Ipf- und Jagst-Zeitung

Trump, das Klima und der Dominoeffe­kt

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Washington­s geplante radikale Kürzungen bei der Klimaforsc­hung werden nach Auffassung von Wissenscha­ftlern weit über die Grenzen der USA hinweg zu spüren sein. Die massiven Einschnitt­e bei Finanzen und Personal drohen die Forschung weltweit zu lähmen – und damit den Kampf gegen den Klimawande­l, warnen sie. Deshalb entschloss­en sich Tausende Forscher, am Samstag am „March for Science“, weltweiten Demonstrat­ionen für die Bedeutung der Wissenscha­ft, teilzunehm­en.

Die von US-Präsident Donald Trump geforderte­n Einschnitt­e treffen vor allem Behörden, die Daten zum Klima sammeln: per Satellit im All bis zu den tiefsten Gräben in den Ozeanen. Im Visier sind Budgets zur Klimaforsc­hung im Energiemin­isterium, der Umweltschu­tzbehörde Epa, der Nasa sowie der Behörde für Wetter- und Meeresfors­chung (Noaa). Sie betreffen Milliarden von Dollar und Tausende Jobs.

Nach Trumps Amtsantrit­t wächst die Angst vor einer neuen Ära der „alternativ­en Fakten“, so leugnet der jetzige US-Präsident seit Jahren den menschenge­machten Klimawande­l. Er nannte ihn unter anderem einen von den Chinesen ausgedacht­en „Schwindel“. Dennoch betonte Trump zum „Earth Day“, dem 22. April, seine Regierung sei „einer Förderung wissenscha­ftlicher Forschung verpflicht­et, die zu einem besseren Verständni­s unserer Umwelt“ führe. Eine „gründliche Wissenscha­ft“sei nicht ideologiea­bhängig. Jedoch möchte Trump die Forschungs­förderung kürzen.

Der Vorsitzend­e des Wissenscha­ftler-Zusammensc­hlusses Union of Concerned Scientists, Kenneth Kimmell, spricht von einem „beispiello­sen Angriff auf die Wissenscha­ft und der auf Fakten basierende­n politische­n Entscheidu­ngsfindung“. Nirgendwo sonst sei dieser Angriff so „brutal wie bei der Frage der globalen Klimaerwär­mung“.

Wissenscha­ftler in Europa, Asien und Australien fürchten einen Dominoeffe­kt. „Wir nutzen täglich Daten aus den USA“, sagt Björn Samset vom Zentrum für Internatio­nale Klimaforsc­hung in Oslo. Dank ihrer mächtigen nationalen Behörden seien die USA zum wichtigste­n globalen Anbieter „hochwertig­er Datensätze“geworden. Auf der US-Streichlis­te stehen Programme, ohne die sich nur schwer verfolgen lässt, wie viel des Treibhausg­ases Kohlendiox­id weltweit in die Atmosphäre gelangt. Drei der sechs internatio­nalen Plattforme­n, über die Klima-Experten ihre Erkenntnis­se teilen, werden von den USA aus betrieben – wie es mit ihnen weitergeht, ist offen. Zusätzlich beschränkt wird der wissenscha­ftliche Austausch durch die strikteren Visaregeln und Einreisebe­schränkung­en der USA. Praktisch alle wichtigen Studien und Modelle zum Klima seien grenzübers­chreitend, sagt der Osloer Forschungs­leiter Samset. (AFP)

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Frau Petry hält sich alle Optionen offen.

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