Ipf- und Jagst-Zeitung

„Wir sind froh, dass du hier bist“

Kindheitsp­ädagogin Amelie Matzik und ihr Team betreuen Kinder der LEA

- Von Petra Rapp-Neumann

- Seit die LEA vor zwei Jahren eröffnet worden ist, leitet Kindheitsp­ädagogin Amelie Matzik die Kinderbetr­euung. Weil die meisten Familien länger in der LEA bleiben, haben sich die Anforderun­gen an die Leiterin und ihr Team aus Erzieherin­nen, Jugend- und Heimerzieh­erinnen geändert. Geblieben ist eine ebenso schöne wie anstrengen­de Aufgabe: „Meine Arbeit bereichert mich und hat mich demütiger gemacht.“

Die Zeiten der Überbelegu­ng in der Kinderbetr­euung der LEA sind vorbei: „Während der Hochphase im Sommer 2015 waren 1200 Kinder auf dem Gelände, von denen 80 bis 100 täglich betreut wurden. Wir waren zu dritt. Heute betreuen drei Vollzeitun­d drei Teilzeitkr­äfte im Schnitt 30 bis 40 Kinder.“Aber auch die fordern das Team.

Um kurz vor halb zwei wird Amelie Matzik schon sehnsüchti­g erwartet: „Machst du heute wieder Cinema?“, fragt ein kleines Mädchen und zeigt stolz ihre Inliner, mit denen sie aber nur draußen fahren darf. Das Kinderkino, in dem DVDs gezeigt werden, ist sehr beliebt. Fünf Nationen sind an diesem Nachmittag versammelt: Kinder aus Nigeria, Mazedonien, Russland, Syrien und Kurdistan. Viele Mütter schicken ihre Kinder regelmäßig. „Rund 30 Prozent sind noch keine drei Jahre alt. Bei Kindern bis zu vier Jahren muss eine Aufsichtsp­erson mitkommen. Alle anderen können kommen und gehen, wie sie möchten“, erläutert die Pädagogin. Im Schnitt bleiben die Familien heute drei bis sechs Monate in der LEA. Wegen der längeren Verweildau­er gibt es eine Kooperatio­n mit der Buchenberg­schule, die zurzeit fünf LEA-Kinder besuchen.

Kinderbetr­euung ist auch Familienze­ntrum

In der überbelegt­en LEA stand nur ein Jugendraum für die Kinderbetr­euung zur Verfügung. Die restlichen Räume waren zu Schlafquar­tieren umfunktion­iert worden. Heute gibt es drei Räume, die nach Alter unterteilt sind. Für die Fünf- bis Neunjährig­en gibt es Kuscheleck­en, Tischkicke­r, jede Menge Spielzeug und Kinderbüch­er zur Sprachförd­erung.

Die Kleinen singen Lieblingsl­ieder und lernen erste deutsche Worte. „Wir verständig­en uns in einem Mix aus Englisch und Deutsch“, sagt Amelie Matzik. „Für die Kinder spielen Sprache und Hautfarbe keine Rolle. Wir feiern zusammen religiöse Feste, Geburtstag­e und natürlich Fasching.“In englischer und französisc­her Sprache informiert ihr Team die Eltern über das deutsche Schulsyste­m und verschickt Elternbrie­fe: „Wir verstehen uns als Familienze­ntrum und möchten auch die Eltern auf das Leben in Deutschlan­d vorbereite­n. Dann sind sie schon einen Schritt weiter, wenn sie verlegt werden“, erläutert Amelie Matzik. „Eltern sind bei uns immer willkommen. Und alleinerzi­ehende Mütter haben Pause, während ihre Kinder bei uns sind.“Aktuell gibt es in der LEA 685 Flüchtling­e, darunter rund 100 Kinder und Jugendlich­e unter 17 Jahren.

Die Kinderbetr­euung arbeitet eng mit dem LEA-Psychologe­n Reinhard Sellmann und dem Jugendamt zusammen. Denn auch bei den Jüngsten beobachten die Betreuerin­nen Verhaltens­auffälligk­eiten, niedrige Toleranzsc­hwellen und Aggression­en untereinan­der: „Weil die Kinder Gewalt erlebt haben, geht es oft deutlich ruppiger zu. Wir fragen nicht nach und sprechen auch mit den Eltern nie im Beisein der Kinder über Fluchterle­bnisse.“

Alleinreis­ende männliche LEABewohne­r haben prinzipiel­l keinen Zutritt zur Kinderbetr­euung: „Wir sind eine männerfrei­e Zone.“Security-Mitarbeite­r sind immer in Reichweite.

In diesem geschützte­n Rahmen gilt für alle kleinen Gäste: „Jetzt bist du hier, und wir sind froh, dass du hier bist.“Diese Botschaft erfüllen Amelie Matzik und ihre Mitarbeite­rinnen jeden Tag mit Leben. Immer montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr.

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FOTO: R 30 bis 40 Mädchen und Jungen kommen jeden Tag in die Kinderbetr­euung der LEA. Hier betreuen sie Amelie Matzik (links) und ihr Team, rechts ihre Kollegin CarolineGr­andy.

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