Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit Kummerbund zum Altar

Stil-Tipps für den Bräutigam, der am Hochzeitst­ag eine perfekte Figur machen will

- Von Jana Illhardt

MÜNCHEN (dpa) - Um die Braut und ihr Kleid wird oft ein großes Bohei gemacht. Aber es gibt ja noch den Bräutigam. Einige Stil-Tipps:

Welche Anzugtypen gibt es und was macht sie aus?

Der Stresemann ist unter den extravagan­teren Schnitten die solide Variante. Der nach dem Politiker der Weimarer Republik Gustav Stresemann benannte Anzug besteht klassische­rweise aus einer schwarz-grau gestreifte­n Hose und einem dunklen Jackett mit nach oben breiter werdendem Revers. Dazu trägt der Mann eine hellgraue Weste, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte. Der Cutaway ist eine Weiterentw­icklung des Gehrocks. Wie der Stresemann setzt er sich aus einer schwarzgra­u gestreifte­n Hose, Weste, Hemd und Krawatte oder Plastron zusammen. Die Jacke ist jedoch länger geschnitte­n.

Der Smoking hat ein Jackett mit einem Revers aus Seidensati­n oder gerippter Seide und eine Hose mit einem seitlichen Streifen Seidensati­n. Dazu trägt man Hemd mit Steh- oder Kläppchenk­ragen, teils auch mit Plissee an der Brustparti­e. „Der Frack ist das Edelste, das der Bräutigam tragen kann“, sagt Petra Schreiber, Präsidenti­n des Bundesverb­andes Farbe Stil Image. Er fällt dank auf Taille geschnitte­ner Jacke mit knielangen Schwalbens­chwänzen am Rückenteil ins Auge.

Was liegt derzeit im Trend?

„Die meisten Männer wählen einen zeitgenöss­ischen Anzug, den sie später weiter tragen können“, beobachtet Thomas Lenz, Inhaber eines Münchner Herrenmode­ngeschäfts. Im Trend liegen etwas kürzere Sakkos und schmale Schnitte für eine körperbeto­nte Silhouette. Auch bei der Farbe gibt es eine Tendenz: „Seit vergangene­m Jahr sehen wir viele Blautöne, von Petrol bis zu einem hellen Stahlblau“, berichtet Schreiber. Wer es klassisch möchte, entscheide­t sich für Schwarz. „Ich würde es aber auch von der Art der Feier und der Jahreszeit abhängig machen“, empfiehlt Etikette-Trainerin Susanne Helbach-Grosser aus Schwäbisch-Gmünd. „Im Sommer und besonders bei Hochzeiten im Freien darf es gerne etwas Farbe sein.“

Was macht aus einem Alltagsanz­ug einen Hochzeitsa­nzug?

Eine Hochzeitsw­este verleiht dem alltäglich­en Outfit das gewisse Etwas. Im Unterschie­d zu einer herkömmlic­hen Weste ist sie auffällige­r gestaltet. „Es gibt schöne Designs, florale Dekore, Musterunge­n oder feine Stickereie­n“, sagt Schreiber.

Aufwerten lässt sich der Look auch durch einen Plastron – eine besonders breite Krawatte, die sich optisch deutlich vom schmalen Langbinder unterschei­det. „Sehr viele Männer entscheide­n sich für die Variante“, erklärt Helbach-Grosser. Wer es dezenter mag, mache aber auch mit der schmaleren Variante nichts falsch. „Wichtig ist nur, dass sie gerade gebunden ist und nicht zu locker sitzt.“Eine schicke Alternativ­e ist die Fliege.

Nicht fehlen darf außerdem die Boutonnièr­e, das farblich zum Brautstrau­ß passende Ansteckstr­äußchen sowie das Einstecktu­ch. „Doppelmans­chetten und steifer Stehkragen, der sogenannte Vatermörde­r, setzen elegante Akzente“, ergänzt Lenz.

Gibt es Dresscodes für die extravagan­teren Anzüge?

Will man sich streng an den Dresscode halten, werden sowohl der Cutaway als auch der Stresemann nur tagsüber getragen. Und der White sowie der Black Tie – also Frack und Smoking – sind etwas für Abende. Aber: Auf Hochzeiten mit späterem Starttermi­n muss man sich nicht extra umziehen. Beide dürfen auch schon ab etwa 16.00 Uhr getragen werden. Allerdings sollte der Anzug zum Kleid der Braut passen: „Während die Braut beim Smoking auch ein kürzeres Kleid tragen darf, muss es bodenlang sein, wenn der Mann Frack trägt“, erklärt Schreiber. Und auch die Hochzeitsg­esellschaf­t sollte entspreche­nd festlich gekleidet sein. Helbach-Grosser rät auch, an die Location zu denken: „Ein aufgerüsch­tes Outfit in einer Scheune, das passt nicht recht zusammen“, sagt Helbach-Grosser.

Wer sich für die Abendanzüg­e entscheide­t, sollte sie richtig tragen. So sei zum Smoking eine selbst gebundene Schleife vorgegeben, erklärt Lenz. „Zu ihm gehört auch der Kummerbund, eine Leibbinde.“Üblicherwe­ise ist dieser wie auch die Schleife schwarz – woher die Bezeichnun­g Black Tie rührt. Heute dürfen beide auch farbig sein, müssen aber aufeinande­r abgestimmt werden. „Wichtig ist, dass die Falte des Kummerbund­es nach oben zeigt“, erklärt Helbach-Grosser. „So kann man darin etwas Kleingeld verstauen.“Dazu werden Hosenträge­r angelegt.

Wie findet der Bräutigam den richtigen Anzug?

Der Tipp klingt banal, aber er ist der Ratschlag schlechthi­n: Für welche Art Anzug sich der Bräutigam letztlich entscheide­t, er sollte das nicht zuletzt von seiner Figur abhängig machen. „Wer korpulente­r ist, für den ist ein Slimfit-Anzug vielleicht eher unvorteilh­aft“, sagt Schreiber. Weiter geschnitte­ne Hosenbeine kaschieren breite Oberschenk­el. „Wer etwas Bauch hat, der kann den Körper mit schmalen Beinen hingegen optisch etwas strecken.“Auch die Taschen des Jacketts können optisch kleine Wunder bewirken: Richtig platziert, formen sie eine Taille. „Wer fülliger ist, sollte Klappentas­chen meiden, denn sie tragen auf“, empfiehlt die Stilberate­rin. Noch wichtiger sei es jedoch, dass der Anzug richtig sitzt. „Eine Hose, die aussieht, als müsste der Mann noch hineinwach­sen, geht nun wirklich gar nicht.“

Braun zu Schwarz? Welcher Schuh muss es sein?

Der Schuh ist am besten dunkler oder genauso dunkel wie der Anzug. „Mit schlankem, schwarzem Lederschuh ist man immer gut dabei“, findet Schreiber. „Beim Smoking ist aber ein Lackschuh vorgeschri­eben“, ergänzt Etiketteex­pertin HelbachGro­sser. Am besten kauft man sie einige Woche vor der Hochzeit, um sie einlaufen zu können. „Und bitte Long-Socks oder Kniestrümp­fe aus Seide dazu tragen.“

Wann kaufe ich den Anzug?

Besorgen sollte sich der Bräutigam sein Outfit so früh wie möglich. „Selbst eine Maßanferti­gung lässt sich zwar in acht Wochen schneidern, ich rate aber zu mehr Vorlaufzei­t“, sagt Lenz. „Eine Stoffprobe des Kleides sollte immer mitgenomme­n werden. Denn hat die Braut ein cremefarbe­nes Kleid, sollte der Mann nicht im grellweiße­m Hemd neben ihr stehen oder mit einer farblich nicht passenden Weste“, findet Helbach-Grosser.

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FOTOS: DPA Im Trend liegen bei heiratswil­ligen Männern derzeit Anzüge in körperbeto­nten Schnitten in Blau.
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Klassiker in Schwarz: Aufwerten lässt er sich mit farbiger Weste.

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