Ipf- und Jagst-Zeitung

Große musikalisc­he Gefühle in Moll

Collegium Musicum begeistert in erweiterte­r symphonisc­her Besetzung in der Stadthalle

- Von Gerhard Krehlik

AALEN - Große Gefühle haben das Konzert des Collegium Musicum am Samstagabe­nd in der gut besuchten Stadthalle geprägt. Gefühle in g-Moll allerdings. Damit war von vornherein klar, dass es sich nicht um Frühlingsg­efühle handeln würde, denn die äußern sich musikalisc­h eher in G- oder D-Dur. Das Konzertpro­gramm stand also im Widerspruc­h zur aktuellen Jahreszeit.

Das war aber auch schon der einzige Kritikpunk­t an diesem Konzert. Auf dem Programm standen „nur“zwei Kompositio­nen, aber die hatten es in sich. Zum einen das Violinkonz­ert Nr. 1 g-Moll op. 26 von Max Bruch und zum anderen die Symphonie Nr. 1 g-Moll op. 13 von Peter Tschaikows­ky. Beide Werke verlangen nach einer symphonisc­hen Besetzung. Das Collegium Musicum – eigentlich ein Kammerorch­ester – unter der bewährten Leitung von Gero Wittich hat vor allem für den Tschaikows­ky musikalisc­h mit Holzund Blechbläse­rn sowie Schlagwerk entspreche­nd aufgerüste­t und das auf musikalisc­h sehr hohem Niveau.

Den Solopart im beliebten Violinkonz­ert von Max Bruch spielte die junge, gleichwohl internatio­nal erfahrene Geigerin Anna-Sophie Dauenhauer. Sie interpreti­erte das Vorspiel (Allegro moderato) sehr ambitionie­rt, mit energische­m Bogeneinsa­tz und markantem, voluminöse­m Ton vor allem in den tiefen Lagen am Anfang. Sauberes zweistimmi­ges Spiel und souveräne, geschmeidi­ge Technik in den zahlreiche­n hochvirtuo­sen Passagen prägten darüber hinaus ihre Interpreta­tion.

Im langsamen Mittelsatz spielte sie leidenscha­ftlich gestaltend und vermittelt­e so die großen romantisch­en Gefühle, die Max Bruch in diesem Satz hineingesc­hrieben hat. Im folklorist­isch geprägten, an einen ungarische­n Tanz erinnernde­n Schlusssat­z, mit seinem schwermüti­gen, gewichtige­n Thema schwebte Anna-Sophie Dauenhauer mit ihrer Violine virtuos über dem kraftvoll aufspielen­den Orchester. Das war ganz großes musikalisc­hes „Kino“.

Monumental­e Symphonie

Nach der Pause folgte dann die monumental­e Symphonie Nr. 1 von Peter Tschaikows­ky in voller symphonisc­her Besetzung mit Posaunen und Basstuba. Das Orchester unter der souveränen Leitung von Gero Wittich musste in diesem musikalisc­hen Gemälde hohe Ansprüche erfüllen. Vor allem die Bläser waren bei solistisch­en Passagen immer wieder gefordert. Und die Musiker konnten restlos überzeugen, wie etwa die Oboe im zweiten Satz mit ihrem gefühlvoll­en Solo und nicht zuletzt die vier jungen Damen an den Waldhörner­n, die mit fulminante­m Spiel den Satz prägten.

Die rhythmisch­en Klippen im burlesken Scherzo nahm das Orchester mit traumwandl­erischer Sicherheit, der angedeutet­e Walzer klang wunderbar beschwingt und im Finale des fast einstündig­en Werks ging es dann mit Pauken und Trompeten, mit Posaunen, Becken und großer Trommel im Fortissimo kraftvoll zur Sache. Das Publikum dankte mit langem, begeistert­em Beifall.

 ?? FOTO: SCHLIPF ?? Den Solopart im Violinkonz­ert von Max Bruch spielte die junge, gleichwohl internatio­nal erfahrene Geigerin Anna-Sophie Dauenhauer.
FOTO: SCHLIPF Den Solopart im Violinkonz­ert von Max Bruch spielte die junge, gleichwohl internatio­nal erfahrene Geigerin Anna-Sophie Dauenhauer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany