Rheinmetall will Geschäfte in der Türkei ausweiten
(dpa) - Der ehemalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gehört künftig dem Aufsichtsrat des Autozuliefer- und Rüstungskonzerns Rheinmetall an. Die Aktionäre wählten den 68-Jährigen am Dienstag auf der Hauptversammlung in Berlin, wie ein Sprecher des Unternehmens sagte. Damit wird Jung einer der Aufseher über den geplanten Ausbau der Geschäfte in der Türkei, die am Rande der Versammlung für friedliche Proteste sorgten.
Die Demonstranten werfen Rheinmetall vor, in der Türkei Panzer produzieren zu wollen. Ein Rheinmetall-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, geplant sei, vorhandene Leopard II-Panzer des türkischen Militärs mit zusätzlicher Schutztechnologie zu modernisieren. Das Projekt sei noch nicht realisiert, sondern werde vom für Rüstungsexporte zuständigen Bundeswirtschaftsministerium geprüft. „Eine Panzerfabrik von Rheinmetall in der Türkei gibt es nicht.“
Wachstum dank Rüstungssparte
Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte, der Konzern sei derzeit in der Türkei in den beiden Geschäftsbereichen Auto und Defence (Rüstungsindustrie) tätig. Die Autosparte habe dort im vergangenen Jahr 17 Millionen Euro Umsatz gemacht, die Rüstungssparte nur 8 Millionen Euro. Das neue Projekt ist darin noch nicht enthalten. Die Rüstungssparte gehörte im abgelaufenen Geschäftsjahr zu den Wachstumstreibern von Rheinmetall, der Umsatz der Sparte stieg um 14 Prozent. In der Autozuliefersparte fiel das Wachstum mit 2,5 Prozent schwächer aus. Papperger sagte, die Rüstungssparte werde im Jahr 2017 die Marke von drei Milliarden Euro Umsatz „ziemlich sicher übertreffen“. Insgesamt hatte der Konzern seinen Umsatz 2016 um acht Prozent auf 5,6 Milliarden Euro gesteigert.
Der neue Aufsichtsrat Franz Josef Jung, von 2005 bis 2009 deutscher Verteidigungsminister, ist noch Mitglied des Bundestages. Bei der Bundestagswahl im Herbst trete er aber nicht wieder an, sagte er. Jung ist nicht der erste Ex-Bundesminister bei Rheinmetall. 2015 wechselte der ehemalige Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) zur Rheinmetall AG.