„Obertongesang kann jeder lernen“
Die Münchner Sängerin Anna-Maria Hefele gastiert im Juli beim Festival Europäische Kirchenmusik
(an) - Auf YouTube ist sie mit ihrer Obertonkunst zum Star geworden: Die Münchner Sängerin Anna-Maria Hefele und das Ensemble „Supersonus – the European Resonance Ensemble“haben sich mit sphärisch-mystischen Klangwelten ein eigenes Universum erschaffen, das sie am Dienstag, 18. Juli, um 20 Uhr im Rahmen des Festivals Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd zum Thema „In Raum und Zeit“in der Johanniskirche vorstellen. Wir hjaben uns vorab mit Anna-Maria Hefele über ihre Kunst unterhalten.
Sie besitzen die Gabe, durch eine spezielle Technik zwei Töne gleichzeitig singen zu können. Wie würden Sie Ihr außergewöhnliches Talent beschreiben?
Obertongesang ist eine Stimmtechnik, die jeder lernen kann. Es wird der Eindruck erweckt, dass ein Mensch zweistimmig singt. Dies geschieht über sehr gezieltes und präzises Herausfiltern und Verstärken einzelner Obertöne, die im Stimmklang immer enthalten sind. Man produziert also einen vorzugsweise kräftigen Gesangston, meistens in der Bruststimme, da dieser Klang dann schon stärkere Obertöne enthält als zum Beispiel ein weicher Ton, der in der Kopfstimme gesungen wird. Dann singt man von diesem Ton ausgehend spezifische Vokale, die einzelne Obertöne hervorheben und alle anderen herausfiltern. Im Prinzip funktioniert das Obertonsingen wie ein Equalizer – nur eben menschlich und rein akustisch durch veränderte Einstellungen im Mund- und Rachenraum.
Wann haben Sie Ihr außergewöhnliches Talent entdeckt und wie lange dauert es, bis man die Kunst des Obertonsingens beherrscht?
2005 habe ich eine Radioreportage über Hartmut von Voigt und den Obertonkreis Chiemsee gehört – er war zu dieser Zeit ein Nachbar von mir und ich habe ihn dann gefragt, wie das Singen von Obertönen funktioniert. Dann habe ich angefangen, die Kunst zu erlernen, denn Obertöne kann man sehr schnell erzeugen, das dauert höchstens eine Stunde. Bis man sie bei sich selber auch hören kann dauert es ein wenig länger, und bis man sie dann gut kontrollieren kann, sie klar und deutlich und laut werden, dafür muss man doch ziemlich lange üben.
In Schwäbisch Gmünd sind Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen von „Supersonus“zu erleben. Worauf dürfen sich die Festivalbesucherinnen und -besucher in der zum Konzert stimmungsvoll beleuchteten Johanniskirche freuen?
Das Ensemble Supersonus besteht aus fünf Musikerinnen und Musikern – für jeden von uns sind die Obertöne ein zentrales Thema. Entweder weil ganz direkt mit Obertönen musiziert wird wie beim Obertongesang und beim Maultrommelspiel, oder weil die Instrumente einen ungewöhnlich obertonreichen Klang haben, wie etwa das estnische Kannel und das Cembalo, oder auch die Nyckelharpa, die einen akustisch erzeugten Hall hat durch ihre eingebauten Resonanzsaiten. Musikalisch bewegen wir uns, immer an den Obertönen entlang, von unseren eigenen Kompositionen und Arrangements in alle Richtungen: zu Alterund Barockmusik, neuer Musik und zum Jazz bis hin zu archaischen FolkKlängen. Dabei werde ich – und das ist das ungewöhnliche – nicht als Sängerin im klassische Sinne, sondern wie ein Musikinstrument im Ensemble eingesetzt. Es gibt also keine gesungenen Liedtexte – das macht auch die Faszination dieses Konzertprogramms aus.
Worauf freuen Sie sich, wenn Sie heute an das Konzert in Schwäbisch Gmünd denken? Wo können sich unsere Festivalgäste vorab über Ihre Kunst informieren?
Ich freue mich sehr darauf, dass wir in Schwäbisch Gmünd unser erstes Konzert in voller Quintett-Besetzung in Deutschland spielen werden. Bislang werden wir vorwiegend im europäischen Ausland unterwegs. Videos und Musikbeispiele von „Supersonus“gibt es auf unserer Homepage unter www.supersonus.eu. Weitere Informationen zum Obertonsingen und Tutorial-Videos sind auf meinem YouTube-Kanal oder auf meiner Homepage unter www.anna-maria-hefele.com zu finden. Wir freuen uns auf ein neugieriges Publikum!
Informationen und Karten:
Die umfangreiche Festivalbroschüre und Karten sind erhältlich beim i-Punkt, Marktplatz 37/1, 73525 Schwäbisch Gmünd, Tickethotline (07171) 6034250, und im Onlineshop der Stadt Schwäbisch Gmünd unter www.kirchenmusik-festival.de.