Haben Vermieter zu wenig Rechte? – Das sagt der Experte
Ortwin Mäurer ist Vorsitzender des Eigentümerverbands Haus und Grund in Aalen. In seinem Anwaltsbüro Mäurer und Partner hat er regelmäßig mit Mietstreitigkeiten zu tun. Der Vermieter, so Mäurer, sei dabei oft im Nachteil. Sobald ein Mieter im zweiten Monat in Folge die Miete nicht bezahlt hat, kann ihm der Vermieter fristlos kündigen. Danach ist Geduld gefragt. „Es kann dann bis zu fünf Monaten dauern, bis der Vermieter seinen Räumungsanspruch durchsetzen kann“, so Mäurer. Denn es sind mehrere Fristen einzuhalten. Alleine der Einsatz eines Gerichtsvollziehers kann – inklusive den Kosten für einen Anwalt oder einen Schlüsseldienst – mehrere Tausend Euro kosten. Besonders teuer wird es, wenn eine Spedition die Wohmen, nung räumt. „Das kostet pro Zimmer zwischen 1000 und 1500 Euro.“Alternativ kann der Gerichtsvollzieher auch nur den Schlüssel einziehen und den Mieter vor die Tür setzen. „Sie haben dann aber die Sache an der Backe.“Deshalb klagen Vermieter laut Mäurer immer wieder, zu wenig Rechte zu haben. Der Anwalt kann das nachvollziehen: „Der Vermieter hat einen strukturellen Nachteil, denn er muss für alles in Vorleistung gehen. Und wenn er sein Recht ausüben möchte, muss er selbst tätig werden, also erst klagen und dann räumen lassen.“Einige Wohnungsbesitzer scheuten sich deshalb vor einer Vermietung. „Viele sagen: ,Dann lasse ich die Wohnung lieber leer stehen.’“Damit sie mehr Sicherheit bekom- rät Mäurer Vermietern, „beim Abschluss des Mietvertrags eine gewisse Härte an den Tag zu legen“. Ein Beispiel: Den Schlüssel gibt es erst, wenn Kaution oder erste Miete bezahlt sind. Ein weiterer Tipp: „Man muss sich die Leute gut anschauen, auch Mieterauskunft und Arbeitsvertrag fordern.“Trotzdem bleibt immer ein Restrisiko, „vor allem im unteren Preissegment“. Wenn die Wohnung vollkommen vermüllt, verdreckt und kaputt hinterlassen wird, sei unter Umständen sogar eine Schadensersatzklage aussichtslos, so der Anwalt – vor allem in Fällen wie dem von Jutta S.: „Wenn einer schon die Miete vom Jobceter kriegt, gibt es wahrscheinlich nicht mehr viel, das man vollstrecken kann.“(JAM)