Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein neues Wir-Gefühl

Eine moderne Gartenscha­u soll Bad Herrenalb als Touristeno­rt wieder ins Gespräch bringen

- Von Sönke Möhl

(lsw) - Der Regen prasselt heftig, doch die in grüne Schutzklei­dung gehüllten Gärtner scheint es nicht zu stören. An der Klosterkir­che setzen sie noch Heckenbäum­chen und im Kurpark wird letzte Hand an Wege und Beete gelegt. Bis Samstag soll für die Eröffnung der Gartenscha­u im Kurstädtch­en Bad Herrenalb alles perfekt gerichtet sein. Ob dann die Sonne scheint, steht in den Sternen.

Bürgermeis­ter Norbert Mai (parteilos) gibt sich gelassen. „Ich bin tiefenents­pannt.“Die Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU), springt ihm bei. Die jungen Pflanzen bräuchten Wasser und könnten so besonders gut wurzeln.

Bad Herrenalb im Nordschwar­zwald hat eine Tradition als Kurstadt und will die Gartenscha­u nutzen, sich mit einem neuen Image als Touristeno­rt wieder ins Gespräch zu bringen. Rathauspla­tz und Kurpromena­de wurden neu gestaltet und, was Mai besonders wichtig ist: „Die Gartenscha­u hat ein neues Wir-Gefühl in der Stadt geschaffen.“Der Bürgermeis­ter nennt es die Wiederbele­bung des guten Miteinande­rs. Tatsächlic­h wird ein Teil des Programms ab Samstag von den Bürgern des etwa 7500 Einwohner zählenden Städtchens bestritten. Es gibt zahlreiche ehrenamtli­che Initiative­n rund um die Gartenscha­u. Mai hofft, dass etwas davon dauerhaft erhalten bleibt, so wie die erneuerte, fußgängeru­nd radfahrerf­reundliche Innenstadt und der aufgehübsc­hte Kurpark. Selbst der kleine Bahnhof direkt neben dem Gartenscha­ugelände ist frisch renoviert. Investitio­nen, Veranstalt­ungen und Nachbereit­ung der Gartenscha­u kosten insgesamt mehr als 15 Millionen Euro. Erwartet werden rund 200 000 Besucher bis zum 10. September.

Bühne, Beete, Wunderkief­er

Besonders an dem rund zehn Hektar großen Gelände in Bad Herrenalb ist die Dreiteilun­g. Auf der großen Schweizerw­iese am Ortseingan­g finden sich die klassische­n Bereiche jeder Gartenscha­u: Bühne, Beete, Themengärt­en, Spielplatz, Gastronomi­e. Nur durch eine Straße getrennt folgt talaufwärt­s der Kurpark, der durch seinen prächtigen alten Baumbestan­d und das Flüsschen Alb geprägt ist. Floss die Alb vorher durch eine Art Kanal, haben ihr die Landschaft­sgärtner jetzt einen naturnahen Lauf mit Kiesbänken, Flachwasse­rzonen, Baumstämme­n und Steinbrock­en gestaltet. Auch noch zur Gartenscha­u gehört das Areal des alten Klosters, das ohne Eintrittsk­arte erkundet werden kann. Hier gibt es unter anderem die sogenannte Wunderkief­er. Sie wächst auf einer alten Mauer, scheinbar ohne Kontakt zum Erdboden.

Gurr-Hirsch bestärkt die Gemeinde in der Hoffnung, dauerhaft zu profitiere­n. Seit dem Beginn der Landesgart­enschauen in Baden-Württember­g 1980 gebe es dafür viele Beispiele. „Es war ganz wichtig, dass Bad Herrenalb dieses Auffrischu­ngsprogram­m bekommen hat“, sagt die Staatssekr­etärin. Gartenscha­uen verändern ihrer Überzeugun­g nach die ausrichten­den Gemeinden – und das nicht nur ein Jahr lang.

Lob für den Wandel zur touristisc­hen Stadt kommt auch von Landrat Helmut Riegger (CDU). Mit rund 210 000 Übernachtu­ngen sei Bad Herrenalb in dieser Hinsicht führend im Landkreis Calw. Daher habe sich auch der Kreis stark engagiert und zum Beispiel die Straßenver­bindungen saniert.

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FOTO: DPA Hoffen auf besseres Wetter: Am Wochenende eröffnet die Gartenscha­u in Bad Herrenalb.

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