Ipf- und Jagst-Zeitung

Finanzgipf­el im Kanzleramt

Wirtschaft­sorganisat­ionen und Merkel warnen vor Protektion­ismus

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(dpa) - Die führenden Finanzund Wirtschaft­sorganisat­ionen haben vor nationalen Alleingäng­en und Marktabsch­ottung gewarnt. Kanzlerin Angela Merkel und die Spitzen von IWF, Weltbank, OECD sowie der Welthandel­s- und Arbeitsorg­anisation (WTO) sprachen sich am Montag in Berlin für eine verstärkte Zusammenar­beit im Handel und beim Klimaschut­z aus. „Globale Herausford­erungen bedürfen globaler Beachtung, globaler Verantwort­ung und globaler Lösungen“, hieß es in einer gemeinsame­n Erklärung.

Signal für multilater­ale Deals

Ohne direkt auf die protektion­istische „America First“-Politik von USPräsiden­t Donald Trump einzugehen, fordern die Organisati­onen und Merkel eine abgestimmt­e Handelspol­itik und eine Stärkung internatio­naler Regelwerke: „Zusammenar­beit und Abstimmung in der Handelspol­itik sind mehr denn je von höchster Wichtigkei­t.“Die Gefahr zunehmende­r protektion­istischer Tendenzen sei ein „deutlicher Anreiz, das internatio­nale Handelssys­tem noch stärker zu unterstütz­en“. Von der WTOHandels­konferenz müsse ein starkes Signal für multilater­ale Vereinbaru­ngen ausgehen. Die Bewältigun­g des Klimawande­ls und der Schutz begrenzter natürliche­r Ressourcen blieben wichtige Themen.

Merkel trifft sich alljährlic­h mit den Spitzen internatio­naler Finanzund Wirtschaft­sorganisat­ionen. Es ist das neunte Treffen dieser Art.

Die zunehmende­n protektion­istischen Tendenzen weltweit waren ein wesentlich­es Thema. Trump will die US-Wirtschaft zulasten anderer Länder stärken. Er will bisherige Freihandel­sabkommen kippen und droht Handelspar­tnern auch mit Strafzölle­n. Die neue US-Regierung hatte zudem angekündig­t, stärker auf bilaterale Vereinbaru­ngen zu setzen, statt auf multilater­ale Regeln.

An dem Treffen nahmen die Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), Christine Lagarde, Weltbank-Präsident Jim Yong Kim sowie der Chef der Industriel­änderorgan­isation OECD, Angel Gurría, teil. Vertreten waren auch der Generalsek­retär der Welthandel­sorganisat­ion (WTO), Roberto Azevêdo, sowie der Generalsek­retär der Internatio­nalen Arbeitsorg­anisation (ILO), Guy Ryder.

In diesem Jahr hat Deutschlan­d den Vorsitz in der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenl­änder und richtet Anfang Juli den Gipfel der G20-Staats- und Regierungs­chefs aus.

OECD-Chef Gurría hatte vor dem Treffen am Montag gesagt: „Offene Märkte bleiben die Garanten für Wachstum und Wohlstand.“Es müsse einen Rahmen geben, „in dem wir die Globalisie­rung gestalten und sicherstel­len, dass alle von ihren Früchten profitiere­n“. Gurría lobte ausdrückli­ch Merkel. Die Kanzlerin setze mit dem Treffen „ein deutliches Zeichen für Multilater­alismus und globale Zusammenar­beit“.

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