Ipf- und Jagst-Zeitung

Trumps Schuss ins eigene Knie

Der Geheimdien­stausschus­s des Senats lädt den ehemaligen Sicherheit­sberater des US-Präsidente­n Trump vor

- Von Frank Herrmann

- Donald Trump hat das Gegenteil dessen erreicht, was er mit dem Rauswurf des FBI-Direktors James Comey zu erreichen versuchte. Das Thema, das er vom Tisch haben wollte, beherrscht die Debatten Washington­s wie nie zuvor. Es geht um die Frage, ob Mitglieder von Trumps Team Absprachen mit der russischen Regierung trafen, um die US-Wahl zu Trumps Gunsten zu beeinfluss­en.

Schon in den nächsten Tagen gehen die Untersuchu­ngen in eine neue Runde. Erstmals macht ein parlamenta­risches Gremium von seinem Recht auf Zwangsmaßn­ahmen Gebrauch. Michael Flynn, ehemaliger Sicherheit­sberater Trumps und eine der zentralen Figuren der sogenannte­n Russland-Connection, muss dem Geheimdien­stausschus­s des Senats nun Unterlagen liefern. Deren freiwillig­e Herausgabe hatte er bislang abgelehnt.

E-Mails, Notizen und Honorare

Zum einen sind es E-Mails, zum anderen Notizen über Gespräche mit russischen Partnern sowie Angaben über Honorare, die er aus Russland kassierte. Wie man inzwischen weiß, bekam Flynn für einen Auftritt in Moskau 45 000 Dollar vom staatsnahe­n Sender „Russia Today“, Bezüge, die er zunächst ebenso verschwieg wie die 500 000 Dollar, die er für Lobbyarbei­t im Interesse der Türkei kassierte.

Der Schritt des Senatskomi­tees gilt als erster Beleg dafür, dass es fortan deutlich aggressive­r zur Sache geht bei dem Versuch, eventuelle­n Abmachunge­n der Trump-Kampagne mit dem Umfeld Wladimir Putins auf den Grund zu gehen. Flynn, von Barack Obama zum Chef des Militärgeh­eimdienste­s ernannt und später vorzeitig abgelöst, hatte sich im Wahlkampf als zentraler außenpolit­ischer Berater Trumps profiliert, bevor er für kurze Zeit zum Sicherheit­sberater des Präsidente­n aufstieg.

Indem das Senatskomi­tee in seinem Fall die Daumenschr­auben anzieht, will es all jene widerlegen, die ihm bislang vorwarfen, nicht energisch genug auf Aufklärung zu drängen. Richard Burr, der Republikan­er, der das Gremium leitet, versucht damit zugleich Forderunge­n nach einem Sonderermi­ttler in Sachen „Russia Connection“die Spitze zu nehmen. Auch Comey soll nächste Woche vor dem Ausschuss aussagen. Ob er der Einladung nachkommt, blieb zunächst offen. Bislang sind es, bis auf wenige Ausnahmen in den konservati­ven Reihen, vor allem die Demokraten, die nach einem unabhängig­en Ermittler rufen. Sie tun es umso lauter, je mehr sich der Verdacht verstärkt, dass Trump mit der Entlassung des FBI-Chefs die Russland-Untersuchu­ngen zu zerstreuen versuchte.

Nach Schilderun­g des Senators Richard Durbin hatte Comey nur wenige Tage vor seinem Abgang im Justizmini­sterium, dem die Bundespoli­zei untersteht, um zusätzlich­e Mittel und mehr Personal für die Ermittlung­en der Russland-Connection gebeten. Trump, berichten amerikanis­che Medien, sah darin eine Bedrohung, zumal ihm ohnehin missfiel, wie viel Zeit und Energie der Mann auf die Causa Russland verwendete. Nach Recherchen der „Washington Post“zog Comey den Zorn des Präsidente­n bereits auf sich, als er sich weigerte, die unbewiesen­e Behauptung zu stützen, nach der Obama im Wahlkampf den New Yorker Trump Tower verwanzen ließ.

Den Ausschlag soll schließlic­h eine Anhörung im Senat gegeben haben. In dieser machte er deutlich, wie gründlich er die sogenannte Russland-Akte unter die Lupe zu nehmen gedachte. Trump sagte am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernsehsen­der NBC News zudem, die Initiative für Comeys Rauswurf sei von ihm selbst ausgegange­n: „Ich wollte ihn unabhängig von Empfehlung­en feuern.“Es sei „meine Entscheidu­ng“gewesen, sagte der Präsident. Der Präsident beschimpft­e Comey in dem Interview zudem als „Angeber“.

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FOTO:DPA Der ehemalige US-Sicherheit­sberater Michael Flynn muss sich für seine Beziehunge­n zu Russland erklären.

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