Applaus beim Bürgerfest
Ministerpräsident Winfried Kretschmann eröffnet den Windpark Ellwanger Berge – Resolution übergeben
- Brechend voll ist das Festzelt am Freitagnachmittag bei der Eröffnung des Windparks Ellwanger Berge gewesen. Kein Wunder, kam doch Winfried Kretschmann zu dem Bürgerfest am Fuße von Windrad sechs. Den lautesten Applaus gab es, als Ellenbergs Bürgermeister Rainer Knecht den Ministerpräsidenten um eine Beteiligung von Ellenberg und Jagstzell an den Pachteinnahmen und um Mittel für eine bedarfsgerechte Nachtbefeuerung bat. Kretschmann wiederum lobte die Bürger, „die durch ihr Fest zeigen, dass sie positiv finden, was hier stattfindet“.
Bei strömendem Regen draußen waren die weit mehr als 500 Menschen im Festzelt zusammengerückt. Gastgeber waren die Stadtwerke Tübingen und die Firma Wind-Energien GmbH, die bereits seit März entlang der A7 jeweils fünf Windkraftanlagen des Herstellers Enercon betreiben. Moderator Manfred Pawlita von Wind-Energien gab schmunzelnd zum Besten, wie ein Senior aus Wört am Vorabend der offiziellen Eröffnung den Ehrengast gelobt habe: „Der isch scho recht. Es isch ja a halber Schwarzer.“
Es drohen riesige Veränderungen
Der so beschriebene Ministerpräsident stellte den Windpark in einen globalen Zusammenhang. Immer öfter spüre man Auswirkungen des Klimawandels, etwa bei der Frostkatastrophe im April. Wegen des Ernteausfalls für viele Obst- und Weinbauern habe er „gestandene Männer weinen sehen“, so Kretschmann. Doch das sei nichts gegen die „riesigen Veränderungen“, die drohen, wenn das Eis an den Polen schmelze. „Es würde sich die Zivilisation auf diesem Planeten verändern, wie wir es noch nie kannten, mit riesigen Wanderungen von Menschen aus Ländern, die schlecht dran sind“, mahnte der grüne Landesvater.
Man könne den Klimawandel nicht ganz aufhalten, aber seine dramatischen Folgen mindern, wenn die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt bleibe. Dazu leiste der Windpark Ellwanger Berge einen Beitrag: konkret durch geringeren CO2-Ausstoß im Vergleich zu Braunkohle-Verstromung, aber auch als Vorbild für andere Länder. Denn er erweise sich nicht nur als ökologisch, sondern auch als ökonomisch sinnvoll. „Es ist heute günstiger Windkraftanlagen zu bauen als Kohlekraftwerke“, so Kretschmann. Den Gegnern der Windkraft sagte er: „Nichts hat nicht auch Nachteile. Aber wen stört, dass hier Windkraftanlagen stehen, der muss die Risiken vergleichen.“Gegenüber rabiatem Klimawandel oder einem Atommüll- Endlager könne man Windräder aushalten.
In Sportkleidung sprang Tübingens OB Boris Palmer aufs Podium. Er war vom Ellwanger Bahnhof aus 50 Minuten durch den Wald geradelt, um zu feiern, dass die Stadtwerke Tübingen, deren Aufsichtsratsvorsitzender er ist, mit ihrer 25-Millionen-Euro-Investition eine Marke geknackt haben: „Mit diesem Park bezieht Tübingen jetzt mehr als 50 Prozent durch die Stadtwerke eigenproduzierten Strom aus erneuerbaren Energien.“Außerdem verwirkliche sich teilweise die Vision seines verstorbenen Freundes, des „Energiewendepapstes“Hermann Scheer, entlang der A 7 als längster Autobahn Deutschlands eine „Energieallee“entstehen zu lassen. Und er versprach den Standortgemeinden des Windparks einen großen Anteil an der Gewerbesteuer: „70 Prozent bleibt hier, 30 Prozent geht nach Tübingen.“Wenn das Projekt gut laufe, könnten das jeweils eine Million Euro für Jagstzell und Ellenberg sein: „Und wenn Ihr noch mehr wollt, können wir gern weitere Windräder bauen.“
Die Antwort hatte Rainer Knecht auch im Namen des verhinderten Jagstzeller Bürgermeisters Raimund Müller in seiner Begrüßung vorweggenommen. „Wir haben unseren Beitrag geleistet. Die Bürger stehen zur Energiewende, aber nun ist es genug.“Nehme man die Zahl der bereits gebauten und der noch geplanten Windkraftanlagen, habe die Raumschaft einen überdurchschnittlichen Anteil geschultert, sagte Knecht unter lautem Applaus. Die intakte Landschaft sei erheblich verändert worden. Und Knecht legte dem Ministerpräsidenten eine Resolution ans Herz, die er ihm im Anschluss übergab: die beiden Gemeinden an den Pachteinnahmen zu beteiligen, die das Land von den Windparkbetreibern erhält, da ihre Windräder auf Staatsgrund stehen. „Wenn die Gemeinden 25 Prozent bekämen, würden sie die Anlagen mit anderen Augen sehen“, erklärte Knecht im Anschluss auf Nachfrage.
„Wohlwollend“wolle er das prüfen, entgegnete Kreschmann, verwies aber auf die Verhandlungen, die vor einer Entscheidung stünden: „Wenn der Schultes aufs Blech hauen könnte, und dann sag ich, genau, so machen wir es, dann wär’s einfach.“
Zum Abschluss freute sich Alexander Wiethüchter, der Geschäftsführer der Wind Energien GmbH, über die Umsetzung des Windparks „in Rekordzeit“.