„Die Herausforderung ist die lokale und überregionale Gesetzgebung“
Der Arzt Urs-Vito Albrecht beklagt die Bürokratie, die Start-ups im Gesundheitswesen hemmt – Eine neue Beratungsstelle soll Abhilfe schaffen
- Vielen Start-ups fällt es wegen der komplizierten Gesetzeslage schwer, ihre Apps als Medizinprodukt zertifizieren zu lassen. Das neue Innovationszentrum des Bundesgesundheitsministeriums soll Hemmschwellen abbauen und verhindern, dass Entwickler an vermeintlichen Hürden scheitern. Der Arzt Urs-Vito Albrecht (Foto: OH) von der Medizinischen Hochschule Hannover setzt sich mit ethisch-rechtlichen Bedingungen für medizinische Apps auseinander und hat Mark Hänsgen erklärt, warum er die Beratungsstelle begrüßt.
Krankenkassen unterstützen nur wenige Gesundheits-Apps. Vor welchen Herausforderungen stehen die Entwickler?
Die größte Herausforderung ist nicht die Entwicklung selbst oder das Beschaffen des notwendigen Kapitals. Es ist die Auseinandersetzung mit der lokalen und überregionalen Gesetzgebung, bedingt durch den grenzüberschreitenden Charakter der Anwendungen und Vertriebskanäle. Die Start-ups müssen nicht nur ihre Anwendung durch und durch kennen, sondern auch noch die gesetzlichen Vorschriften. Verpassen sie das oder scheuen die Auseinandersetzung, laufen sie Gefahr, dass ihre Investitionen aufgrund von Kollisionen mit dem geltenden Recht verpuffen.
Wie können diese ihre Idee am besten zu Geld machen?
Der zweite Gesundheitsmarkt (privat finanzierte Produkte und Dienstleistungen, Anm. d. Red.) wird für den Löwenanteil von GesundheitsApps weiterhin der primäre Anlaufpunkt sein. Nachhaltig und finanziell attraktiv ist der Zugang zum ersten Gesundheitsmarkt, etwa die Versorgung durch die gesetzliche und private Krankenversicherung. Hier sind die Hürden allerdings sehr hoch und für viele auch in Zukunft unüberwindlich, wenn die Zugangswege nicht der Technologie angepasst werden.
Was halten Sie vom neuen Innovationszentrum, das solche Start-ups berät?
Ich halte das Angebot des Innovationsbüros vom Konzept für sinnvoll, solange die regulatorische Landschaft derart kompliziert ist. Eine niedrigschwellige Information und Bahnung der Beratung von Gründern und Entwicklern ist immens wichtig, um frühzeitig Hürden zu identifizieren und die Weichen richtig zu stellen helfen. Gründern werden Risiken bewusst und sie können ihre Aufwände besser kalkulieren. Die Beratung kann Abbrüche von Entwicklungen aufgrund regulatorischer Überraschungen vermeiden helfen. Der Erfolg des Innovationsbüros wird davon abhängen, ob die Beratung in der „Sprache“der Gründer erfolgt: bedürfnis-und zielgruppengerecht.