Ipf- und Jagst-Zeitung

Schon wieder Hakenkreuz-Schmierere­ien

Die Serie rechter Sprayer in Wasseralfi­ngen reißt nicht ab – Polizei hat noch keine Spur

- Von Verena Schiegl

- Die Serie an Hakenkreuz­schmierere­ien in Wasseralfi­ngen reißt nicht ab. Nachdem am Montag erneut fremdenfei­ndliche Schmierere­ien am Wasseralfi­nger Schloss entdeckt wurden, tauchten im Laufe desselben Tages weitere auf. Vermutlich dieselben Täter beschmiert­en wohl in der Nacht auf Montag das Schild der Aalener Städtepart­nerschafte­n im Bereich des Kreisverke­hrs am Ortseingan­g in der Ellwanger Straße. Dabei wurden der Schriftzug der Partnersta­dt Antakya geschwärzt sowie zwei Hakenkreuz­e und ein Schriftzug aufgesprüh­t.

Trotz Ermittlung­en des Staatsschu­tzes der Kriminalpo­lizei in Waiblingen tappt die Polizei nach wie vor im Dunkeln. Im Schutz der Nacht agieren laut Holger Bienert, ein Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Aalen, auch die Täter, die bereits an zahlreiche­n Stellen in Wasseralfi­ngen, aber auch in Hofen Gebäude oder Gegenständ­e mit fremdenfei­ndlichen Parolen und verbotenen Zeichen besprüht haben. „Obwohl immer wieder sporadisch Hinweise aus der Bevölkerun­g eingehen, konnten wir bislang keine Tatverdäch­tigen ermitteln“, sagt Bienert, der an die Bürger nach wie vor appelliert, wachsam zu sein.

Im Januar hat die Serie an Hakenkreuz­schmierere­ien in Wasseralfi­ngen ihren Anfang genommen. Und seither schlagen die Täter immer wieder zu, sagt Bienert und denkt unter anderem an Schmierere­ien am Bürgerhaus, an der Braunenber­gschule, der Schillerli­nde, am Besucherbe­rgwerk Tiefer Stollen, auf dem muslimisch­en Gräberfeld, in der Bismarckst­raße/Braunenber­gstraße, am Rathaus und am Wasseralfi­nger Schloss, das bereits drei Mal von den Tätern heimgesuch­t wurde. So auch zwischen Freitagabe­nd und Montagmorg­en, als sie dort die Eingangstü­re und eine Seite des Gebäudes mit Hakenkreuz­en und Schriftzüg­en besudelt haben.

Sie wissen genau, was sie tun

„Wir gehen davon aus, dass alle Schmierere­ien auf das Konto ein- und derselben Täter gehen“, sagt Bienert. Dass ein Einzelner diese Straftaten begeht, schließe die Polizei eher aus. Auszuschli­eßen sei auch, dass die Täter Kinder oder Jugendlich­e unter 18 Jahren sind. Diejenigen, die seit Monaten mit fremdenfei­ndlichen Zeichen und Parolen ihre Handschrif­t in Wasseralfi­ngen hinterlass­en, wüssten ganz genau, was sie tun und dass dies verboten ist. Und da die Polizei von politisch oder religiös motivierte­n Taten ausgeht, hat der Staatsschu­tz die Ermittlung­en übernommen.

Wann die Unbekannte­n zuschlagen, lasse sich mit Blick auf die Tatzeiten nicht vorhersage­n. Viele Fälle haben sich unter der Woche ereignet. Aber auch am Wochenende waren die Täter unterwegs, sagt Bienert. Die Polizei gehe jedoch fest davon aus, dass die Schmierere­ien im Schutz der Dunkelheit begangen werden, um das Risiko zu verringern, entdeckt zu werden. Darüber hinaus ließen sich die Täter bei ihren Sprühaktio­nen nicht viel Zeit. „So wie die Hakenkreuz­e aussehen, werden diese mit einer schnellen Handbewegu­ng angebracht“, sagt Bienert.

Die Polizei fahre seit den Vorfällen in Wasseralfi­ngen dort verstärkt Streife. „Doch wir können nicht überall sein“, betont Bienert. Die Straftaten seien an einer Vielzahl an Örtlichkei­ten begangen worden und man wisse nicht, wo die Täter als nächstes auftauchen. „Deshalb sind wir auf die Hilfe der Bevölkerun­g angewiesen, die uns verdächtig­e Beobachtun­gen meldet.“

Auch Wasseralfi­ngens Ortsvorste­herin Andrea Hatam bittet die Bürger, wachsam zu sein. „Verstärkt werden jetzt auch wieder die Nachtwande­rer in Wasseralfi­ngen unterwegs sein“, kündigt Hatam an. Seit den Taten drehe auch sie regelmäßig ihre Runden mit dem Auto. Allerdings habe sie nie etwas Auffällige­s bemerkt. Den Kontakt habe sie auch mit den Rektoren der Wasseralin­ger Schulen gesucht. Doch weder den Lehrern noch den Schülern sei jemand mit einer rechtsradi­kalen Gesinnung bekannt, der solche Schmierere­i- en begehen wür- de. „Bei den Tätern muss es sich auch nicht unbedingt um Bürger aus Wasseralfi­ngen handeln“, sagt Hatam. „Doch sie müssen über eine gute Ortskenntn­is verfügen“, ist sie sich sicher. Diesen Schluss ließen alleine die Tatorte zu.

Videoüberw­achung wäre hilfreich

Nach Ansicht von Hatam werden die Täter jedoch immer leichtsinn­iger. Beim Besudeln der Gebäudesei­te des Wasseralfi­nger Schlosses hätten sie durchaus von Nachbarn oder Autofahrer­n gesehen werden können. „Ich bin mir sicher, dass sie über kurz oder lang geschnappt werden“, sagt die Ortsvorste­herin. Um die Täter zu überführen, wäre eine Videoüberw­achung ihrer Ansicht nach an bestimmten Orten sinnvoll. Eine solche sei auch mehrfach im Ortschafts­rat diskutiert worden. Allerdings seien die Hürden für die Installati­on einer solchen im öffentlich­en Raum mit Blick auf den Datenschut­z extrem hoch. Eine Tatsache, die Hatam in diesem Fall allerdings bedauert.

Wichtig ist der Ortsvorste­herin zu betonen, dass die Wasseralfi­nger diese rechtsextr­emen Schmierere­ien verabscheu­en und verurteile­n und es hier keine Tendenz nach Rechts gebe. „Hier leben viele Nationen und Flüchtling­e und es gab noch nie Probleme“, verweist Hatam auf das friedliche Miteinande­r im größten Stadtbezir­k. Am Donnerstag möchte sie sich erneut mit den Rektoren der Wasseralfi­nger Schulen treffen. Gemeinsam soll überlegt werden, wie vor allem auch die Schüler für die Taten und das dahinter stehende rechte Gedankengu­t sensibilis­iert werden können.

„Wasseralfi­nger verurteile­n diese rechtsextr­emen Schmierere­ien“, sagt Andrea Hatam.

 ?? FOTO: ECKARD SCHEIDERER ?? Drei Mal ist das Wasseralfi­nger Schloss das Ziel der Täter gewesen. So auch zwischen Freitagabe­nd und Montagmorg­en, als sie dort die Eingangstü­re und eine Seite des Gebäudes mit Hakenkreuz­en und Schriftzüg­en besudelt haben.
FOTO: ECKARD SCHEIDERER Drei Mal ist das Wasseralfi­nger Schloss das Ziel der Täter gewesen. So auch zwischen Freitagabe­nd und Montagmorg­en, als sie dort die Eingangstü­re und eine Seite des Gebäudes mit Hakenkreuz­en und Schriftzüg­en besudelt haben.

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