Meister der rundlichen Formen
Der Bildhauer und Maler Fernando Botero wird 85
(dpa) - Fernando Botero ist einer der wichtigsten lateinamerikanischen Künstler, sein Markenzeichen sind üppige Proportionen. Seiner Heimat Kolumbien ist er immer treu geblieben, hat den Friedensprozess auf seine Art gewürdigt. Heute wird der Bildhauer und Maler 85 Jahre alt.
23 Bronzefiguren des kolumbianischen Bildhauers und Malers Fernando Botero auf der nach ihm benannten Plaza Botero stehen für das neue Medellín. Das Medellín, das die niedrigsten Mordraten seit Jahrzehnten aufweist, Touristen anlockt und die Schatten von Pablo Escobars Drogenkartells hinter sich lässt. Eine sehr rundliche Frau liegt hüllenlos mitten auf der Plaza Botero. Ein korpulenter Soldat reitet auf einem Pferd. Und ein üppiger Mann steht nackt und dominant auf dem Rücken einer Frau. Es gibt wenige Orte auf der Welt mit solch einem ungewöhnlichen Freilichtmuseum. Es steht für die Liebe eines Künstlers zu seiner Heimatstadt.
Botero ist bekannt für die überproportionalen Formen, meist recht sexualisiert. Mit seinen üppigen Damen hat er es zu Weltruhm gebracht. Für ihn sind das aber keine dicken Frauen, sondern der künstlerische Ausdruck einer Verherrlichung der Sinnlichkeit und des Lebens. „Ich gebe allem Volumen: einem Tier, einem Mann, einem Pferd, einer Landschaft, was es auch sei. Großzügigkeit und Üppigkeit stehen für mich in enger Verbindung mit der Sinnlichkeit.“
Der Künstler wurde 1932 in Medellín geboren. Ein vom Stierkampf begeisterter Onkel schickte Botero mit 15 Jahren in die Torero-Schule. Doch anstatt mit den Stieren zu kämpfen, zeichnete der Junge sie. Er fand Arbeit als Illustrator bei der Zeitung „El Colombiano“und gewann einen Kunstpreis in Bogotá. Mit dem Geld reiste er nach Europa, wo er vor allem in Italien die Künstler der Renaissance studierte. Seinen unverkennbaren Stil begann er 1956 in Mexiko zu entwickeln, als er eine Mandoline malte.
1969 entdeckten ihn zwei deutsche Kunsthistoriker und Kuratoren, Dietrich Mahlow und Klaus Gallwitz. Ab da ging es bergauf mit seiner Karriere. Seine über 3000 Bilder und 300 Skulpturen erreichen Rekordpreise. 2007 machte er mit politischen Werken von sich reden, in seinem unnachahmlichen Stil stellte er in überproportionalen Formen mit der Abu Ghraib-Serie die Folterpraktiken der US-Soldaten im Irak nach, zudem setzte er sich mit dem Konflikt in seinem Heimatland Kolumbien auseinander.