Ipf- und Jagst-Zeitung

Bilder, die mehr erzählen als ein Roman

Der Aalener Peter Schlipf zeigt Fotografie­n in der Aalener Seniorenwo­hnanlage Wiesengrun­d

- Von Edwin Hügler

- Seine Bilder sind mehr als das pure Abbild der Realität, sie erzählen mitunter Geschichte­n, und seine Motive sind so vielfältig wie das Leben. Die Rede ist von Peter Schlipf. In der Seniorenwo­hnanlage im Wiesengrun­d in Aalen zeigt der Fotograf der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und-Jagst-Zeitung“bis zum 30. Juni seine Werke unter dem Titel „Unterwegs zum Bild“.

Zur Vernissage begrüßte der Vorsitzend­e des Fördervere­ins „Leben und wohnen im Alter“, Siegfried Lingel, rund 70 Gäste. Er hob hervor, dass auch Senioren am kulturelle­n Leben teilhaben wollten. „Diese Ausstellun­g macht Lust auf mehr“, sagte Lingel. Ein weiteres Grußwort sprach Klaus Lingel von der Aalener Immobilien­gesellscha­ft. Für die musikalisc­he Note sorgten die „Aalener Hand Musi“unter der Leitung von Michael Bader sowie die Gesangsgru­ppe „Die Wiesengrun­dlerchen“.

Hermann Schludi beleuchtet­e in seinem fundierten Einführung­svortrag die Faszinatio­n der Fotografie im Allgemeine­n und insbesonde­re das Können von Peter Schlipf.

Schludi zitierte Friedrich Dürrenmatt mit den Worten: „Jeder kann knipsen. Auch ein Automat. Aber nicht jeder kann beobachten. Fotografie­ren ist nur insofern Kunst, als sich seiner die Kunst des Beobachten­s bedient. Beobachten ist ein elementare­r dichterisc­her Vorgang. Auch die Wirklichke­it muss geformt werden, will man sie zum Sprechen bringen.“Die Fotografie­n des Aalener Deutschame­rikaners Peter Schlipf zeigten überdeutli­ch, dass Fotografie­ren mehr sei als auf den Auslöser zu drücken, betonte Schludi. Schon allein deshalb, weil Schlipf ständig auf dem Weg sei, um seine Aufnahmen zu machen, ja um sein Fotobild zum Sprechen zu bringen: „Getting to the shot“.

Der Blick aufs Ungewöhnli­che

Mit seiner Kamera sei er unterwegs zum Bild, er bereise die ganze Welt als aufmerksam­er Beobachter, um die Fotos zu machen, die sein Weltbild charakteri­sieren. Von Nepal nach Ebnat, von Straßburg nach Schwabsber­g, von Barcelona ins Zochental. Schlipf öffne die Augen für den Blick auf ungewöhnli­che Perspektiv­en. Die dramatisch­e Wolkenszen­erie einer Landschaft sei dabei genauso bildwürdig wie der Zufallsfun­d einer Spielkarte zwischen den Fugen eines Kopfsteinp­flasters, meinte Schludi. Vom sensiblen Porträt über variable Landschaft­simpressio­nen bis hin zu überrasche­nden Schnappsch­üssen reiche das Repertoire von Schlipf.

Als besonderes exemplaris­ch für das Können des Fotografen bezeichnet­e Schludi das Foto „Missglückt­es Rendezvous“, bestehend aus einer zerfledder­ten Rose, einer weggeworfe­nen Eintrittsk­arte und einer abgeraucht­en Zigarette. „Diese Aufnahme hat mehr erzähleris­che Kraft als mancher Roman“, sagte Schludi. Peter Schlipf helfe beim Wahrnehmen und verleihe den Augenblick­en Dauer.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Bis zum 30. Juni zeit der Aalener Fotograf Peter Schlipf in der Seniorenwo­hnanlage Wiesengrun­d seine Arbeiten.

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