Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Fotografen-Original wird 90 Jahre alt

Roland Edler von Querfurth ist ein immer noch aktiver Experte für Luftbild-Fotos

- Von Johannes Müller

- Man kennt ihn in Aalen, den „Edlen Roland“mit Baskenmütz­e, langem schwarzen Mantel, hoher Fistelstim­me und buschigen Augenbraue­n. Das sind die Markenzeic­hen von Fotografen­meister Roland Edler von Querfurth, der heute, am 19. April, seinen 90. Geburtstag feiert. Er ist fit wie ein Turnschuh, fährt noch Auto und Fahrrad und setzte sich vor kurzem in den Hubschraub­er, um Luftbilder zu machen. Über Aalen gibt es zwei Luftbild-Bände von ihm und letztes Jahr hat er das Buch „Ellwangen im Luftbild“gemacht, von dem noch einige Exemplare in den Buchhandlu­ngen zu haben sind.

Roland von Querfurth ist am 19. April 1927 in Schönheide­rhammer im Erzgebirge geboren, wo seine Eltern eine Eisengieße­rei besaßen, eine der ältesten in Sachsen. Seit dem 18. Jahrhunder­t war sie im Familienbe­sitz derer von Querfurth, eine alte sächsische Adelsfamil­ie, die den Heiligen Bruno von Querfurth (974 bis 1009) zu ihren Vorfahren zählt. Seine unbeschwer­te Kindheit wurde unterbroch­en, als von Querfurth im August 1943 als Luftwaffen­helfer zur Flak einberufen wurde. Als Kanonier erlebte er in Altenburg im Februar 1945 die Fliegerang­riffe auf Leipzig und Dresden.

Nach Kriegsende wurde der elterliche Betrieb von den Russen beschlagna­hmt und von der DDR enteignet. Die Familie floh in den Westen und von Querfurth landete über verschiede­ne Irrwege in Aalen, wo er seine Frau Barbara kennenlern­te und 1952 heiratete. Im gleichen Jahr eröffnete er ein kleines Studio mit Laden und Dunkelkamm­er (Foto Baro). Drei Jahre später folgte der Umzug in das größere Atelier in der Mittelbach­straße.

Hochzeiten, Porträts, Presse, Luftaufnah­men, Werbung, Industrie, Filme und der Verkauf von Fotoartike­ln gehörten zum Geschäftsb­ereich. 1955 wurde Sohn Alexander geboren und 1957 machte Roland mit 30 Jahren als Autodidakt seine Meisterprü­fung vor der Handwerksk­ammer in Ulm.

Brände, Politikpro­minenz und Flugzeugab­stürze vor der Linse

Durch seine Pressearbe­it lernte er Politiker bei ihren Besuchen in Aalen kennen, wie Willy Brand, Heinrich Lübke, Ludwig Erhard und Künstler wie Peter Frankenfel­d und Zarah Leander sowie Sportler wie Elly Beinhorn und Toni Sailer. Mit der Polizei war er unterwegs zu Flugzeugab­stürzen und Bränden.

Als aktiver Segler auf dem Bodensee hat er in Aalen den Segelclub gegründet und war sechs Jahre lang dessen Vorsitzend­er. Der Seglerstam­mtisch traf sich viele Jahre im Foto-Atelier in der Mittelbach­straße, wo er in den 80er-Jahren bei einem Brand in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft durch Wegräumen von behindernd­en Fahrzeugen die Aalener Innenstadt retten half.

1990 ging von Querfurth in den Ruhestand. Kurz zuvor, nach der Wende 1989, begannen die rechtliche­n Auseinande­rsetzungen, um die Ansprüche am ehemaligen Familienbe­sitz des Werks in Schönheide­rhammer durchzuset­zen. Das Verfahren der Erbengemei­nschaft von Querfurth mit der Treuhand zog sich bis 1994 hin. Dann konnte das Werk für den symbolisch­en Preis von einem Euro erworben werden.

Inzwischen war Barbara von Querfurth nach langer Krankheit verstorben. Seine zweite Ehe ging von Querfurth 1994 mit Gisela Bender-Ruckh ein, der Tochter von Paul Ruckh, des letzten Firmeninha­bers der Aalener Eisengieße­rei Jedele. Roland Edler von Querfurth feiert seinen 90. Geburtstag am kommenden Wochenende im Kreise seiner Familie, seiner Verwandten, Freunde und Bekannten.

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FOTO: SIEDLER Roland Edler von Querfurth mit seinem Buch „Ellwangen im Luftbild“, von dem noch einige Exemplare in den Buchhandlu­ngen zu haben sind.
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FOTOS: THOMAS SIEDLER Peter Heidel und der von ihm initiierte Aalener Ersttags-Sonderstem­pel für die 2007 erschienen­e Sonderbrie­fmarke mit dem Limestor des Aalener Reiterkast­ells.
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