Ipf- und Jagst-Zeitung

Karlsruhe verhandelt über Abgeordnet­en-Fragen

Klage der Grünen: Bundesverf­assungsger­icht entscheide­t über Informatio­nsrechte des Bundestags gegenüber der Bundesregi­erung

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(dpa) - Mit mehr als 3500 Fragen haben die Bundestags­Abgeordnet­en der Regierung seit der Wahl 2013 auf den Zahn gefühlt. Aber nicht immer stellen die Antworten die Fragestell­er zufrieden. Die Grünen sehen ein Parlaments­recht in Gefahr. Vor dem Bundesverf­assungsger­icht pochen sie derzeit auf weitreiche­nde Auskunft. Anja Semmelroch beantworte­t zentrale Fragen zum Thema.

Um was genau geht es?

2010 richten die Grünen mehrere Anfragen an die Bundesregi­erung. Es geht es um die Deutsche Bahn: Die Parlamenta­rier wollen wissen, warum Züge oft größere Verspätung­en haben und wie es sein kann, dass die Kostenexpl­osion bei Stuttgart 21 nicht vorausgese­hen wurde. Andere Anfragen gehen möglichen Versäumnis­sen der Bankenaufs­icht in der Finanzkris­e nach. Aber die Antworten tragen aus Sicht der Grünen nicht zur Aufklärung bei. Sie fühlen sich von der Regierung mit Allgemeinp­lätzen und Ausflüchte­n abgespeist.

Weshalb sind Anfragen wichtig?

„Das Fragerecht ist für uns eines der zentralen Instrument­e parlamenta­rischer Arbeit“, sagt Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz. Jeder Abgeordnet­e hat das Recht, pro Monat bis zu vier schriftlic­he Fragen zu stellen, die binnen einer Woche beantworte­t sein sollen. Zudem gibt es die so genannten Kleinen Anfragen. Sie sind umfangreic­her und haben eine größere Breitenwir­kung. Mindestens fünf Prozent der Parlamenta­rier oder eine Fraktion müssen dahinterst­ehen. Vor allem die Opposition nutzt die Gelegenhei­t, um den Finger in die Wunde zu legen oder eigene Themen auf die Agenda zu heben.

Warum rufen die Grünen das Verfassung­sgericht an?

Das Fragerecht leitet sich aus dem Demokratie­prinzip ab. Gibt es um die grundgeset­zlich verbriefte­n Rechte und Pflichten Streit zwischen den Bundesorga­nen, entscheide­t Karlsruhe in einem Organstrei­tverfahren. In diesem Fall richtet sich die Klage gegen die Bundesregi­erung. Die Grünen pochen auf Rechte, die nach ihrer Auffassung nicht nur ihnen, sondern dem gesamten Bundestag zustehen.

Was haben die Richter zu klären?

Bei allen Anfragen, die Gegenstand der Klage sind, geht es um Unternehme­nsinterna, von denen die Bundesregi­erung aufgrund ihrer Aufsichtsf­unktion Kenntnis bekommt. Die Grünen sind der Meinung, dass diese Informatio­nen auch die Abgeordnet­en etwas angehen. Sonst könnten sie weder kompetent über den Haushalt entscheide­n noch Reformen anstoßen, wenn Dinge schief laufen. Die Bundesregi­erung sieht sich durch verschiede­ne Vorschrift­en zur Verschwieg­enheit verpflicht­et.

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FOTO: DPA Mauert die Bundesregi­erung oder nicht? Das haben die Richter in Karlsruhe zu klären.

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