Ipf- und Jagst-Zeitung

„Selbstvers­tändlich hält sich das Land an Verträge“

Innenminis­ter Thomas Strobl besucht die LEA – Unterstütz­ung bei Studienplä­tzen und Bundeswehr­soldaten

- Von Beate Gralla

- Ja, das Land hält sich an Verträge, ja, er werde die Stadt in Sachen Bildungsca­mpus unterstütz­en, und ja, er nehme die Sicherheit­slage ernst: Den Besuch des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Thomas Strobl in Ellwangen kann man aus Sicht der Stadt eigentlich nur so zusammenfa­ssen: gut gelaufen.

Es ist Strobls erster Besuch in Ellwangen, seit das Konzept des Landes zur Flüchtling­sunterbrin­gung bekannt geworden ist. Danach sollen nach 2020 die neu ankommende­n Flüchtling­e in vier Landeserst­aufnahmest­ellen (LEA) untergebra­cht werden, eine je Regierungs­bezirk. Die für Stuttgart wäre in Ellwangen.

Der Schock in der Stadt war groß, denn viele Gemeinderä­te – und nicht nur die – fürchteten, das Land werde sich nicht an den Vertrag zur Ellwanger LEA halten. Der sieht eine reguläre Laufzeit von fünf Jahren vor, mit der Option, für weitere fünf Jahre zu verlängern. Vorausgese­tzt, der Gemeindera­t stimmt zu. Das Konzept klang eher danach, als werde das Land machen, was es will, egal, wie der Gemeindera­t entscheide­t. Der Briefwechs­el zwischen Strobl und Oberbürger­meister Karl Hilsenbek war auch nicht dazu angetan, den Eindruck zu verwischen.

Insofern war Strobls klare Aussage, das Land werde sich selbstvers­tändlich an den Vertrag halten, schon einmal eine Beruhigung. Der Innenminis­ter war am Mittwoch auf Kreisrundf­ahrt im Ostalbkrei­s. Eine Station: die LEA in Ellwangen. Dort warteten neben dem OB auch viele Gemeinderä­te auf den CDU-Politiker. Die hatten nach einem kurzen Rundgang im Schnellver­fahren jede Menge Fragen.

Sicherheit:

Die Sicherheit in der Stadt sprachen Rolf Merz (CDU), Hans-Peter Krämer (Freie Bürger), Herbert Hieber (SPD) und die Ortsvorste­her Alfred Schiele (Schrezheim) und Wolfgang Seckler (Pfahlheim) an. Es gebe Eltern, die ließen ihre Kinder nicht mehr in die Stadt. Dabei ging es nicht nur um mehr Polizeiprä­senz, sondern für Hieber auch um eine bessere sozialpäda­gogische Begleitung. Strobl, als Innenminis­ter Chef aller Polizisten im Land, versprach, das Thema ernst zu nehmen, auch wenn sich die Lage, nach allem, was er höre, eher erfreulich entwickle: „An mir soll’s nicht liegen, alles dafür zu tun, dass sich die Lage weiter verbessert.“Er habe den Anspruch, dass sich jeder Tag und Nacht angstfrei auf der Straße bewegen könne. Weshalb er auch die Bundespoli­zei kontaktier­en will, die für die Sicherheit in Bahnhöfen zuständig ist. Und das subjektive Sicherheit­sgefühl? „Da wir eine exzellente Polizei haben, kriegen wir auch das hin.“Die Akzeptanz für die Flüchtling­e zu erhöhen, das gehe aber besser vor Ort. Dabei helfe Begegnung und Austausch, wie sie seit kurzem im Café Internatio­nal möglich sind, auf das Sylvia Caspari von der Kreisdiako­nie aufmerksam machte.

Bildungsca­mpus:

Sowohl Landrat Klaus Pavel, als auch Rolf Merz (CDU) und Gunter Frick (Freie Bürger) fragten nach einer Hochschule­inrichtung für die Kaserne, die im Konversati­onsentwick­lungskonze­pt der Stadt eine wichtige Rolle spielt. „Ob als Außenstell­e von Gmünd oder Aalen ist uns schnuppe“, sagte Pavel. Studienplä­tze im Bereich Gesundheit würden gut zur Gesundheit­sakademie des Landkreise­s passen, die in Ellwangen eingericht­et werden soll. Und sie würden helfen, junge Frauen in der Region zu halten, die hier bisher wenig Studienplä­tze in diesem Bereich finden. Für Strobl machen Studienplä­tze Sinn, insbesonde­re im ländlichen Raum: „Da sage ich Ihnen jede Unterstütz­ung zu.“Eine Aussage, die Pavel sehr hilfreich fand.

Da Ministerin von der Leyen die Truppenstä­rke erhöhen will, könnte sich Ellwangen ja wieder als Bundeswehr­standort ins Gespräch bringen, sagte Pavel. Strobl war nicht abgeneigt: „Wenn ihr das wünscht, bleiben wir an dem Thema dran.“Für OB Hilsenbek wäre das eine gute Nutzung für die Zeit nach der LEA, nicht

Bundeswehr:

unbedingt für Panzergren­adiere, aber vielleicht für ein Cyber-Team.

Dass ausgerechn­et die Flüchtling­e abgeschobe­n werden, die sich gut integriere­n und eine Ausbildung machen, leuchtete Claudia Wagner (Grüne) nicht ein. Man werde diese Regelung so weit wie möglich auslegen, versprach Strobl, da sei er sich mit Ministerpr­äsident Kretschman­n einig. Er trennte aber auch klar zwischen Flüchtling­en ohne Bleibepers­pektive (da machen wir keine Integratio­nsmaßnahme­n) und denen, die länger bleiben.

Abschließe­nd versichert­en sich alle gegenseiti­g, im Gespräch zu bleiben. Dann eilte Strobl zum nächsten Termin ins Polizeiprä­sidium.

Bleiberege­lung:

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FOTO: THOMAS SIEDLER Nach einem kurzen Rundgang durch die LEA hat sich Innenminis­ter Thomas Strobl den Fragen der Ellwanger Gemeinderä­te gestellt. Er sicherte zu, dass sich das Land selbstvers­tändlich an den Vertrag zur LEA halten werde. Von links: Landrat Klaus Pavel,...

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