Ein typischer Stier
Der ehemalige Stadtarchivar und Historiker feiert heute seinen 70. Geburtstag
– Von 1989 bis zu seinem Ruhestand am 1. Juni 2015 hat Professor Dr. phil. Immo Eberl das Stadtarchiv in Ellwangen geleitet, von 1991 bis 2014 war er gleichzeitig Leiter der Volkshochschule. Am heutigen Freitag wird der Historiker und Hochschullehrer 70.
Als typischer Stier ist Immo Eberl wissbegierig und offen, neugierig und sensibel, ausdauernd und konsequent, verbindlich und der Menschlichkeit zugewandt. „Und manchmal etwas stur“, ergänzt seine Frau, Ute Richter-Eberl. Letzteres will der humorvolle Weißwurstliebhaber (früher verdrückte er neun!) und Hobbyimker nicht auf sich sitzen lassen. „Beharrend, würde ich jetzt sagen“, schränkt er ein. Dass er von seiner Frau Gemahlin als Alphatier („Man folge mir, und ich beschütze dich“) beschrieben wird, daran hat er nichts auszusetzen.
Eine Vorliebe für Agatha-Christie-Krimis
Und ein Kostverächter ist er auch nicht, was man schon an seiner barocken Leibesfülle sieht. „Mein erstes Taschengeld habe ich für ein Schweinsfilet mit Sahnesoße ausgegeben“, erinnert sich der Geschichtswissenschaftler: „Das war meine Leibspeise, die meine Mutter mit Kartoffeln machen musste. Da war ich zehn.“Was er heute besonders gern kocht, sind Nieren mit Cognacsahnesoße: „Die habe ich mit in die Ehe gebracht. Das ist ein Rezept von meiner Mutter.“So hätte Immo Eberl sicher auch an den Hof der Ellwanger Fürstpropstei gepasst.
„Ich war sehr gerne im Rathaus“, bekennt der Stadtoberarchivrat a. D.: „Ellwangen hat mich als Ort des Benediktinerklosters bewusst angezogen.“Kein Wunder, denn Immo Eberls Forschungsschwerpunkte sind die Kloster- und Ordensgeschichte, das Spätmittelalter und die Landesgeschichte. Und wie einst im Stadtarchiv, ist Eberl auch in seinem Haus von Büchern umgeben. „Ich rechne, dass es zwischen 5000 und 7000 sind“, sagt der Bücherwurm, der sich auch als Liebhaber von Agatha-Christie-Krimis outet.
Eberl wurde am 12. Mai 1947 in Blaubeuren geboren, wo er auch aufwuchs. An der Urspringschule in Schelklingen machte er 1967 Abitur. „Ich wurde sozusagen mit Blautopfwasser getauft“, lacht der ehemalige Protestant. 2014 konvertierte er zum katholischen Glauben. Dieser Glaubenswechsel hängt eng mit seiner Tätigkeit im Stift Heiligenkreuz zusammen, einer Zisterzienserabtei mit 98 Mönchen bei Wien.
Eberl ist Ehrenmitglied und Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte am Europainstitut für Cistercienserforschung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und hält dort zweimal im Jahr, eine Woche im Sommersemester und eine Woche im Herbstsemester, Lehrveranstaltungen über Zisterziensergeschichte und -forschung. 2002 verfasste er ein über 600 Seiten starkes Buch über den Zisterzienserorden von der Gründung 1098 bis in die Gegenwart, das auch ins Polnische übersetzt wurde. „2014 habe ich in Heiligenkreuz einen Inaugurationsvortrag zur Eröffnung des neuen Studienjahres über Luther und das Mönchswesen gehalten“, berichtet der studierte Kirchenrechtler. Am gleichen Tag wurde er im Rahmen einer Messe von Abt Maximilian Heim Katholik und gleichzeitig gefirmt.
Als Professor für Mittelalterliche Geschichte lehrt Eberl auch an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Dort hatte er von 1967 bis 1973 Geschichte, Germanistik und Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Rechtsgeschichte und Kirchenrecht als Nebenfach studiert. 1972 absolvierte er sein Staatsexamen, 1976 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil.. Von 1974 bis 1987 war Eberl wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar, Abteilung für Mittelalterliche Geschichte. 1986 habilitierte er sich. Von 1987 bis 1989 war er Geschäftsführer des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Bei der Arbeit zum umfangreichen Ausstellungskatalog „Die Donauschwaben“lernte er seine Frau Ute RichterEberl kennen, mit der er einen Sohn hat.
Er forscht noch immer
Auch als Schriftleiter für das Ellwanger Jahrbuch des Geschichts- und Altertumsvereins, das alle zwei Jahre erscheint, und als Schriftleiter für die jährlich erscheinenden Südwestdeutschen Blätter für Familien- und Wappenkunde des Vereins für Familienkunde in Baden-Württemberg ist der ehemalige Stadtarchivar noch äußerst aktiv. Nebenbei verfasst er Aufsätze, Handbuchartikel, Forschungsberichte und Besprechungen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Derzeit arbeitet Eberl an einem Band über das Kloster Blaubeuren, in Planung sind ein Band über das Kloster Maulbronn und ein Bürgerbuch von Ellwangen (ab dem 16. Jahrhundert). Und er hält Vorträge, wie zuletzt über das Osmanische Reich und seinen Zerfall.