Gartendirektor erklärt die Welt der Mainau
Es ist ein immer wiederkehrendes Ritual. Bekommen wir Gäste aus dem Ausland, dann stehen zwei Ausflugsziele ganz oben auf der Wunschliste: Schloss Neuschwanstein und die Insel Mainau. Eine Visite im Blumenparadies ist für sie geradezu ein Muss. Das sagen sich auch die restlichen 1,2 Millionen, die jährlich die Insel mit einer der bedeutendsten Gartenanlagen in Deutschland besuchen.
Wer trotzdem noch zweifelt, ob sich die Reise lohnt, sollte einen Blick in das reizvoll bebilderte Buch „Die Gärten der Blumeninsel Mainau“werfen. Gartendirektor Markus Zeiler beschreibt darin neben der Pflanzenwelt eindrücklich die wechselvolle Geschichte der Mainau. Zuerst war sie vom frühen 8. Jahrhundert an im Besitz des Klosters Reichenau, dann kamen der Deutsche Orden (1272 bis 1806), das Großherzogtum Baden und der ungarische Fürsten Nikolaus Esterhazy (1827). Dieser pflanzte die ersten exotischen Bäume und Sträucher. 1853 kaufte der leidenschaftliche Baumliebhaber Großherzog Friedrich I. von Baden die Mainau zurück und schuf die Grundlage für das heute noch existierende Arboretum. Dann erhielt seine Tochter Victoria, Gattin des Schwedenkönigs Gustav V., die Insel. Ihr Enkel war Graf Lennart Bernadotte, der bekanntlich durch seine Ehe mit der bürgerlichen Karin Nissvandt alle Titel und Ansprüche eines Prinzen von Schweden einbüßte. Immerhin bekam er von seinem Großvater die Insel Mainau geschenkt – nach jahrzehntelanger Vernachlässigung ein „schwimmender“Dschungel, wie er später erklärte.
Was in rund 80 Jahren auf dem 42 Hektar großen Gelände geschaffen wurde, schildert Zeiler in kurzen, informativen und unterhaltsam zu lesenden Abschnitten. Er nimmt den Leser mit zu den verschiedenen Gartenbereichen: italienischer Rosengarten, Staudengarten, Insektengarten, Dahliengarten, Küchengarten … Und nebenbei beschreibt er Pflanzen, Gartenpläne und historische Hintergründe. Aber all das bliebe sehr theoretisch, wären da nicht die Fotografien! Peter Allgaier rückt mit seinem Blick für die perfekte Perspektive die Insel zu allen Jahreszeiten ins beste Licht. Aber vor allem die Frühlingsbilder mit Tausenden von Tulpen in erstaunlichen Farbkombinationen zeigen, dass Gärtner auch Maler sind. Spitzenklasse.