Lachen am laufenden Band
Werner Koczwara und Ernst Mantel analysieren die Abgründe der schwäbischen Seele
- Gleich zwei Premieren hat es am Samstagabend im Mühlensaal gegeben. Zum ersten Mal fand dort eine Veranstaltung der Kulturreihe Oberkochen dell‘ Arte statt, und zum ersten Mal begrüßte nicht Reinhold Hirth die Besucher im voll besetzten Saal, sondern dessen Nachfolger Thomas Ringhofer. Und Ringhofer begrüßte gleichzeitig die beiden Großmeister des schwäbischen Humors, Werner Koczwara aus Schwäbisch Gmünd und Ernst Mantel aus Laubach. Gemeinsam treten die beiden gnadenlosen Analysten der schwäbischen Seele und ihrer Abgründe unter dem Logo „Vereinigtes Lachwerk Süd“auf.
Wenn sich zwei solchermaßen profilierte und mehrfach ausgezeichnete Humoristen zusammentun, dann muss das nicht immer gut gehen. Bei Koczwara und Mantel allerdings schon. Die beiden ticken ähnlich, sind begnadete, skrupellose Spötter vor dem Herrn, wobei sie sich selber nicht ausnehmen. Das Publikum im Mühlensaal, in diesem auf den ersten Blick ein wenig verwirrendem Ambiente aus historischem Gebälk und sachlich modernem Innenausbau kam voll auf seine Kosten. Lachen am laufenden Band.
Respekt haben die beiden Pointenjäger vor nichts und niemanden, weder vor den Helden, nämlich den „Männern, die in Stiefeln sterben“, noch vor dem Mann gewordenem Edelstein, jenem mit dem Bausparvertrag. Diese Spezies empfehlen sie der Damenwelt, denn „ist er steinalt und steif, ist der Vertrag zuteilungsreif“. Es geht quer durch den schwäbischen Kosmos von dem „Glomb henterm Haus“bis zum Gottlob, der mit seinem Krügle Moscht und seinem geliebten Schwarzwurstring in der Abendsonne sitzt und der schwäbischen Lebensart huldigt.
Dreamteam des schwäbischen Humors
Und natürlich nimmt das Dreamteam des schwäbischen Humors auch die Verbreitung der unseligen Anglizismen in unserem Alltag genüsslich aufs Korn. „Wia?“, heißt es da im fiktiven Telefongespräch, „ du bisch just in time?“„Noi, i fahr den Justin heim“. Beide graben auch immer wieder Nummern aus ihren Soloprogrammen aus. Koczwara zum Beispiel erweckt den Dr. Thaddäus Schwaben-Seckel zum Leben oder sinniert über die sparsame schwäbische Familie, die sich einen Urlaub mit Hund nicht leisten kann und deshalb den Hund alleine auf eine griechische Insel in Urlaub schickt.
Sie ziehen die political correctness durch den Kakao, wenn der Bauer nachdenkt, ob er demnächst einen schwulen Stier für seine Kuhherde braucht – wegen der Geschlechtergerechtigkeit. Zuvor geht’s noch zum Gesundheitscheck. Dabei kommt allerhand raus. Das rechte Knui, „außen hui ond enna pfui“. Aber immer noch besser als Franz, der am Steuer einen Herzkasper bekommt und deshalb eine rote Ampel überfährt. Das gibt drei Punkte in Flensburg, und auf die Beschwerde von WvF – der Witwe von Franz – gibt’s gleich nochmal drei, denn ein Toter darf nicht Autofahren.