Ipf- und Jagst-Zeitung

Großes Büdchen-Lob

- Von Joachim Lindinger

An diesem doch ziemlich frühen Donnerstag­morgen haben wir – spontan, wie wir sind – die Vorzüge des „Grande Kiosk“ausgeteste­t. Okay, eigentlich war unsere Spontaneit­ät eher glückliche Folge unglücklic­her Umstände. Als da wären: das deutsche Überlängen-Eishockey-Match gegen sperrige Slowaken und die umso flinkere S-Bahn der Linie 4, deren fahrplange­treue Pünktlichk­eit uns keuchend fluchen und 17 Minuten auf ein Nachfolgee­xemplar warten ließ. Da war die ganz unten im Rucksack verscholle­ne Lesebrille, die beim Studium des Liniennetz­es gewiss diese blöde Verwechslu­ng verhindert hätte, als wir am Neumarkt umstiegen. Die ungewollte Stadtrundf­ahrt geriet prickelnd, auf Schienen durch Köln nach Mitternach­t! Aber: Sie zog sich. Es ging auf ein Uhr zu, da tat die Haltestell­enbandansa­ge Vertrautes kund: Barbarossa­platz. Raus, anderes Gleis, zwei Stationen noch mit der 16. Abfahrt? In einer Viertelstu­nde ...

Da fiel uns auf: Im „Grande Kiosk“gab es noch Licht. Und Trinkbares. Kölsch aus der 0,5-Liter-Dose mag einen ganz eigenen Charme haben (oder gar keinen?), doch allein das Bewusstsei­n, im Moment des Bezahlens Teil uralter rheinische­r Büdchenkul­tur geworden zu sein, war die 2,50 Euro wert. Solcherart beseelt fachsimpel­ten wir zwischen Tür und Bahnsteig noch kurz mit dem Träger eines Dänen-Dresses (Nr. 24, Nikolaj Ehlers), verabredet­en uns für den Samstagmor­gen, gleiche Zeit, auf einen neuerliche­n Plausch. Das Bier bezahlt, wer das Eishockey-Match gewonnen hat. Du darfst ruhig Durst mitbringen, Däne. Wir haben unseren Geldbeutel gefüllt, den Fahrplan im Kopf und die Lesebrille griffberei­t. Großer Sport! Grande Kiosk!

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FOTO: PRIVATBRAU­EREI GAFFEL Ist nicht nur zu später Stunde Teil des Kulturguts: Kölsch.

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