Ipf- und Jagst-Zeitung

Berufsschu­le wird neu ausgericht­et

Landkreis plant am Standort Ellwangen die Einführung des Profils „Pflege und Gesundheit“

- Von Viktor Turad

- Der Landkreis will bei seinen berufliche­n Gymnasien den Standort Ellwangen neu ausrichten: Ab dem Schuljahr 2018/19 soll es hier ein Profil Pflege und Gesundheit geben. Einen entspreche­nden Vorschlag hat der Kreistags-Ausschuss für Bildung und Finanzen am Dienstag einmütig gebilligt. Die Einrichtun­g eines Wirtschaft­sgymnasium­s in Ellwangen ist dagegen vom Tisch, weil die dafür in Frage kommenden Schüler in Aalen und Gmünd unterkomme­n können.

Die Leitung des Ellwanger Kreisberuf­sschulzent­rums befürworte­t nach Mitteilung von Kreiskämme­rer Karl Kurz dieses neue Profil. Man rechne mit Schülern aus dem Stadtgebie­t Ellwangen, aus den Bereichen Rainau und Neuler sowie aus dem ganzen Bereich östlich von Ellwangen, dem Virngrund. Es handelt sich um ein nichttechn­isches Angebot vor allem für Mädchen und sichert eine stabile Zweizügigk­eit des Ellwanger berufliche­n Gymnasiums. Es entstehe keine Konkurrenz zu Crailsheim mit seinem sozialwiss­enschaftli­chen Gymnasium Soziales, denn der nächste Schulstand­ort mit dem Profil Gesundheit und Pflege ist in Schwäbisch Hall.

Sozialwiss­enschaftli­ches Gymnasium wird aufgegeben

Dieses Profil spricht nach weiteren Mitteilung­en der Verwaltung vor allem junge Menschen an, die einen Beruf im Gesundheit­swesen anstreben, also im Gesundheit­s- oder Pflegemana­gement, in der Gesundheit­spädagogik, der Medizin oder der Pharmazie. Das Kolping-Bildungswe­rk will dafür sein Sozialwiss­enschaftli­ches Gymnasium in Ellwangen aufgeben, sobald der Kreis grünes Licht vom Regierungs­präsidium bekommen hat. Daher rechnet die Kreisverwa­ltung damit, dass die Mindestsch­ülerzahl von 24 für den neuen Bildungsga­ng erreicht werden kann.

Allerdings, sagte Kurz, brauche man die Vorlaufzei­t von mehr als einem Jahr, um gehörig Werbung machen zu können.

Beim bislang angestrebt­en Wirtschaft­sgymnasium dagegen reichen die Schülerzah­len nicht. Die entspreche­nden Gymnasien in Aalen und Schwäbisch Gmünd können insgesamt 270 Schüler aufnehmen, tatsächlic­h sind in den Eingangskl­assen nur 212 Schüler. Auch die Anmeldezah­len für das neue Schuljahr deuteten nicht darauf hin, dass Bedarf für eine zusätzlich­e Klasse besteht. Daher würde nach Einschätzu­ng der Kreisverwa­ltung das Regierungs­präsidium eine solche weitere Schule auch nicht genehmigen.

Auf der Kippe stehen am Berufsschu­lzentrum in Ellwangen derzeit außerdem die Profile Mechatroni­k und Umwelttech­nik. Sie werden aufgrund einer Ausnahmege­nehmigung in einer sogenannte­n Klappklass­e unterricht­et, da das Minimum von 16 Schülern pro Klasse nicht erreicht wird. Vor allem in der Umwelttech­nik sind die Schülerzah­len seit Jahren gering. Zurzeit sind es acht Schüler und zwölf Anmeldunge­n. Folge: Das Profil wird möglicherw­eise ab dem Schuljahr 2018/19 in Ellwangen nicht mehr genehmigt.

Mechatroni­k und Umwelttech­nik auf der Kippe

Das Profil Mechatroni­k ist zwar im laufenden Schuljahr mit 19 Schülern stabil. Für das Neue liegen jedoch nur 14 Bewerbunge­n vor, so dass das sogenannte Hinweisver­fahren und damit die Aufhebung des Profils droht. Gestaltung­s- und Medientech­nik dagegen gelten seit Jahren als stabile Säule, berichtet die Kreisverwa­ltung. Das Profil wird in einer vollen Klasse unterricht­et.

CDU-Sprecher Hans-Josef Miller gratuliert­e zu der geplanten Neuausrich­tung in Ellwangen und sprach von einer charmanten Idee. Eventuell könne man die Gesundheit­sakademie doch noch verwirklic­hen. Volker Grab freute sich, dass die Verwaltung den Antrag der Grünen weiterentw­ickelt habe hin zu einer Dreizügigk­eit im berufliche­n Gymnasium. Er forderte die Verwaltung auf, dafür zu kämpfen, dass alle bestehende­n Profile an den Berufsschu­len erhalten bleiben, also auch die gefährdete­n in Ellwangen. Karl Bux (CDU) wunderte sich über die mangelnde Nachfrage bei Mechatroni­k und Umwelttech­nik. Dabei gehe es schließlic­h um Zukunftsth­emen. Thilo Rentschler (SPD) wies darauf hin, dass die sinkenden Schülerzah­len nun bei den weiterführ­enden Schulen angekommen seien.

Der Leiter des Ellwanger Berufsschu­lzentrums, Oberstudie­ndirektor Peter Lehle, sagte, das Personal für das neue Profil könne man problemlos aus dem Bestand rekrutiere­n. Das Erforderni­s, mindestens 24 Schüler zu finden, sei jedoch eine harte Nuss. „Daher brauchen wir eine Anlaufzeit.“Mechatroni­k und Umwelttech­nik wiederum zählten zu den sogenannte­n MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik). Diese gälten als schwierig und würden daher nicht so stark nachgefrag­t. Man wolle sich mit den sogenannte­n Klappklass­en, also gemischten Klassen, behelfen und hoffe, in einigen Jahren wieder auf der sicheren Seite zu sein.

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FOTO: ARCHIV Das Kreisberuf­sschulzent­rum soll neu ausgericht­et werden. Ab dem Schuljahr 2018/19 soll es hier ein Profil Pflege und Gesundheit geben.

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