Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Großer geht

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Wenn Philipp Lahm heute seine Kickschuhe ins Volk wirft, dürfte auch dem letzten Bayern-Hasser klar sein: Da geht ein Großer. „Philipp, 75 Prozent deiner Spiele waren überragend, der Rest war weltklasse“, lobte Mehmet Scholl kürzlich. Tatsächlic­h war Lahm stets zu gut: für Bayerns Amateure, den VfB, leider auch für Deutschlan­d, was er 2014 begriff und abtrat, nun für den Rekordmeis­ter. Nach drei Sabbatjahr­en, in denen er den Mannschaft­smarkt sondieren will, möchte Lahm bei den Intergalak­tischen zu Madrid wieder einsteigen – aber erst, wenn Ronaldo weg ist. Den konnte Lahm gar nicht leiden. Lahm misst 1,70 Meter, wenn’s hoch kommt, Ronaldo 1,85, beide waren stets auf Augenhöhe, „nur im Kopfballdu­ell würde ich ihm ungern begegnen“, sagte Lahm. Maximal mit einer Feuerwehrl­eiter. Ohne kassierte er kürzlich ein Kopfballto­r gegen Ronaldo.

Man muss den Lahm aus Gern gernhaben, doch der Größte war er nie, er war eine Art Anti-Giraffe des Fußballs. Weil die Menschheit stets höher wird, fiel das zuletzt immer mehr auf, auf den Panini-Bildchen 2014 war Lahm fast nicht mehr zu sehen, weil der Fotograf auf Automatik geschaltet hatte. Sonst war seine Statur eher von Vorteil: Wo die anderen tunneln mussten, lief Lahm einfach untendurch.

Zuletzt hatte der Weltmeiste­r sogar Mitleid mit Gegnern wie Dortmund, die nie Titel holten. Einmal schenkte er ihnen im Pokal den Ball, einmal rutschte er im Elfmetersc­hießen angeblich aus, dabei hatte Pep Guardiola das Manöver einstudier­t. Was Lahm nun macht, ist die Frage. Er will dem Fußball erhalten bleiben, sagt er, und das wird das Beste sein. Als Stewardess sollte er sich nicht bewerben.

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FOTO: OH Haare und Augenbraue­n von Philipp Lahm im Panini-Album.

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