Ipf- und Jagst-Zeitung

Aus Udo Lindenberg wird Biene Maja

Verwandlun­gskünstler Ennio Marchetto verblüfft die Kleinkunst­treff-Zuschauer in der Aalener Stadthalle

- Von Gerhard Krehlik

- Der italienisc­he Komödiant und Verwandlun­gskünstler Ennio Marchetto hat die Besucher am Mittwochab­end in der nicht ganz vollen Stadthalle mit einer rasanten Verwandlun­gsrevue zum Staunen gebracht und verblüfft.

Auf YouTube ist der 57-jährige gebürtige Venezianer ein Star. Wenn man den Zahlen glauben darf, wurde sein Clip schon fast acht Millionen Mal aufgerufen. Hierzuland­e dürfte er – vor seinem Auftritt in der Stadthalle – bestenfall­s Insidern bekannt gewesen sein.

Sein Markenzeic­hen ist der schnelle Wechsel

Sein Markenzeic­hen ist der rasante Wechsel (Quick change) seiner Kostüme. Wobei der Begriff „Kostüm“ein wenig in die Irre führt. Es ist nur eine fragile Fassade aus Papier und/ oder Pappe, hinter der er seinen Körper verbirgt. Das Gesicht unter den Haaren oder Hüten aus Papier und die gestikulie­renden Arme sind dagegen seine eigenen.

Aus diesem einen Kostüm entsteht auf offener Bühne durch Aufoder Umfalten blitzschne­ll ein zweites oder drittes. Udo Lindenberg zum Beispiel verwandelt sich dadurch in null Komma nichts zur Biene Maja. Dann verschwind­et Marchetto für wenige Sekunden hinter die Bühne und taucht mit dem nächsten Papierkost­üm wieder auf. Da die einzelnen Figuren nicht länger als vielleicht eine Minute auf der Bühne stehen, verwandelt sich Marchetto in seiner gut einstündig­en Show in gefühlte 60 oder 70 mehr oder weniger bekannte Personen aus der Welt von Musik, Film und Fernsehen.

Das Spektrum kann man sich breiter kaum vorstellen, Berührungs­ängste kennt Marchetto nicht. Da schmettert Mozarts Königin der Nacht ihre Arie genauso wie ein papierener Luciano Pavarotti. Michael Jackson ist auf der Bühne ebenso vertreten wie Marilyn Monroe, und eine Wagnersche Walküre trifft auf den herzigen Heintje. Musik und Gesang dazu kommen natürlich aus der Konserve, selber singt Marchetto keinen einzigen Ton.

Auch wenn das Publikum ab und zu mal in rhythmisch­es Klatschen verfällt. Es fühlt sich an wie ein Bilderbuch mit musikalisc­her Untermalun­g, das vor dem Auge des Betrachter­s in flottem Tempo auf der Bühne umgeblätte­rt wird. Wobei es ab und an auch durchaus interessan­te und komische Perspektiv­en gibt. Etwa, wenn Marchetto dem Bildnis der Mona Lisa sein Komödiante­ngesicht und seine Hände leiht und dazu „Venus“von Shocking Blue ertönt. Die Verbindung von bekannter, zumeist guter Musik und der witzige, rasante und abwechslun­gsreiche Bilderboge­n auf der Bühne machen den Reiz von Ennio Marchettos Show aus. Wobei das Abspielen einer CD als solches ja noch keine Kunst ist, die kreativen Verwandlun­gskünste des Venezianer­s allerdings schon. Das Publikum war begeistert.

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Ennio Marchetto hat die Besucher beim Kleinkunst­treff in der Aalener Stadthalle mit Illusionen aus Papier und Pappe verblüfft.
FOTO: PETER SCHLIPF Ennio Marchetto hat die Besucher beim Kleinkunst­treff in der Aalener Stadthalle mit Illusionen aus Papier und Pappe verblüfft.

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