Frisch ran an Ludwig van
Standing Ovations für die Junge Philharmonie Ostwürttemberg in der Aalener Stadthalle
- Mit jugendlicher Frische und auf höchstem musikalischem Niveau, so hat sich die Junge Philharmonie Ostwürttemberg (JPO) bei ihrem Frühlingskonzert in der nicht ganz ausverkauften Aalener Stadthalle präsentiert. Für die Leistung des Orchesters unter der Leitung von Uwe Renz gab es lang anhaltenden, lautstarken Applaus. Vor allem die beiden Solisten Florian Hock (Marimba) und Lukas Zeuner (Vibraphon) spielten sich in die Herzen der Zuhörer.
Die Sinfonien Nr. 8 in F-Dur und Nr. 5 in c-Moll von Ludwig van Beethoven umrahmten den Höhepunkt des Abends, die Toccata für Vibraphon, Marimba und Orchester des dänischen Komponisten Anders Koppel.
Das erste Lob gebührt natürlich dem Dirigenten. Uwe Renz, der seit 2005 Chefdirigent des Orchesters ist, hat sein Team im Griff. Seine klaren Anweisungen mit dem Dirigentenstab setzen die über 50 Musikerinnen und Musiker rasch um. Das Orchester präsentiert sich stets als Einheit, als geschlossener Klangkörper. Ja, das Ganze ist mehr als die Summe der Teile.
Stolperfallen souverän genommen
Vivace – lebhaft, lebendig. Dies war die Zielrichtung zum Auftakt bei Beethovens achter Sinfonie. Das Orchester nahm das Stück mit jugendlicher Frische und Neugier, aber keineswegs mit jugendlichem Ungestüm an. Leicht, verspielt, ja sogar mit hintergründigem Humor, auf jeden Fall mit viel Spaß ging's durch die Sinfonie, die bis zum fulminanten Schluss doch einige Stolperfallen für die Musiker bereit hält, die aber sämtlich souverän genommen wurden.
Kontrast: Anders Koppels Toccata hat eine ganz andere musikalische Sprache: schwermütig, verträumt, sphärisch, modern, teilweise mit Blue Notes oder Walzertakten. Ein echter Hingucker war das Ellwanger Percussionsduo Florian Hock (Marimba) und Lukas Zeuner (Vibraphon). Beide sind feste Mitglieder des JPO – und wahrlich beeindruckend. Mit ständigem Blickkontakt, lächelnd, mit sichtbarem Spaß ließen sie die Schlägel über die Instrumente fliegen. Am schönsten war der Teil, als Hock und Zeuner gemeinsam mit Kontrabassist Hae-Jung Park und den Schlagwerkern Leander Brune und Johann Schuster die Komposition langsam wieder anschwellen ließen. Zeuner (Jahrgang 1997) und Hock (1999) machten ihre ersten musikalischen Schritte bei der Städtischen Musikschule Ellwangen bei Bernd Brunk und haben sich mittlerweile zu höheren Weihen hochgearbeitet. Zeuner studiert seit nunmehr zwei Jahren an der Musikhochschule Stuttgart. Mit dem Part in Koppels Stück wollte sich das Publikum nicht zufrieden geben. Als Zugabe legte das Duo Rimski-Korsakows „Hummelflug“nach. Die anschließende Pause war für alle Beteiligten hochverdient. Weiter ging's mit Beethovens Fünfter, genau, die mit dem Ta-Ta-TaTaaaa, dem Schicksalsmotiv. Hier zeigte sich das Orchester in voller Besetzung auf höchstem Niveau und nahm das Stück unter Renz' Führung so, wie es gespielt werden muss: auf das Wesentliche reduziert, mit klaren Akzenten und gleichzeitig spielerisch leicht. Das macht die Klasse des Orchesters aus. Ein gut gesetzter Schluss ziert alles, und Dirigent Uwe Renz konnte zufrieden die erste Reihe seiner Musiker abklatschen.