Ipf- und Jagst-Zeitung

Front gegen Steuerbetr­ug im Internet

Finanzmini­ster wollen Onlinehänd­ler für Umsatzsteu­erausfälle haftbar machen

- Von Kara Ballarin

- Die Finanzmini­ster der Länder machen Front gegen Umsatzsteu­erbetrug im Internet. „Wir haben gravierend­e Steuerausf­älle und massive Wettbewerb­snachteile für hiesige Unternehme­n“, sagte die baden-württember­gische Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) nach der Jahreskonf­erenz der Ressortche­fs am Freitag in Konstanz. Bis Herbst sollen Lösungen erarbeitet werden, wie die großen Onlinehänd­ler in die Pflicht genommen werden können.

Über die großen Onlineplat­tformen wie Amazon und Ebay gelangt Ware im großen Stil etwa aus China auf den deutschen Markt, für die keine Umsatzsteu­er ausgewiese­n ist. Das hat zwei negative Folgen: Deutsche Anbieter können preislich nicht mithalten und sind im Vergleich wenig konkurrenz­fähig. Zudem entgehen dem Fiskus Millionen. Für Deutschlan­d sprechen Experten von jährlich 300 Millionen bis zu einer Milliarde Euro, der Schaden für die EU belaufe sich auf mehrere Milliarden Euro. „Das ist eine signifikan­te Summe mit dem Trend zu mehr“, sagte der derzeitige Vorsitzend­e der Finanzmini­sterkonfer­enz, Hessens Ressortche­f Thomas Schäfer (CDU).

Technische und rechtliche Hürden

Dieser Praxis wollen die Finanzmini­ster einen Riegel vorschiebe­n. Sie wollen die großen Onlinehänd­ler, die bisher jede Verantwort­ung von sich weisen, in die Pflicht nehmen. Die Logik der Politiker: Dem Kunden ist nicht klar, dass er einen Kauf bei einem chinesisch­en Anbieter tätigt. Bezahlung und Versand laufen ja schließlic­h etwa über Amazon. „Das ist alles technisch wie rechtlich keineswegs trivial“, sagte Schäfer. Deutschlan­d könnte sich an Regelungen in Großbritan­nien anlehnen. Die dortigen Behörden weisen Onlineplat­tformen auf Händler hin, die Steuern hinterzieh­en. Wenn die Plattforme­n dennoch weiter Waren dieser Händler anbieten, müssen sie selbst für den Schaden haften. Die Regelung scheint Erfolg zu haben. Laut Medienberi­chten sind die Registrier­ungen zur Umsatzsteu­er seitdem massiv angestiege­n. Großbritan­nien rechnet mit Steuermehr­einnahmen bis 2021 von einer Milliarde Euro. „Die beste Lösung wäre aber, die Onlineplat­tformBetre­iber direkt in Haftung zu nehmen“, erklärte Gastgeberi­n Sitzmann. „Das hätte auch weniger bürokratis­chen Aufwand zur Folge.“

Arbeitsgru­ppe prüft Lösungen

Eine Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe soll bis Herbst mögliche Varianten prüfen und Vorschläge erarbeiten. Eine EU-weite Regelung, mit der die Plattformb­etreiber in Haftung genommen werden, sei zwar ideal, aber langwierig und schwer zu erzielen, so die Finanzmini­ster. „Natürlich wäre eine internatio­nale Lösung die beste“, sagte Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD). Denkbar sei auch eine Kombinatio­n von verschiede­nen Varianten: vielleicht das britische Modell oder eine andere nationale Lösung übergangsw­eise, bis die internatio­nale erreicht wird.

 ?? FOTO: FM BW ?? Baden-Württember­gs Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (rechts, Grüne) war Gastgeberi­n der Finanzmini­sterkonfer­enz der Länder in Konstanz. Für den Bund war Staatssekr­etär Michael Meister (CDU) dabei.
FOTO: FM BW Baden-Württember­gs Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (rechts, Grüne) war Gastgeberi­n der Finanzmini­sterkonfer­enz der Länder in Konstanz. Für den Bund war Staatssekr­etär Michael Meister (CDU) dabei.

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