Warum Blumenwiesen unter billiger Milch leiden
Landschaftserhaltungsverband mahnt die fortschreitende Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt an
(ij) - Sie sind schön, sie sind bunt und der Garant für den Muttertagsstrauß – doch sie werden immer seltener: die Blumenwiesen. Bei der 16. Mitgliederversammlung des Landschaftserhaltungsverbands Ostalb waren sie deshalb eines der zentralen Themen.
Bei der Mitgliederversammlung des Landschaftserhaltungsverbandes Ostalbkreis (LEV) hat Geschäftsführer Ralf Worm ausführlich über die Bemühungen zum Schutz der Blumenwiesen berichtet. Er zeigte auf, wie die billige Milch aus dem Discounter zur Vernichtung von artenreichen Blumenwiesen führt. Kühe mit hoher Milchleistung bräuchten eben Eiweiß. Und um diese eiweißreiche Nahrung zu produzieren, würden Wiesen von den Landwirten vielfach schon Anfang Mai gemäht, damit sie danach hoch produktive Gräser und Klee einsäen können. „Doch in solchen Wiesen haben Wiesenblumen wie die Margerite oder die Glockenblume keine Chance“, erklärte Worm. Sie würden durch die hoch produktiven Konkurrenten schlicht verdrängt. Die Folge sei für Flora und Fauna verheerend: Die Zahl der Blumen und damit auch die Zahl der Insekten und anderen Tiere nehme Jahr für Jahr immer weiter ab. Jeder Autofahrer müsste dieses Artensterben eigentlich bemerken, sagte Worm: „Wer heutzutage nach einer längeren frühsommerlichen Autofahrt immer noch eine recht saubere Frontscheibe hat, sollte sich fragen, warum das so ist.“Vor 20 Jahren hätten sich darauf nach einer solchen Tour noch Hunderte von toten Insekten gefunden. Das Pflanzen- und Insektensterben wirke sich unmittelbar auf die Vogelwelt aus; auch hier könne man mittlerweile einen Rückgang beobachten; die Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt setze sich immer weiter fort, mahnte Worm.
Wiesenbewirtschaftung wird vom Land gefördert
Hoffnung mache laut Worm, dass das Land Baden-Württemberg die Problematik offenbar erkannt hat und den Landwirten Möglichkeiten zur finanziellen Förderung einer blumenfreundlichen Wiesenbewirtschaftung bereitstellt. Zum Ausgleich des Minderertrags bei schonender Bewirtschaftung von Blumenwiesen könnten, bei Beantragung bei den Landwirtschaftsämtern oder den Landschaftserhaltungsverbänden und Naturschutzbehörden, je nach Fallkonstellation zwischen 200 und 400 Euro je Hektar an jährlichen Prämien ausgeschüttet werden.
„Erfreulicherweise machen immer mehr Landwirte von diesem Angebot Gebrauch und nutzen die zum Blumenwiesenerhalt bereitstehenden Gelder“, informierte Worm. Doch um eine Trendwende zu erreichen und die heimischen Wiesen wieder deutlich bunter zu machen, sollten es noch mehr werden, appellierte der LEV-GEschäftsführer an die Bauern in der Region. Interessierte Landwirte könnten sich über förderfähige Wiesen im Internet über das Programm „Fiona“informieren oder direkt beim Geschäftsbereich Landwirtschaft des Landratsamts oder dem Landschaftserhaltungsverband Ostalbkreis.
Abschließend wurde die Versammlung noch darüber informiert, dass der LEV für insgesamt gut 1,6 Millionen Euro zahlreiche Maßnahmen zum Wohle der Natur und Landschaft im Ostalbkreis durchgeführt hat – auf Wacholderheiden, Nasswiesen, an Hecken, Bächen und dergleichen mehr. Ein Grußwort sprach der Verbandsvorsitzende, Landrat Klaus Pavel.