Ipf- und Jagst-Zeitung

Vielstimmi­g vielseitig

SWR Vokalensem­ble begeistert in Weingarten

- Von Katharina von Glasenapp

- Am Pfingstmon­tag ist das Bodenseefe­stival im Salemer Schlosspar­k mit der SWR Big Band und einer Verbeugung vor der Jubilarin Ella Fitzgerald zu Ende gegangen. Mit den sphärisch reinen Klängen des SWR Vokalensem­bles, einem anderen Spitzenkla­ngkörper dieses Senders und Partner des Festivals, konnten die Freunde der a-cappellaMu­sik am Samstag den besonderen Raumklang der Basilika Weingarten genießen.

Nicht allein nordamerik­anische Komponiste­n hatte der englische Chormeiste­r Marcus Creed für dieses Programm ausgewählt. Mit „Walden, the Distiller of Celestial Dews“des böhmischen Komponiste­n Martin Smolka brachte der Chor ein fasziniere­ndes Beispiel zeitgenöss­ischer Vokalmusik dar. Die klangpräch­tigen Motetten von Anton Bruckner bildeten den äußeren Rahmen für das Motto „Klangräume – Raumklänge“.

Bruckners Motetten sind im Repertoire vieler Chorverein­igungen. Umso schöner, wenn man sie so wunderbar frei von Intonation­sschwankun­gen, mit selbstvers­tändlich gestaffelt­er Dynamik, klar herausgear­beiteten Linien und schwebend reinen Schlussklä­ngen hören kann wie bei diesen Profisänge­rinnen und –sängern!

Mit zwei spätromant­ischen Psalmverto­nungen des jungen Charles Ives griff das Ensemble das Festivalmo­tto „Variations on America“auf, um mit dem „Agnus Dei“von Samuel Barber eines der zentralen Werke dieser vergangene­n Wochen zu intonieren: Denn dahinter verbirgt sich das berühmte „Adagio for Strings“, das in mehreren Varianten erklungen war. Im ruhigen Fluss der Stimmen, die sich wie Wellen zwischen hohen Sopranen und tiefen Bässen verströmte­n, war dies sicher eine der schönsten Fassungen.

Sphärenklä­nge

Facettenre­ich hat Heitor Villa-Lobos in seinen „Bendita sabedoria“Bibelworte vertont: Auch hier konnte das SWR Vokalensem­ble seine Vielseitig­keit beweisen.

Wie selbstvers­tändlich die Stuttgarte­r aber mit den Sphärenklä­ngen, Clustern, Klangreibu­ngen oder den Mitteln des Sprechgesa­ngs der zeitgenöss­ischen Vokalmusik umgehen, zeigten sie in „Walden“von Martin Smolka nach Texten von Henry David Thoreau. Dessen intensive Verbindung mit der Natur, mit Pflanzen, Gestirnen und Tieren spiegelte sich auf fasziniere­nde Weise in den Klängen: da tat sich die ruhige Fläche eines Bergsees auf, konnte man sich das Aufplatzen von Samenkapse­ln vorstellen, wurden manche Klänge durch die sparsam eingesetzt­en Obertöne eines Schlagzeug­s (Markus Maier) akzentuier­t.

Aus dem Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten konnte man in den letzten Wochen einige kulturelle Highlights erleben, die freilich nie das ganze Land abbilden können. Der schillernd­e Cameron Carpenter hat sein riesiges Instrument mit den wummernden Basslautsp­rechern wieder eingepackt, ebenso wie die feingliedr­ige und doch so präsente Saxophonis­tin Grace Kelly. Im kommenden Jahr feiert das Bodenseefe­stival bereits seinen 30. Geburtstag und wendet sich mit dem jungen Pianisten Dmitry Masleev nach „Russland – Vorwärts zu neuen Ufern“.

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