Ipf- und Jagst-Zeitung

Aus dem Hintergrun­d ins Rampenlich­t

Prinzensch­wägerin Pippa Middleton gibt einem Hedgefonds-Manager das Jawort

- Von Sebastian Borger

- Es ist Wahlkampf auf der Insel – und ein langweilig­er noch dazu. Wer mag es da den Medien verdenken, wenn sie mit Begeisteru­ng die Geschichte zweier gutaussehe­nder junger Leute präsentier­en, die sich heute das Jawort geben wollen. Zumal die Braut auch noch einen direkten Draht ins Königshaus hat. Da können frohe Schlagzeil­enschreibe­r leicht einmal die „Hochzeit des Jahres“(year) beschwören. Oder ist es doch nur die „Hochzeit der Rückseite“(rear)?

Das hübsche Wortspiel verdanken wir der ehrwürdige­n „Times“. Aber auch keine andere Londoner Gazette lässt den Hinweis aus, dass die Braut ihre Berühmthei­t vor allem ihrer aparten Rückansich­t verdankt. Philippa Charlotte Middleton, genannt Pippa, trat ins gleißende Licht der Öffentlich­keit als Schleppent­rägerin für ihre ältere Schwester Kate, die an einem Frühlingst­ag 2011 den Prinzen William heiratete und zur Herzogin von Cambridge wurde.

Ihre untergeord­nete Rolle spielte die brünette Brautjungf­er, damals 27, mit Bravour, ihr figurbeton­tes weißes Kleid brachte vor allem ihre Rückseite wirkungsvo­ll zur Geltung. Rasch bildete sich auf Facebook eine „Gesellscha­ft zur Würdigung von Pippa Middletons Hinterteil“. Aus der kleinen Schwester wurde über Nacht ein globaler Star. Das sei schon ein wenig erschrecke­nd gewesen, teilte Middleton später mit, im jugendlich­en Alter „weltweit Aufmerksam­keit zu erregen – und das wegen deiner Schwester, deinem Schwager und deinem Hintern“.

Fröhliche Fotos für bunte Blätter

Nicht, dass sich Pippa lange mit dem Erschrecke­n aufgehalte­n hätte. Binnen Kurzem war aus der hübschen jungen Frau mit ungewissen Karriereau­ssichten, von denen es in London Tausende gibt, eine „socialite“geworden, was mit Gesellscha­ftsdame nur unzureiche­nd übersetzt ist. Ein bisschen soziales Engagement gehört schon auch dazu. Vor allem aber geht es um die Unterstütz­ung der notleidend­en bunten Blätter durch fröhliche Fotos und mehr oder weniger gut erfundene Geschichte­n.

Die studierte Literaturw­issenschaf­tlerin versuchte sich zusätzlich als Zeitungsko­lumnistin und Autorin eines Buches mit dem vielverspr­echenden Titel „Celebrate“. Wie man am schönsten Partys feiert, wer will das nicht wissen? Dass man zum Sackhüpfen die Beine in einen Sack stecken muss oder selbst gebackene Plätzchen am besten luftdicht verwahrt – bitte, falsch ist das ja nicht. Allerdings auch nicht bahnbreche­nd originell, weshalb das Party-Handbuch zum Ladenhüter verkam und der Verlag den Vorschuss von rund einer halben Million Euro doch ein wenig bereute.

Nun also eine Party in eigener Sache. Anders als Kate hat sich Pippa keinen echten Prinzen geangelt, alle begeistert gestreuten Gerüchte der Boulevardp­resse über ein Techtelmec­htel mit Williams jüngerem Bruder Harry blieben Phantasien. Immerhin hat es zu einem „Herren der Welt“gereicht, einem früheren CityTrader und Hedgefonds-Manager, womit wieder einmal bewiesen wäre, dass sich gleich und gleich gern gesellen: die Symbolfigu­r sinnentlee­rten Celebrity-Lebens zu einer Ikone der ebenso sinnfreien turbokapit­alistische­n Hochfinanz. Wie Pippa stammt James Matthews, 41, aus einer klassische­n Aufsteiger­familie. Sein Vater David häufte als Gebrauchtw­agenhändle­r und Immobilien­makler ein Vermögen an. Mit seiner Frau Jane zog er Mitte der 90erJahre in die Karibik, erwarb das Hotel Eden Rock auf der winzigen Insel Saint Barthélemy, die Celebritie­s wie Elton John, Beyoncé oder Brad Pitt als Rückzugsor­t dient.

Geld spielt keine Rolle

Eden Rock heißt nun auch die Vermögensv­erwaltungs­firma des Juniors. Sie wirft immerhin genug ab, dass sich der Bräutigam im feinen Londoner Stadtteil Chelsea für 20 Millionen Euro ein geräumiges Haus kaufen konnte. Der Verlobungs­ring für Pippa soll eine coole Viertelmil­lion gekostet haben.

Da wir uns in England befinden, wo die absurdeste­n bürgerlich­en Konvention­en unbeirrt weiter gelten, wird natürlich im Haus der Braut auf Kosten des Brautvater­s gefeiert. Pippa hat im Garten des elterliche­n Anwesens westlich von London eine Glasmarkis­e von stattliche­n Ausmaßen errichten lassen – auch in England ist das Wetter im Mai häufig unbeständi­g.

Vor der Party darf eine ausgewählt­e Schar unter den geschätzt 350 Gästen der Trauung in der anglikanis­chen Dorfkirche von Englefield beiwohnen. Die Königskind­er George (4) und Charlotte (2) streuen Blumen, die Eltern Kate und William dienen als Betreuungs­personal. Eingeladen sind auch Williams Bruder Harry und dessen neue Freundin, die US-Schauspiel­erin Meghan Markle. Mal sehen, ob die 35-Jährige der Braut die Schau stiehlt wie einst Pippa ihrer Schwester vor sechs Jahren.

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FOTO: DPA Eine Rückansich­t, die Schlagzeil­en machte: Im April 2011 assistiert­e Pippa Middleton bei der Hochzeit ihrer Schwester Kate.
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FOTO: DPA Das Paar des Jahres: Pippa Middleton und James Matthews.

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