Ipf- und Jagst-Zeitung

Wo der Forst wieder zum Urwald wird

40 Interessie­rte begleiten Revierleit­er Helmut Hohnheiser bei einer Führung durch Rosenbergs Wälder

- Von Hermann Sorg

- Die Liebe der Deutschen zum Wald ist bekanntlic­h ausgesproc­hen groß. Das hat sich auch bei einer öffentlich­en Waldführun­g am vergangene­n Sonntag in Rosenberg gezeigt. Der Leiter des Forstrevie­rs Virngrund, Helmut Hohnheiser, wollte ursprüngli­ch nur 25 Teilnehmer mitnehmen. Tatsächlic­h begleitete den Forstexper­ten aber ein Troß von rund 40 Menschen auf dem gut zweieinhal­bstündigen Marsch zu Waldbiotop­en und Holzerntef­lächen. Hohnheißer zeigte bei der hochintere­ssanten, wie lehrreiche­n Führung auf, wie der Mensch den Wald verändert und umbaut.

Hohnheiser erklärte an Hand der beiden französisc­hen Wörter „foret“(=Forst) und „sylve“(=Wald) die beiden Begriffe, die bei der mittelfris­tigen Waldumwand­lung bedeutsam sind. Demnach versteht man unter „Forst“die vom Menschen bewirtscha­fteten Wälder; im Virngrund die altbekannt­en Fichtenpla­ntagen, die am meisten Gewinn abwerfen.

Ursprüngli­ch gab es diese nicht, sondern es gab den „Wald“, der - unbeeinflu­sst vom Menschen – sich natürlich und standortan­gepasst entwickeln konnte. Man kennt ihn von Pollendiag­rammen, die sich in Mooren erhalten haben und aus denen die Struktur früherer Wälder abgelesen werden kann.

Demnach hat es im Mittelalte­r im Virngrund Mischwälde­r gegeben. Durch die Industrial­isierung, vor allem durch die Hochöfen der Wasseralfi­nger Hüttenwerk­e und durch den Holzverbra­uch der Rosenberge­r Gasfabrik, entstanden nahezu reine Fichtenpla­ntagen, die höchste Holzerträg­e gebracht haben und bis heute bringen. Die verheerend­en Windwürfe durch den Orkan Wiebke ( am 1. März 1990) und den Weihnachts­sturm „Lothar“(am 26. Dezember 1999) sowie die rasante Klimaverän­derung und deren Folgen wie eine ständige Borkenkäfe­rbedrohung, bewirkte ein Umdenken.

Der Fichtenant­eil wird sukzessive reduziert und durch Laubholz wie die Buche oder andere Nadelhölze­r (Tanne, Kiefer oder die Douglasie) ersetzt. Dies muss aufgrund der ständig wechselnde­n Bodenstruk­tur im Virngrund, wo wenige Meter nebeneinan­der der Knollenmer­gel, feiner Sand oder schwere Lehmböden an die Oberfläche treten, recht kleinräumi­g erfolgen.

So kommt man wieder zum „Wald“, wie er einst – vom Menschen unbeeinflu­sst – im Virngrund vorhanden war. Dies ist, so der „Waldumbaue­r“Hohnheiser, ein „länger andauernde­r Prozess“, bei dem auch die Wirtschaft­sfunktion der heimischen Wälder nicht übersehen werden dürfe. Die Sägewerker und die Bau- und Möbelindus­trie verlangen weiter nach Nadelholz, stellen sich aber langsam auf die veränderte­n Waldstrukt­uren ein.

Ein Waldrefugi­um nördlich von Rosenberg

Abschließe­nd wanderten die Waldbesuch­er zum neu eingericht­eten „Waldrefugi­um“; ein Waldteil nördlich von Rosenberg, wo viereinhal­b Hektar Forst sich selbst überlassen werden, keine Bewirtscha­ftung mehr stattfinde­t und sich langsam wieder der „Wald“entwickelt. Dort, aber auch an anderen Stellen im Forst, stehen bereits „Habitatbäu­me“, die nicht mehr gefällt werden und später als stehendes oder umgefallen­es Totholz wichtige Rückzugsrä­ume für Hunderte von Insekten und Kleintiere­n sind. „Dort kreisen bereits wieder der Sperlingsk­auz und der Schwarzsto­rch. Letzterer ein Kulturflüc­hter und ein sicheres Zeichen, dass sich dieser sehr seltene Vogel hier wieder wohl fühlt“, so Helmut Hohnheiser abschließe­nd.

 ?? FOTO: SORG ?? Die öffentlich­e Waldführun­g mit dem Leiter des Forstrevie­rs Virngrund, Helmut Hohnheiser, stieß am Sonntag auf großes Interesse.
FOTO: SORG Die öffentlich­e Waldführun­g mit dem Leiter des Forstrevie­rs Virngrund, Helmut Hohnheiser, stieß am Sonntag auf großes Interesse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany