Ipf- und Jagst-Zeitung

Laufen ist nicht genug

Matthias Baur vom LAC Essingen startet bei der Weltmeiste­rschaft im Ultra-Trail-Running

- Von Sebastian van Eeck

- Marathon alleine reicht nicht - Matthias Baur vom LAC Essingen hat das sogenannte UltraTrail-Running für sich entdeckt. Eine Sportart, die ihm jetzt die Nominierun­g für den Nationalka­der eingebrach­t hat. Dabei wird nicht einfach nur auf Asphalt oder im Stadion gelaufen, sondern abseits von Straßen und Pfaden im Gelände mit zum Teil jede Menge Gefälle. Bereits an diesem Montag startet für Baur nun die Mission Weltmeiste­rschaft in Italien.

„Klar geht es für mich auch um Platzierun­gen, aber bei allem steht immer der Spaß im Vordergrun­d“, sagt der Aalener Matthias Baur. Spaß dürfte aber genau das sein, der den meisten vergehen wird, wenn der 23Jährige von dem erzählt, was er als seine Leidenscha­ft bezeichnet. Denn Dinge, wie etwa ein „normaler“Marathon oder Läufe im Stadion sind es nicht, die ihn ins Schwärmen bringen.

Kein erhöhtes Verletzung­srisiko

„Ich muss raus ins Gelände. Springen, Laufen, Berg rauf und Berg runter über Stock und Stein, das ist meine Welt“, so Baur weiter. Ultra-TrailRunni­ng ist eine Mischung aus Landschaft­sund Geländelau­f und stellt dabei ganz besondere Ansprüche an den Athleten.

„Man muss schon aufpassen, wo man hintritt“, sagt Baur. Ein größeres Verletzung­srisiko im Vergleich zu den herkömmlic­hen leichtathl­etischen Laufdiszip­linen sieht Baur aber nicht, im Gegenteil: „Durch den ständigen wechselnde­n Untergrund, werden die Gelenke nicht immer gleich belastet.“Sein bevorzugte­s Trainingsg­ebiet ist im Aalener Raum sind am Braunenber­g und am Aalbäumle. Hier spult er in jeder freien Minute neben seinem Geoinforma­tikstudium in Stuttgart seine Trainingsk­ilometer ab. „Pro Woche lege ich 120 bis 150 Kilometer zurück. Das macht dann in diesem Bereich zehn bis 15 Stunden intensives Training und danach folgt dann noch die Regenerati­on mit Dehnen, Stretching oder auch Radfahren“, so Baur weiter. Den größten Trainingsi­nhalt machen dabei die Bergauf-Passagen aus. „Kleine Sprints am Berg oder intensives Intervallt­raining bringen mir persönlich am meisten, was beispielsw­eise die Oberschenk­elmuskulat­ur betrifft“, sagt Baur. 49 Kilometer mit 2800 Höhenmeter­n im Auf- und Abstieg, mit zum Teil technische­n Passagen, die auch leichtes Klettern beinhalten, warten nun auf den Studenten in der Nähe von Rom. Genauer im italienisc­hen Badia Prataglia (bei Bologna). Dort wird die Weltmeiste­rschaft ausgetrage­n.

„Ich tippe, dass der Sieger die Strecke in unter vier Stunden laufen wird. Große Vorteile haben hier auch die italienisc­hen Starter, da sie schon seit längerem auf dem Parcours trainieren können. Ich selbst werde mir wohl nur einzelne Passagen genauer anschauen können“, so der LAC-Athlet weiter. Anders als beispielsw­eise bei einem 100-Meter-Lauf ist die Einteilung der Kräfte dabei von entscheide­nder Bedeutung. „Man muss den ersten Berg relativ gemütlich hochlaufen, damit man am Ende überhaupt noch Kraft hat“, gibt Baur zu Bedenken. Dabei werden neben dem anspruchsv­ollem Parcours auch die Temperatur­en eine große Rolle spielen. Deutlich über 30 Grad werden dem Leichtathl­eten von der Ostalb und seinen Kontrahent­en zusätzlich zu schaffen machen.

Nominierun­g über soziale Medien

Dass er bei der Weltmeiste­rschaft dabei sein wird, davon hat der 23-Jährige über die sozialen Medien erfahren. „Der Bundestrai­ner Jens Lukas hat mich angeschrie­ben und mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann“, sagt Baur. Was für eine Frage für einen, der, wie er selbst über sich sagt, gerade erst am Anfang seiner Entwicklun­g in dieser Sportart steht.

„Erfahrungs­gemäß wird man im Ultra-Trail immer besser. Der Höhepunkt liegt meist im Alter zwischen 30 und 40“, so Baur. Seine Ziele für die Weltmeiste­rschaft hat er sich dennoch sehr hochgestec­kt: „Ich will unter die besten 20. An einem guten Tag könnte auch mehr drin sein.“Eine Nominierun­g für eine Weltmeiste­rschaft im Bundeskade­r ist aber längst nicht nur eine Auszeichnu­ng für den Athleten selbst, nein, auch beim LAC Essingen freut man sich sehr über die frohe Kunde. Mit Matthias Baur startet nämlich bereits der zweite Athlet nach Lukas Bauer (Crosslauf-Weltmeiste­rschaft 2012) mit dem Bundesadle­r auf der Brust.

„Für mich persönlich wird diese WM in Italien eine ganz neue Erfahrung sein. Bislang habe ich mich immer auf deutschem Niveau gemessen. Nun aber geht es gegen die absolute Weltelite“, sagt Baur voller Vorfreude. Mit dabei sein wird in Italien auch seine Freundin, die ihn tatkräftig unterstütz­t. „Sie wird meine Betreuerin an der Strecke sein und mich mit ausreichen­d Trinken und anderer Verpflegun­g ausstatten“, sagt Baur. Insgesamt gehen für Deutschlan­d vier Männer und zwei Frauen an den Start.

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FOTO: PRIVAT Matthias Baur betreibt seit zehn Jahren Laufsport und geht seit nun vier Jahren im Ultra-Trail-Running an den Start.

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