Rückkehr an den Ort des Grauens
Nach dem Unglück: Fußballclub Chapecoense spielt in Medellín
(dpa) - Jackson Follmann kann wieder lachen. „Hallo, meine Freunde in Medellín“, sagt er bei der Ankunft in der kolumbianischen Metropole. Die Ankunft an einem Flughafen, für Millionen Menschen tagtäglich nichts besonderes, ist für den Brasilianer ein riesiger Schritt zur Bewältigung der größten Tragödie seines Lebens.
Am 28. November 2016, lag Follmann 20 Kilometer entfernt in den Trümmern der abgestürzten LaMiaMaschine. Von 77 Passagieren überlebten nur sechs, darunter er, der 25 Jahre alte Ersatztorwart des brasilianischen Provinzclubs Chapecoense. Er verlor den rechten Unterschenkel und kann nie wieder Fußball spielen.
Beim Landeanflug war die Maschine an einem Berg zerschellt, weil die Chartergesellschaft am Treibstoff gespart hatte. Es war kein Tropfen mehr im Tank, daher explodierte der Flieger beim Aufprall auch nicht. Das Team war auf dem Weg zum größten Spiel der Vereinsgeschichte, das Hinspiel um die Copa Sudamericana gegen Atlético Nacional Medellín.
Die Geschichte seither ist unglaublich, das Team spielt wieder, rund 25 Spieler sind neu im Kader. Follmann ist nun TV-Kommentator. Gerade hat „Chape“die Meisterschaft des Bundesstaates Santa Catarina gewonnen. Die Rückkehr nach Medellín sah das Schicksal vor, weil Atlético der Gegner um den Supercup im südamerikanischen Fußball ist.
Als das Finale wegen der Absturztragödie nicht gespielt werden konnte, überließ Atlético „Chape“den Titel. Das Supercup-Rückspiel am Mittwoch - das Hinspiel gewann Chapecoense 2:1 - ist Nebensache. Follmann und die ebenfalls angereisten überlebenden Spieler Alan Ruschel und Neto haben sich bei den Ärzten zum Besuch angekündigt, die damals ihr Leben retteten. Sie trafen kurz vor der neuen Mannschaft in einer anderen Maschine am Flughafen ein. Bei der Ankunft wurde diese mit Wasserfontänen von der Feuerwehr getauft, es wirkte wie eine symbolische Neu- oder Wiedergeburt des Fußballvereins.
Beginn einer Freundschaft
Der Berg, an dem die Maschine 30 Kilometer vor dem Flughafen abstürzte, heißt heute „Cerro Chapecoense“. Damals raubten Plünderer im Trümmerfleld Uhren, Computer, Trikots und andere Dinge, nach und nach tauchten die Gegenstände auf Märkten der nahe der Absturzstelle gelegenen Stadt La Unión auf. Anwohnern beschafften Dinge wieder beschafften, nun sollen rund 200 Gegenstände bei dem Aufenthalt von „Chape“übergeben werden.
„Aus einer großen Traurigkeit und Tragödie erwächst die Möglichkeit zu einer großen Freundschaft“, sagte Medellins Bürgermeister Federico Gutiérrez bei der Ankunft. Auch Rafael Henzel, der einzige Journalist, der überlebte, hat seine Angst überwunden und ist nach Medellín geflogen. „Wir sind so glücklich, nun zum ersten Mal hier anzukommen“, sagt er.