Evangelische Kirchengemeinde ist „gut aufgestellt“
Dekan Drescher und Schuldekan Jungbauer berichten im Speratushaus über das Ergebnis der Gemeindevisitation
- Die evangelische Kirchengemeinde Ellwangen mit ihren 5099 Gemeindegliedern (Ende Dezember 2016) ist gut aufgestellt. Das haben Dekan Ralf Drescher und Schuldekan Harry Jungbauer nach mehrwöchiger Gemeindevisitation beim öffentlichen Abschlussabend am Montag im Speratushaus vor Mitarbeitern der Kirchengemeinde und interessierte Gemeindegliedern bestätigt. Einen solchen öffentlichen Abschluss sieht die Visitationsordnung der Evangelischen Landeskirche eigentlich nicht vor, Ellwangen machte eine Ausnahme.
Die Gemeindevisitation in Ellwangen hatte am 22. Januar begonnen und war am 6. April mit einer Kirchengemeinderatssitzung abgeschlossen worden. Dekan Ralf Drescher und Schuldekan Harry Jungbauer zeigten sich beeindruckt vom Gemeindeforum am 3. Februar im Speratushaus, von der Vielfalt der Angebote und von dem haupt- und ehrenamtlichen Engagement. So gebe es in Ellwangen ganz viele traditionelle Arbeitsfelder, die man andernorts längst nicht mehr habe, meinte Jungbauer, zum Beispiel Kindergottesdienst und Seniorenkreis. Ebenso freute er sich mit Blick auf die Ökumene und die guten Verbindungen zur Stadt, zu Institutionen und Vereinen, dass die Ellwanger Kirchengemeinde in die Gesellschaft hineinwirke.
Religionsunterricht genießt an den Schulen hohen Stellenwert
Jungbauer blickte auf 13 Schul- und vier Unterrichtsbesuche und sprach von einem hohen Stellenwert des Religionsunterrichts auch an den Berufsschulen: „Das wird hier in Ellwangen ganz toll gemacht.“Auch an der Mädchenschule Sankt Gertrudis werde evangelischer Religionsunterricht angeboten. In der Buchenbergschule gebe es keine einzige Abmeldung vom Religionsunterricht, in der Schule in Rindelbach angesichts des dortigen Baugebiets einen „wunderbaren Aufschwung“mit vielen evangelischen Schülern. Als eine „wirklich bewundernswerte Schule“bezeichnete Jungbauer die Förderschule Schöner Graben, in der die Schüler Ökumene ganz praktisch lernten, denn der katholische und der evangelische Religionsunterricht beginne mit einer kleinen Andacht gemeinsam, bevor man sich dann trenne. In Neunheim dagegen gebe es keinen evangelischen Religionsunterricht, weil es nicht genügend evangelische Schüler gebe. Dort sind die Kinder als Gäste in der anderen Konfession dabei. Positiv erwähnte Jungbauer auch die Leitung der Schulgottesdienste durch die Pfarrer Martin Schuster und Uta Knauss.
„Die evangelische Kirchengemeinde Ellwangen erscheint insgesamt sehr gut aufgestellt“, sagte Dekan Ralf Drescher, der wegen der Visitation sechs Wochen in Ellwangen unterwegs war: „Heute ist mein 56. Termin. Hier hat man sich die Dinge sehr genau angeguckt und sich's nicht leichtgemacht.“
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter bewegten sich an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Atmosphäre in der Kirchengemeinde sei sehr angenehm, es gebe ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung und des Respekts. Die erbauenden Gottesdienste in der Ellwanger Stadtkirche seien gut besucht, die Kirchenmusik als eigener Arbeitsbereich sei prominent, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und die Konfirmandenarbeit seien beeindruckend. Die Kindergärten mit ihren hochmotivierten Erzieherinnen stünden hervorragend da. Drescher lobte die Ökumene: „Der Kontakt zur katholischen Schwestergemeinde ist sehr gut.“Die bürgerliche Gemeinde Neuler gehöre zu drei evangelischen Kirchengemeinden, klagte Drescher, der auch mit allen Bürgermeistern gesprochen hat.
2024 wird wahrscheinlich eine Pfarrstelle in Ellwangen wegfallen
Gemeindeglied Hans Rieger beklagte, dass die evangelische Kirche bei den Helfern der ökumenischen Vesperkirche unterrepräsentiert sei und dass es in Ellwangen eine Vielzahl von christlichen Freikirchen gebe. Eine weitere Zuhörerin monierte ein Angebot für junge Leute zwischen 16 und 40 Jahren. Ralf Drescher meinte in Bezug auf Jugendarbeit: „Da müssen wir gucken, dass wir das Geschäft nicht den Freikirchen überlassen.“Harry Jungbauer sagte, man wolle in den nächsten drei Jahren modellhafte Veranstaltungen entwickeln, die junge Leute ansprechen.
Laut Pfarrplan 2024 wird wahrscheinlich in Ellwangen eine der bisher drei Pfarrstellen wegfallen, denn die Pfarrstellen im Kirchenbezirk Aalen sollen von 23,25 auf 19,25 reduziert werden. Darüber entscheidet die Kirchenbezirkssynode noch in diesem Jahr. Zurzeit ist Pfarrerin Theresa Haenle (Pfarramt II) in Mutterschutz. Pfarrer Martin Schuster setzte sich angesichts des geringen Besuchs kritisch mit den Gottesdiensten im Krankenhaus auseinander: „Wir verbraten da Personalressourcen ohne Resonanz.“Schuster will einen Gemeindekatecheten, der an einer der Ellwanger Schulen seinen Schwerpunkt hat und neben Religionsunterricht auch jugendarbeitsähnliche Elemente an der Schule anbietet.