Berufsschule wird neu ausgerichtet
Landkreis plant am Standort Ellwangen die Einführung des Profils „Pflege und Gesundheit“
- Der Landkreis will bei seinen beruflichen Gymnasien den Standort Ellwangen neu ausrichten: Ab dem Schuljahr 2018/19 soll es hier ein Profil Pflege und Gesundheit geben. Einen entsprechenden Vorschlag hat der Kreistags-Ausschuss für Bildung und Finanzen am Dienstag einmütig gebilligt. Die Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in Ellwangen ist dagegen vom Tisch, weil die dafür in Frage kommenden Schüler in Aalen und Gmünd unterkommen können.
Die Leitung des Ellwanger Kreisberufsschulzentrums befürwortet nach Mitteilung von Kreiskämmerer Karl Kurz dieses neue Profil. Man rechne mit Schülern aus dem Stadtgebiet Ellwangen, aus den Bereichen Rainau und Neuler sowie aus dem ganzen Bereich östlich von Ellwangen, dem Virngrund. Es handelt sich um ein nichttechnisches Angebot vor allem für Mädchen und sichert eine stabile Zweizügigkeit des Ellwanger beruflichen Gymnasiums. Es entstehe keine Konkurrenz zu Crailsheim mit seinem sozialwissenschaftlichen Gymnasium Soziales, denn der nächste Schulstandort mit dem Profil Gesundheit und Pflege ist in Schwäbisch Hall.
Sozialwissenschaftliches Gymnasium wird aufgegeben
Dieses Profil spricht nach weiteren Mitteilungen der Verwaltung vor allem junge Menschen an, die einen Beruf im Gesundheitswesen anstreben, also im Gesundheits- oder Pflegemanagement, in der Gesundheitspädagogik, der Medizin oder der Pharmazie. Das Kolping-Bildungswerk will dafür sein Sozialwissenschaftliches Gymnasium in Ellwangen aufgeben, sobald der Kreis grünes Licht vom Regierungspräsidium bekommen hat. Daher rechnet die Kreisverwaltung damit, dass die Mindestschülerzahl von 24 für den neuen Bildungsgang erreicht werden kann.
Allerdings, sagte Kurz, brauche man die Vorlaufzeit von mehr als einem Jahr, um gehörig Werbung machen zu können.
Beim bislang angestrebten Wirtschaftsgymnasium dagegen reichen die Schülerzahlen nicht. Die entsprechenden Gymnasien in Aalen und Schwäbisch Gmünd können insgesamt 270 Schüler aufnehmen, tatsächlich sind in den Eingangsklassen nur 212 Schüler. Auch die Anmeldezahlen für das neue Schuljahr deuteten nicht darauf hin, dass Bedarf für eine zusätzliche Klasse besteht. Daher würde nach Einschätzung der Kreisverwaltung das Regierungspräsidium eine solche weitere Schule auch nicht genehmigen.
Auf der Kippe stehen am Berufsschulzentrum in Ellwangen derzeit außerdem die Profile Mechatronik und Umwelttechnik. Sie werden aufgrund einer Ausnahmegenehmigung in einer sogenannten Klappklasse unterrichtet, da das Minimum von 16 Schülern pro Klasse nicht erreicht wird. Vor allem in der Umwelttechnik sind die Schülerzahlen seit Jahren gering. Zurzeit sind es acht Schüler und zwölf Anmeldungen. Folge: Das Profil wird möglicherweise ab dem Schuljahr 2018/19 in Ellwangen nicht mehr genehmigt.
Mechatronik und Umwelttechnik auf der Kippe
Das Profil Mechatronik ist zwar im laufenden Schuljahr mit 19 Schülern stabil. Für das Neue liegen jedoch nur 14 Bewerbungen vor, so dass das sogenannte Hinweisverfahren und damit die Aufhebung des Profils droht. Gestaltungs- und Medientechnik dagegen gelten seit Jahren als stabile Säule, berichtet die Kreisverwaltung. Das Profil wird in einer vollen Klasse unterrichtet.
CDU-Sprecher Hans-Josef Miller gratulierte zu der geplanten Neuausrichtung in Ellwangen und sprach von einer charmanten Idee. Eventuell könne man die Gesundheitsakademie doch noch verwirklichen. Volker Grab freute sich, dass die Verwaltung den Antrag der Grünen weiterentwickelt habe hin zu einer Dreizügigkeit im beruflichen Gymnasium. Er forderte die Verwaltung auf, dafür zu kämpfen, dass alle bestehenden Profile an den Berufsschulen erhalten bleiben, also auch die gefährdeten in Ellwangen. Karl Bux (CDU) wunderte sich über die mangelnde Nachfrage bei Mechatronik und Umwelttechnik. Dabei gehe es schließlich um Zukunftsthemen. Thilo Rentschler (SPD) wies darauf hin, dass die sinkenden Schülerzahlen nun bei den weiterführenden Schulen angekommen seien.
Der Leiter des Ellwanger Berufsschulzentrums, Oberstudiendirektor Peter Lehle, sagte, das Personal für das neue Profil könne man problemlos aus dem Bestand rekrutieren. Das Erfordernis, mindestens 24 Schüler zu finden, sei jedoch eine harte Nuss. „Daher brauchen wir eine Anlaufzeit.“Mechatronik und Umwelttechnik wiederum zählten zu den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Diese gälten als schwierig und würden daher nicht so stark nachgefragt. Man wolle sich mit den sogenannten Klappklassen, also gemischten Klassen, behelfen und hoffe, in einigen Jahren wieder auf der sicheren Seite zu sein.