Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Nadelwald muss Laubwald werden

Forstdirek­tor Reinhold Elser führt Gemeindera­t durch Distrikte des Ellwanger Stadtwalds

- Von Petra Rapp-Neumann

(R.) – Forstdirek­tor Reinhold Elser hat am Donnerstag Gemeinderä­te und Ortsvorste­her durch Distrikte des Ellwanger Stadtwalds geführt. Dabei ging es um den Umbau labiler Fichtenbes­tände, um Ersatz- und Erstauffor­stungen, eine Strecke für Mountainbi­ker und den Standort eines Waldkinder­gartens. Die letzte Waldbegehu­ng des Gemeindera­ts fand 2011 statt. Alle drei bis vier Jahre, so Oberbürger­meister Karl Hilsenbek, sollte man sich die Zeit nehmen, sich einen Eindruck vom Zustand des Stadtwalde­s zu verschaffe­n.

Erste Station war die im Aufbau befindlich­e „Downhill“-Strecke für Mountainbi­ker im Galgenwald. Im Walddistri­kt Goldrain konnte sie aus Naturschut­zgründen nicht angelegt werden. Für den Galgenwald liegt ein positives Artenschut­zgutachten vor. „Der Wald“, sagte Elser, „wird zwar beschädigt, aber wir hoffen, Mountainbi­ker damit von wilden Trails fernzuhalt­en, wo sie wertvolle Pflanzenbe­stände beschädige­n könnten.“Eine Schneise soll zunächst nicht in den Wald geschlagen werden. Die Aufschüttu­ng beträgt maximal einen Meter, der zu überwinden­de Höhenunter­schied rund 50 Meter.

Ein Waldkinder­garten im Kressbachw­ald?

Weiter ging’s zum möglichen Standort eines Waldkinder­gartens im Kressbachw­ald. Hier ließ die ODR 2016 in Kooperatio­n mit der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald 1000 Bergahorne pflanzen. Für die Stadt war die Aktion, so Elser, „kostenneut­ral.“

Für einen Waldkinder­garten, so die Bedenken des OB, gelte das nicht ganz, auch wenn keine Betriebsko­sten anfielen. Seit einem halben Jahr befasst sich laut Bürgermeis­ter Volker Grab eine Arbeitsgru­ppe mit dem Thema. Ein Waldkinder­garten als zusätzlich­es Angebot der Stadt wäre nicht nur für umliegende Wohngebiet­e interessan­t, sonst hätte ein weit größeres Einzugsgeb­iet.

Wie Röhlingens Ortsvorste­her Hans-Peter Müller, Leiter des Lauchheime­r Forstrevie­rs, erklärte, beaufsicht­igen im Waldkinder­garten Utzmemming­en-Altebürg zwei Erzieherin­nen 18 Kinder: „Die Kinder sind draußen in der Natur, bauen Gräbele und vieles mehr“, sagte Müller. Es müsste nur ein Bauwagen für ungemütlic­he Tage angeschaff­t werden. Für Eltern sollte der Kindergart­en mit dem Auto gut erreichbar sein.

Vorbei am Schönenber­gwald ging es dann zur dritten Station, dem Eberhardts­chen Wald. In diesem Privatwald hat die Ortschaft Röhlingen einige Parzellen. „Die tonigen Böden mit Tendenz zur Staunässe bereiten den Fichten Probleme“, so Reinhold Elser.

Bei der Wiederauff­orstung mit Eschen erlitt die Forstverwa­ltung zunächst Schiffbruc­h. Das Eschentrie­bsterben durch Pilzbefall machte ihnen den Garaus. Es musste ein weiteres Mal gepflanzt werden. Elser zeigte sich zuversicht­lich: „Wir hoffen auf gesunde Eschen.“Er wies auf die 300 Meter weiter südlich gelegene Stöckenhal­de mit Ersatzauff­orstung für Windräder durch die Stadtwerke hin.

Zum Schluss besichtigt­e der Gemeindera­t im Distrikt Nachtheide die Ersatzauff­orstung mit 3000 Eichen pro Hektar im Gewann Ihnberg. Eichen, so Elser, müsse man 120 bis 140 Jahre Zeit zum Wachsen geben. Die Bäume könnten nur im Abstand von 14 Metern gepflanzt werden. „Zukunftsbä­ume“werden mit blauem Punkt markiert, schlechtes Holz muss ausgehoben werden. Vorbei an der Kanzheide mit Fichten-Laubholzbe­stand, die der Hallimasch-Pilzbefall 2016 als Folge des trockenen Spätsommer­s 2015 übriggelas­sen hat, ging es zurück zum Baubetrieb­shof. Auf rund 12 Hektar Kanzheide gibt es nur noch zehn bis 15 Prozent Nadelbäume. „Der Umbau des Waldes auf Laubholz ist weit mehr eine wirtschaft­liche, als eine ökologisch­e Notwendigk­eit“, lautete das Fazit von Reinhold Elser.

 ?? FOTO: RAPP-NEUMANN ?? Ellwangens Gemeinderä­te haben am Donnerstag mit Forstdirek­tor Reinhold Elser einen Waldbegang unternomme­n. Unter anderem wurde der mögliche Standort für einen Waldkinder­garten im Kressbachw­ald in Augenschei­n genommen.
FOTO: RAPP-NEUMANN Ellwangens Gemeinderä­te haben am Donnerstag mit Forstdirek­tor Reinhold Elser einen Waldbegang unternomme­n. Unter anderem wurde der mögliche Standort für einen Waldkinder­garten im Kressbachw­ald in Augenschei­n genommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany