Die Bäder fürs Ferienparadies sind aus Ellwangen
Die Firma Stengel in Neunheim produziert für Center Parcs in Leutkirch 2000 Bäder
- Das ist doch mal ein Geburtstagsgeschenk: Die Firma Stengel bekommt zum 50-jährigen Bestehen einen millionenschweren Auftrag. Für Center Parcs in Leutkirch liefert sie über 2000 Systembäder. Sie werden in den Hallen im Industriegebiet Neunheim vom Waschbecken bis zur Steckdose fertig montiert, auf Lastwagen geladen und ins Allgäu gebracht. Dort müssen sie nur noch in die Rohbauten gehoben und an Strom und Wasser angeschlossen werden. Und schon läuft die Dusche.
Die Dimension des Auftrags passt zu der des Ferienparks, der Ende 2018 eröffnen soll. Auf 184 Hektar scharen sich rund um eine tropische Badewelt unter anderem ein Country-Club, eine Indoor-Spielwelt, ein Kinderbauernhof, ein Hochseilgarten und über 1000 Ferienhäuser. Und deren Bäder kommen aus Ellwangen.
Mit Systembädern haben Josef Stengel und seine 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Erfahrung. Sie statten die Kreuzfahrtschiffe mit Nasszellen aus. Rund 6000 sind es im Jahr, die als Stecksystem zur Werft gebracht und dort montiert werden. Systembäder gibt es aber auch für den Hochbau. Sie werden in Hotels, Altenheimen, Boarding-Häusern oder Studentenwohnheimen eingesetzt. Und sie werden für den Auftraggeber individuell entwickelt, was sich laut Patrick Weber, der die Monteure im Hochbau leitet, ab einer Stückzahl von 20 bis 25 rechnet. Das Besondere: Boden, Wände und Decken der Bäder sind aus Metall, schließlich ist Stengel Spezialist für Blechumformung und Blechdesign.
Zurzeit werden die Musterbäder gebaut
Zurzeit werden im Industriegebiet Neunheim die Musterbäder für Center Parcs entwickelt. In 30 bis 40 verschiedenen Varianten und Größen für die verschiedenen Preiskategorien der Ferienhäuser, mal mit dem Eingang links, mal rechts, aber immer fix und fertig mit Fliesen, Waschbecken, Dusch- oder Badewanne, Toilette, Heizung und Steckdosen. 1000 Modulbäder für den Hochbau fertigt Stengel zurzeit im Jahr, mit dem Auftrag von Center Parcs werden es praktisch doppelt so viele. Im August sollen die ersten Bäder fertig sein, die letzten zur Parkeröffnung Ende 2018. Geliefert wird immer Just-in-Time passend zum Baufortschritt. Das geht nur mit mehr Personal. Weshalb Stengel dringend neue Mitarbeiter sucht. Die sollten vor allem handwerklich fit sein. Schreiner, Installateure, Elektriker, Zimmerleute – Facharbeiter aus ganz unterschiedlichen Gewerken werden gebraucht.
Sie zu finden wird bei Ellwangens Rekordarbeitslosenquote von 1,7 Prozent nicht ganz einfach. Facharbeiter fehlen, weil viele Berufe abgewertet worden seien, bedauert Josef Stengel. Dabei sei der Verdienst nicht schlecht, er liege heute schon auf dem Niveau von einem Techniker, künftig wohl sogar auf dem eines Ingenieurs. Trotzdem wollten immer weniger eine Ausbildung machen und lieber studieren, was Stengel vor allem für die Zukunft Sorgen macht.
Denn in jedem Bad steckt viel Handarbeit. Die Fliesen werden von Hand aufgeklebt und verfugt, zwischen Innen- und Außenwand kommt Steinwolle als Isolierung, die Wasser und Frischwasserleitungen sind wartungsfrei aus Edelstahl, die Außenwände beschichtet.
Dass hier Metall verbaut ist, ist nicht zu sehen, zu fühlen oder zu hören. Nichts scheppert, nichts ist unangenehm kalt. Mit der entsprechenden Beschichtung lässt sich inzwischen sogar Holz imitieren.
Vier Wochen dauert es, bis ein Systembad fertig ist, vom aufwendig montierten Unterbau mit allen Leitungen bis zum Heizkörper. Warum immer mehr Auftraggeber auf Metall setzen, kann der kaufmännische Leiter Frank Schäffler erklären: Modulbäder werden dort eingesetzt, wo die Beanspruchung hoch ist, ob auf dem Schiff, im Hotel oder Studentenwohnheim. Und da ist Metall eben das haltbarere Material.