Der Nadelwald muss Laubwald werden
Forstdirektor Reinhold Elser führt Gemeinderat durch Distrikte des Ellwanger Stadtwalds
(R.) – Forstdirektor Reinhold Elser hat am Donnerstag Gemeinderäte und Ortsvorsteher durch Distrikte des Ellwanger Stadtwalds geführt. Dabei ging es um den Umbau labiler Fichtenbestände, um Ersatz- und Erstaufforstungen, eine Strecke für Mountainbiker und den Standort eines Waldkindergartens. Die letzte Waldbegehung des Gemeinderats fand 2011 statt. Alle drei bis vier Jahre, so Oberbürgermeister Karl Hilsenbek, sollte man sich die Zeit nehmen, sich einen Eindruck vom Zustand des Stadtwaldes zu verschaffen.
Erste Station war die im Aufbau befindliche „Downhill“-Strecke für Mountainbiker im Galgenwald. Im Walddistrikt Goldrain konnte sie aus Naturschutzgründen nicht angelegt werden. Für den Galgenwald liegt ein positives Artenschutzgutachten vor. „Der Wald“, sagte Elser, „wird zwar beschädigt, aber wir hoffen, Mountainbiker damit von wilden Trails fernzuhalten, wo sie wertvolle Pflanzenbestände beschädigen könnten.“Eine Schneise soll zunächst nicht in den Wald geschlagen werden. Die Aufschüttung beträgt maximal einen Meter, der zu überwindende Höhenunterschied rund 50 Meter.
Ein Waldkindergarten im Kressbachwald?
Weiter ging’s zum möglichen Standort eines Waldkindergartens im Kressbachwald. Hier ließ die ODR 2016 in Kooperation mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald 1000 Bergahorne pflanzen. Für die Stadt war die Aktion, so Elser, „kostenneutral.“
Für einen Waldkindergarten, so die Bedenken des OB, gelte das nicht ganz, auch wenn keine Betriebskosten anfielen. Seit einem halben Jahr befasst sich laut Bürgermeister Volker Grab eine Arbeitsgruppe mit dem Thema. Ein Waldkindergarten als zusätzliches Angebot der Stadt wäre nicht nur für umliegende Wohngebiete interessant, sonst hätte ein weit größeres Einzugsgebiet.
Wie Röhlingens Ortsvorsteher Hans-Peter Müller, Leiter des Lauchheimer Forstreviers, erklärte, beaufsichtigen im Waldkindergarten Utzmemmingen-Altebürg zwei Erzieherinnen 18 Kinder: „Die Kinder sind draußen in der Natur, bauen Gräbele und vieles mehr“, sagte Müller. Es müsste nur ein Bauwagen für ungemütliche Tage angeschafft werden. Für Eltern sollte der Kindergarten mit dem Auto gut erreichbar sein.
Vorbei am Schönenbergwald ging es dann zur dritten Station, dem Eberhardtschen Wald. In diesem Privatwald hat die Ortschaft Röhlingen einige Parzellen. „Die tonigen Böden mit Tendenz zur Staunässe bereiten den Fichten Probleme“, so Reinhold Elser.
Bei der Wiederaufforstung mit Eschen erlitt die Forstverwaltung zunächst Schiffbruch. Das Eschentriebsterben durch Pilzbefall machte ihnen den Garaus. Es musste ein weiteres Mal gepflanzt werden. Elser zeigte sich zuversichtlich: „Wir hoffen auf gesunde Eschen.“Er wies auf die 300 Meter weiter südlich gelegene Stöckenhalde mit Ersatzaufforstung für Windräder durch die Stadtwerke hin.
Zum Schluss besichtigte der Gemeinderat im Distrikt Nachtheide die Ersatzaufforstung mit 3000 Eichen pro Hektar im Gewann Ihnberg. Eichen, so Elser, müsse man 120 bis 140 Jahre Zeit zum Wachsen geben. Die Bäume könnten nur im Abstand von 14 Metern gepflanzt werden. „Zukunftsbäume“werden mit blauem Punkt markiert, schlechtes Holz muss ausgehoben werden. Vorbei an der Kanzheide mit Fichten-Laubholzbestand, die der Hallimasch-Pilzbefall 2016 als Folge des trockenen Spätsommers 2015 übriggelassen hat, ging es zurück zum Baubetriebshof. Auf rund 12 Hektar Kanzheide gibt es nur noch zehn bis 15 Prozent Nadelbäume. „Der Umbau des Waldes auf Laubholz ist weit mehr eine wirtschaftliche, als eine ökologische Notwendigkeit“, lautete das Fazit von Reinhold Elser.