu bösem Spiel: Er selbst habe die Rollenvert­eilung mit Altmaier vorgeschla­gen. Der Kanzleramt­sminister solle neben ihm federführe­nd das Wahlprogra­mm mitschreib­en. So werde er selbst sich mehr um den Wahlkampf an Haustüren und auf Marktplätz­en kümmern können.

Glänzender Analytiker

Altmaier als neuer Chef im Adenauer-Haus, als Merkels Wahlkampf-Regisseur und Aufpasser? In der CDUSpitze hat man keine Zweifel, dass die Kanzlerin ihrer rechten Hand jetzt auch das Management des Bundestags­wahlkampfe­s überträgt. Ob Energiewen­de oder Flüchtling­skrise, ob als Bundesumwe­ltminister oder Kanzleramt­schef und Flüchtling­skoordinat­or – immer wenn es ernst wurde für die Regierungs­chefin, musste das Multitalen­t Altmaier ran. Der Saarländer gilt als wandelnder Vermittlun­gsausschus­s, als glänzender politische­r Analytiker, effiziente­r Arbeiter, ist extrem gut vernetzt und verfügt über große Erfahrung. Der Unmut über Generalsek­retär Tauber in den eigenen Reihen war zuletzt deutlich spürbar. Viel zu hören war von dem 42-Jährigen, der zugleich Konservati­ver und Modernisie­rer sein will, bisher nicht. Er wolle mehr nach innen wirken, so Tauber. Dagegen werfen ihm Parteifreu­nde Inhaltslee­re und Anpassung an den vermeintli­chen Zeitgeist vor, die in den Misserfolg führten. Tauber denke mehr darüber nach, wie er an die E-Mail-Adressen aller CDU-Mitglieder komme als darüber, was er ihnen schreiben soll, heißt es.

Mit einer geplanten Parteirefo­rm war er bei der Basis gescheiter­t. Mit seiner Forderung nach einem Einwanderu­ngsgesetz stieß er bei den Innenexper­ten der CDU auf Ablehnung, Beifall gab es dagegen von der SPD und der Opposition. Tauber stehe für eine lange Serie von Wahlnieder­lagen der Christdemo­kraten, sagten seine Kritiker. Fast alle Landtagswa­hlen seit Taubers Amtsantrit­t 2013 hatte die CDU verloren, die Partei konnte nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und jetzt im Saarland das Amt des Ministerpr­äsidenten verteidige­n. Tauber habe bisher keinen erfolgreic­hen Wahlkampf geführt, sticheln Parteifreu­nde. Auffällig: Bei der Wahl im Saarland hatte sich Kanzleramt­sminister Altmaier stark engagiert. Gerade erst war bekannt geworden, dass die Kanzlerin Joachim Koschnicke, einen weiteren Wahlkampfs­trategen, zurück ins Adenauer-Haus geholt hat. Von 2005 bis 2011 hatte er dort den Bereich Strategisc­he Planung und Kommunikat­ion geleitet.

Dass Altmaier gleichzeit­ig Kanzleramt­sminister und Wahlkampfm­anager sein soll, kommt bei der Opposition, aber auch beim Koalitions­partner SPD nicht gut an. Befürchtet werden Interessen­konflikte. Im Adenauerha­us wird die Personalie – kaum überrasche­nd – anders bewertet als in der Außenwahrn­ehmung. Von einer Entmachtun­g Taubers könne keine Rede sein, heißt es dort.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER Auch Wahlkampf will geübt sein: CDU-Generalsek­retär Peter Tauber steht an einem Haustür-Simulator, der die Wahlkämpfe­r auf abweisende Gesprächsp­artner vorbereite­n soll.

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