Unterkochen bereitet sich auf die Flüchtlinge vor
Mitte September sollen 40 Asylbewerber in die Knöcklingstraße einziehen – Ortsvorsteherin gründet Helferkreis
- Allem Widerstand in Unterkochen zum Trotz: Der Rohbau der Flüchtlingsunterkunft steht bereits, nun geht es an den Innenausbau – die Räume bekommen loses Mobiliar. Zum 1. September soll das Haus fertig sein, damit zwischen Mitte und Ende September die ersten 40 Asylbewerber in das Gebäude in der Knöcklingstraße einziehen können. Nach viel Gegenwind und emotionalen Debatten habe sich die Stimmung in Unterkochen wieder etwas beruhigt, sagt Ortsvorsteherin Heidi Matzik. Damit die Asylbewerber gut in Unterkochen ankommen, plant sie einen Helferkreis und sucht nach weiteren Unterstützern.
Von Anfang an hat es Vorbehalte gegenüber der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Unterkochen gegeben. Die Bürger fühlten sich anderen Aalener Ortschaften gegenüber benachteiligt, forderten eine gerechtere Verteilung der Asylbewerber und äußerten Sorge vor einer Verschlechterung des Wohnklimas. Auch am 30. März schlugen die Wogen bei einer Informationsveranstaltung in der Festhalle noch einmal hoch. Anwohner aus den Wohngebieten Knöcklingstraße, Im Bühl, Wöhrstraße und Sonnentalweg waren eingeladen. Es kamen etwa 70 Bürger. „Der Abend war heftig“, fasst es Ortsvorsteherin Heidi Matzik in Worte und spricht von Unsicherheit und „Gerüchten, die über alle möglichen Netzwerke herumwandern“. Viele hätten beispielsweise die Sorge geäußert, dass hauptsächlich junge Männer aus Afrika einziehen würden.
Mischbelegung angedacht
Weil der Landkreis Träger und Bauherr des Gebäudes ist, erläuterte Landrat Klaus Pavel bei dieser Veranstaltung noch einmal die Baupläne sowie die aktuellen Flüchtlingszuweisungen im Ostalbkreis. Im Anschluss gab es Raum für Fragen von Anwohnern – und der wurde auch gut ausgefüllt. „Vor allem kam die Frage danach, wie viele Menschen zu Beginn ins Gebäude kommen und wie der Schlüssel von Familien und Einzelpersonen aussieht“, erinnert sich Matzik. „Angesichts der Reaktionen schien es Pavel notwendig, mit einer geringeren Zahl anzufangen.“Denn die Unterkunft verfügt eigentlich über 80 Plätze, die Gemeinschaftsunterkunft soll nun aber zunächst einmal mit nur 40 Flüchtlingen belegt werden. Das bestätigt auch das Landratsamt: Gedacht sei an eine Mischbelegung, also Familien und Einzelpersonen, sagt dessen Sprecherin Susanne Dietterle. Die Herkunft der Flüchtlinge stehe noch nicht fest.
Ziel: Ein entspanntes Verhältnis
„Es gab immer wieder eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung, vor allem von Anwohnern des Wohngebiets Knöcklingstraße“, sagt Matzik, die dafür Verständnis äußert: „Natürlich verändert sich das Zusammenleben in der Nachbarschaft.“Dass die Vorbehalte der betroffenen Anwohner auch mit der Infoveranstaltung am 30. März „möglicherweise nicht gänzlich ausgeräumt worden“seien, räumt Landratsamt-Sprecherin Dietterle ein. „Wie bei vielen anderen Standorten auch werden sich die Sorgen und Ängste der Anwohner erst dann zerstreuen, wenn es gelingt, ein entspanntes Verhältnis zwischen den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft und der Nachbarschaft zu schaffen.“
„Es gibt ein großes Engagement“
Ein solches entspanntes Verhältnis will Ortsvorsteherin Matzik fördern, mit einem „Freundeskreis Knöcklingstraße“: „Ich möchte gut vorbereitet sein“, sagt sie. „Ich bin in ersten Gesprächen mit Bürgern und werde demnächst einen Aufruf an die Bevölkerung starten.“Es seien bereits ein Dutzend Bürger mit einem ähnlichen Anliegen auf sie zugekommen. „Es gibt ein großes Engagement in Unterkochen“, freut sich die Ortsvorsteherin. Dafür sei sie dankbar. Noch vor den Sommerferien möchte sie die Planungen diesbezüglich abgeschlossen haben. Wobei Matzik hofft, die Verantwortung für den Freundeskreis demnächst in verantwortungsvolle Bürgerhände legen zu können.
Doch sie weiß auch: „An dem Tag, an dem die Menschen einziehen, beginnt die eigentliche Arbeit.“Bevor es allerdings so weit ist, sollen die Anwohner bei einem „Tag der offenen Baustelle“die Räumlichkeiten besichtigen können, wie Landrat Pavel bereits am Infoabend ankündigte. „Sie sollen mit eigenen Augen sehen, wie die Menschen dort leben werden“, sagt Matzik. Sie erhofft sich davon eine größere Nähe der Bürger zu den neuen Bewohnern.