Dreifacher Weiß zerlegt die Kickers
Sportfreunde Dorfmerkingen besiegen die Stuttgarter mit 3:1 (1:0) und sind im DFB-Pokal
- Als Duell David gegen Goliath ist die Partie der Sportfreunde Dorfmerkingen und der Stuttgarter Kickers eingeschätzt worden. So gesehen hat das Fußball-Verbandspokalfinale fast biblische Ausmaße gehabt, denn der David vom Härtsfeld, der sonst in der Landesliga vor den ball tritt, hat den Regionalligisten aus der Landeshauptstadt mit 3:1 (1:0) geschlagen. Mann des Tages war Fabian Weiß, der alle drei Treffer markierte. „Vorher hat eigentlich alles gegen uns gesprochen. Aus dieser Position heraus konnten wir dieses Finale angehen. Intern haben wir schon gesagt, dass wir dieses Spiel gewinnen möchten. Sonst braucht man nicht an einem Endspiel teilnehmen. Dazu musste jeder läuferisch und kämpferisch über sich hinaus wachsen“, hat Dorfmerkingens Trainer Helmut Dietterle zusammengefasst.
Dietterle hatte seine Mannschaft hervorragend eingestellt, von Nervosität keine Spur. Daniel Nietzer dribbelte sich nach wenigen Sekunden durchs Mittelfeld und konnte nur durch ein Foul gestoppt werden. Der folgende Freistoß von Philipp Schiele wurde zur Ecke geklärt - und diese hatte es in sich. Von Fabian Weiß getreten landete sie auf dem Kopf von Niklas Weissenberger. Kickers-Schlussmann Lukas Königshofer musste das erste Mal beherzt eingreifen (2.). Die nächste Ecke war nicht ganz so gefährlich, doch Felix Gruber versuchte es nach dieser volley, verzog jedoch (3.). So mutig wie die Mannschaft waren dann auch die rund 1000 mitgereisten Fans vom Härtsfeld, die lautstark „Kickers, wir hören nichts“skandierten.
Forscher Beginn
Dieser Beginn des Landesligisten hatte Eindruck auf die drei Ligen höher beheimateten Landeshauptstädter hinterlassen. Die erste Gelegenheit hatte der Favorit erst nach elf Minuten durch Yannick Thermann. Doch Fabian Janik blockte den Versuch im Strafraum clever. Die Gastgeber, die es formell auf dem Spielberichtsbogen gar nicht waren, kamen nun stärker auf. Wieder war es Janik, der gegen Shqipon Bektasi aufpasste (18.), Michael Schiele bekam soeben noch sein Bein vor Luca Pfeifer an den Ball (19.) und als nochmal Bektasi relativ unbedrängt verzog, hatten die Härtsfelder schlichtweg Glück (20.). Dieses bemühten sie gleich noch einmal: nach einer Ecke köpfte Pfeifer an den Außenpfosten (23.). Allmählich entwickelte sich also das Spiel, was man erwarten durfte. Mit der Feldüberlegenheit aber könnten die Stuttgarter zunächst nichts anfangen. Pfeifer verzog nochmal in aussichtsreicher Position, das war es aber schon in der Offensive (34.). Dann kam der Auftritt von Fabian Weiß. Einen langen Ball nahm er mustergültig an, ließ dann einen, zwei und drei Kickers-Akteure stehen, indem er von rechts nach innen zog und bugsierte das Leder in die rechte Ecke. Königshöfer war noch dran, doch der Ball kullerte zum 1:0 hinter die Linie (34.).
Auch Fans werden mutig
Drei Minuten später war es wieder Weiß, der durchbrach. Diesmal wurde der Ex-Profi jedoch geblockt. Dann kam auch wieder der Dorfmerkinger Anhang mutiger daher, als er rief: „Und Ihr wollt vierte Liga sein...“. Noch einmal mussten die Härtsfelder vor der Pause tief durchatmen, als Schlussmann Christian Zech nach einer Ecke daneben griff. Nach kurzem Tohuwabohu klärten die Schwarz-Roten die Situation gemeinschaftlich (45.).
Die Stuttgarter wechselten zur Pause, für Yannick Thermann kam Lhadji Badiane in die Partie. Pfeifer hatte eine gute Gelegenheit für die Stuttgarter, doch anstatt im Strafraum abzuschließen, legte er quer, fand nur keinen Abnehmer (50.). Fünf Minuten später hatte Badiane die Riesengelegenheit. Aus elf Metern zog er halbrechts ab, doch Zech parierte stark.
Schlitzohr Weiß
Dann bekamen die Dorfmerkinger einen Freistoß von halbrechts, Daniel Nietzer wurde gefoult. Weiß trat an und alle rechneten mit einer Flanke auf Weissenberger. Doch das Schlitzohr Weiß zirkelte den Ball rechts an der Mauer ins kurze Eck. Wieder war Königshofer am Ball, wieder aber landete das Leder letztlich in den Maschen - der Landesligist führte mit 2:0 (62.). Doch das war es noch nicht, Weiß hatte noch nicht genug. Nietzer, der sich mit Muskelbeschwerden plagte und kurz vor der Auswechslung stand, schnappte sich das Leder auf Höhe der Mittellinie, spielte clever auf Weiß, der seinen dritten Treffer markieren konnte - 3:0 (64.). Jetzt rasteten die Fans der Stuttgarter Kickers komplett aus, warfen unter anderem Gegenstände aufs Spielfeld. Schiedsrichter Carl Höfer musste die Partie für fünf Minuten unterbrechen.
Die Pause tat aber dem Underdog besser, die Stuttgarter waren von der Rolle. Erst, als Bektasi in der 88. Minute den 1:3-Anschlusstreffer herstellte und die Nachspielzeit von elf Minuten angegeben wurde, da regte sich noch einmal etwas im Stuttgarter Rund und auf dem Rasen. Doch weder Badiane (90.+2), Bektasi (90.+2), noch ein Freistoß von Sebastian Mannström (90.+4) sollten im Gehäuse von Zech landen. So feierte der Underdog - ist nun Verbandspokalsieger und darf sich nach diesen turbulenten Wochen auf noch turbulentere freuen: die Sportfreunde treten in der ersten Runde des DFB-Pokals an. Passend dazu stimmten noch einmal die Härtsfelder Fans ein: „Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin!“
Zech - Hasenmaier, M. Schiele, F. Janik, Gruber - Wissenberger, Brenner (90.+5 Niederer) - Vesel (82. Scherer), P. Schiele (84. J. Janik) - Nietzer, Weiß (85. Sauer).
Königshofer, Kaffenberger, Schulz, Müller, Scioscia, Thermann (46. Badiane), Pfeifer (64. Tunjic), Weißenfels, Blank (53. Mannström), Landeka (65. Scepanik), Bektasi.
1:0, 2:0, 3:0 alle Fabian Weiß (34., 62., 64.), 3:1 Bektasi (88.). Schiedsrichter: Carl Höfer.
5100.