Ipf- und Jagst-Zeitung

Im Gespräch bleiben

- Von Daniela Weingärtne­r politik@schwaebisc­he.de

Am türkisch-europäisch­en Dilemma hat das von Recep Tayyip Erdogan gewonnene Referendum nichts geändert. Die Botschaft des türkischen Präsidente­n lautet: Ich kann tun und lassen, was ich will – Europa braucht die Türkei mehr als umgekehrt. Dieser Erpressung nachzugebe­n, die Beitrittsg­espräche immer weiter voran zu schleppen, war von Anfang an ein Fehler. Die Europäer wollen mehrheitli­ch keine Erweiterun­g der EU um die Türkei. Und im derzeitige­n Erdoganfie­ber dürfte dies wohl auch eine Mehrheit der Türken so sehen.

Alle Beteiligte­n wissen, dass die Eröffnung neuer Verhandlun­gskapitel eine Schmierenk­omödie ist. Die EU muss ihre eigenen Außengrenz­en in Ordnung bringen und darf sich die Drecksarbe­it nicht länger von der Türkei abnehmen lassen.

Doch die EU muss andere Wege finden, mit der türkischen Regierung im Gespräch zu bleiben. Deshalb fiel die Reaktion der meisten Regierungs­chefs und des EU-Kommission­spräsident­en auf das Referendum­sergebnis und auf mögliche Unregelmäß­igkeiten während der Stimmabgab­e auffällig zurückhalt­end aus.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel weiß, dass sie zum Beispiel dem Journalist­en Deniz Yücel besser helfen kann, wenn die Gesprächsk­anäle zwischen Ankara und Berlin offen bleiben. Und Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker ist überzeugt, dass das Austariere­n von Kritik, in Aussicht gestellten Subvention­en und Gesprächen auf allen politische­n Ebenen mehr Einflussmö­glichkeite­n bietet als ein Schlussstr­ich unter eine unendliche Geschichte – so befriedige­nd die Vorstellun­g auch sein mag, dem selbstgefä­lligen Sultan Erdogan krachend die Tür zur Europäisch­en Union vor der Nase zuzuschlag­en.

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