Fein essen gehen ist teuer, aber ein Hochgenuss!
Linsenschaumsuppe mit Kokosmilch, gebratene Jakobsmuscheln, Kabeljau aus der Pfanne mit Chili-JalapenoSalz und Vanille, Sous-vide-Rinderfilet rosa, BrombeerZitronengras-Sahne auf Biskuit. Eine Menüfolge, die sich so oder ähnlich liest, lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Banausen, die meinen, in der Sterneküche seien die Portionen aber „sehr übersichtlich“, kann ich nur entgegnen, dass das bei einem Sechs-Gänge-Menü auch Sinn macht. Schließlich geht es nicht darum, sich den Bauch vollzuschlagen, sondern um ein geradezu sinnliches Erlebnis. Das beginnt schon mit der Vorfreude und Vorbereitung: zum Beispiel damit, einen Tisch am Fenster zu bestellen, sich für den Abend hübsch herzurichten, den Stuhl vom Kellner zurechtrücken und die Serviette auffalten zu lassen und wohlüberlegt den Wein zu bestellen. Dann schließlich kann das Fest für die Geschmacksknospen beginnen. Und wenn sich dabei zwei Genussmenschen gegenübersitzen und tief in die Augen schauen, ist der Abend perfekt.
Zugegeben, ich kann leicht schwärmen, ist es in der Regel doch mein Gatte, der anschließend die Rechnung begleicht und sich dabei arg bemühen muss, dass sein sonst so charmantes Lächeln nicht einfriert. Selber schuld, möchte man (Frau!) ihm dann zurufen. Er wollte ja unbedingt ein Luxusweib ehelichen. s.haefele@schwäbische.de
Ich muss Sie tatsächlich vor mir warnen: Ein Kind des Ruhrgebiets ist kulinarisch in aller Regel geringfügig anders sozialisiert worden als der Rest der Republik. Sprich: Pommes Schranke (für Ortsunkundige: frittierte Kartoffelstäbchen mit Ketchup und Mayonnaise) gelten in diesem lieblichen Landstrich als lukullische und obendrein günstige Verheißung – insbesondere in der gelungenen Kombination mit den besten Currywürsten diesseits und wahrscheinlich auch jenseits des Äquators. Wahrlich köstlich! Warum also unnötig viel Geld ausgeben für neumodischen Schnickschnack, bei dem wir schon den Namen nicht mehr eindeutig einem bestimmten Lebensmittel zuordnen können?
Zugegeben, wir sind schon den Verlockungen der gehobenen Gastronomie erlegen, haben die Currywurst nicht nur durch ein goldbraunes Wiener Schnitzel ersetzt, sondern auch ein SiebenGänge-Schlemmermenü in einem Gourmettempel geordert. Ein prägendes Erlebnis, das uns immer noch sauer aufstößt. Dass wir nicht satt geworden sind – geschenkt, man nagt ja nicht am Hungertuch. Dass wir aber Sumpfgrasgelee – schmeckt so, wie es der Name nahelegt – verdrücken mussten, grenzt an Körperverletzung. Am übelsten allerdings: Für die 100 Euro hätten wir 70-mal Pommes Schranke bekommen! d.uhlenbruch@schwäbische.de