Laufen ist nicht genug
Matthias Baur vom LAC Essingen startet bei der Weltmeisterschaft im Ultra-Trail-Running
- Marathon alleine reicht nicht - Matthias Baur vom LAC Essingen hat das sogenannte UltraTrail-Running für sich entdeckt. Eine Sportart, die ihm jetzt die Nominierung für den Nationalkader eingebracht hat. Dabei wird nicht einfach nur auf Asphalt oder im Stadion gelaufen, sondern abseits von Straßen und Pfaden im Gelände mit zum Teil jede Menge Gefälle. Bereits an diesem Montag startet für Baur nun die Mission Weltmeisterschaft in Italien.
„Klar geht es für mich auch um Platzierungen, aber bei allem steht immer der Spaß im Vordergrund“, sagt der Aalener Matthias Baur. Spaß dürfte aber genau das sein, der den meisten vergehen wird, wenn der 23Jährige von dem erzählt, was er als seine Leidenschaft bezeichnet. Denn Dinge, wie etwa ein „normaler“Marathon oder Läufe im Stadion sind es nicht, die ihn ins Schwärmen bringen.
Kein erhöhtes Verletzungsrisiko
„Ich muss raus ins Gelände. Springen, Laufen, Berg rauf und Berg runter über Stock und Stein, das ist meine Welt“, so Baur weiter. Ultra-TrailRunning ist eine Mischung aus Landschaftsund Geländelauf und stellt dabei ganz besondere Ansprüche an den Athleten.
„Man muss schon aufpassen, wo man hintritt“, sagt Baur. Ein größeres Verletzungsrisiko im Vergleich zu den herkömmlichen leichtathletischen Laufdisziplinen sieht Baur aber nicht, im Gegenteil: „Durch den ständigen wechselnden Untergrund, werden die Gelenke nicht immer gleich belastet.“Sein bevorzugtes Trainingsgebiet ist im Aalener Raum sind am Braunenberg und am Aalbäumle. Hier spult er in jeder freien Minute neben seinem Geoinformatikstudium in Stuttgart seine Trainingskilometer ab. „Pro Woche lege ich 120 bis 150 Kilometer zurück. Das macht dann in diesem Bereich zehn bis 15 Stunden intensives Training und danach folgt dann noch die Regeneration mit Dehnen, Stretching oder auch Radfahren“, so Baur weiter. Den größten Trainingsinhalt machen dabei die Bergauf-Passagen aus. „Kleine Sprints am Berg oder intensives Intervalltraining bringen mir persönlich am meisten, was beispielsweise die Oberschenkelmuskulatur betrifft“, sagt Baur. 49 Kilometer mit 2800 Höhenmetern im Auf- und Abstieg, mit zum Teil technischen Passagen, die auch leichtes Klettern beinhalten, warten nun auf den Studenten in der Nähe von Rom. Genauer im italienischen Badia Prataglia (bei Bologna). Dort wird die Weltmeisterschaft ausgetragen.
„Ich tippe, dass der Sieger die Strecke in unter vier Stunden laufen wird. Große Vorteile haben hier auch die italienischen Starter, da sie schon seit längerem auf dem Parcours trainieren können. Ich selbst werde mir wohl nur einzelne Passagen genauer anschauen können“, so der LAC-Athlet weiter. Anders als beispielsweise bei einem 100-Meter-Lauf ist die Einteilung der Kräfte dabei von entscheidender Bedeutung. „Man muss den ersten Berg relativ gemütlich hochlaufen, damit man am Ende überhaupt noch Kraft hat“, gibt Baur zu Bedenken. Dabei werden neben dem anspruchsvollem Parcours auch die Temperaturen eine große Rolle spielen. Deutlich über 30 Grad werden dem Leichtathleten von der Ostalb und seinen Kontrahenten zusätzlich zu schaffen machen.
Nominierung über soziale Medien
Dass er bei der Weltmeisterschaft dabei sein wird, davon hat der 23-Jährige über die sozialen Medien erfahren. „Der Bundestrainer Jens Lukas hat mich angeschrieben und mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann“, sagt Baur. Was für eine Frage für einen, der, wie er selbst über sich sagt, gerade erst am Anfang seiner Entwicklung in dieser Sportart steht.
„Erfahrungsgemäß wird man im Ultra-Trail immer besser. Der Höhepunkt liegt meist im Alter zwischen 30 und 40“, so Baur. Seine Ziele für die Weltmeisterschaft hat er sich dennoch sehr hochgesteckt: „Ich will unter die besten 20. An einem guten Tag könnte auch mehr drin sein.“Eine Nominierung für eine Weltmeisterschaft im Bundeskader ist aber längst nicht nur eine Auszeichnung für den Athleten selbst, nein, auch beim LAC Essingen freut man sich sehr über die frohe Kunde. Mit Matthias Baur startet nämlich bereits der zweite Athlet nach Lukas Bauer (Crosslauf-Weltmeisterschaft 2012) mit dem Bundesadler auf der Brust.
„Für mich persönlich wird diese WM in Italien eine ganz neue Erfahrung sein. Bislang habe ich mich immer auf deutschem Niveau gemessen. Nun aber geht es gegen die absolute Weltelite“, sagt Baur voller Vorfreude. Mit dabei sein wird in Italien auch seine Freundin, die ihn tatkräftig unterstützt. „Sie wird meine Betreuerin an der Strecke sein und mich mit ausreichend Trinken und anderer Verpflegung ausstatten“, sagt Baur. Insgesamt gehen für Deutschland vier Männer und zwei Frauen an den Start.