Das war es mit Rot-Rot-Grün
Sie haben sich sichtlich bemüht, sogar einige Passagen im Wahlprogramm wurden entschärft. Rot-Rot-Grün soll nach dem Willen von Parteichef Bernd Riexinger, dem Realo Dietmar Bartsch und auch dem unverwüstlichen Gregor Gysi nach der kommenden Bundestagswahl in Berlin möglich sein. Höflichen Applaus bekamen die Herren in Hannover für ihre Argumentation zugunsten der von ihnen befürworteten Regierungsverantwortung. Das war es dann aber auch.
Frenetischen Jubel erntete indes Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht. Sie beerdigte die Visionen ihrer Parteigenossen, die von Bundesministerien in den Händen der Linken träumen. Wagenknechts scharfe Angriffe auf SPD und Grüne waren ganz nach dem Geschmack eines großen Teils der Parteitagsdelegierten. Union und FDP bekamen nicht im Ansatz das ab, was sich die Sozialdemokraten anhören mussten. Und denen müssen bei den Aussagen der früheren Stalinistin die Ohren geklingelt haben. Die Gleichsetzung von Neoliberalismus mit Faschismus und der Vorwurf einer vermeintlichen Kumpanei der SPD mit den Rechten erinnerte an Linkssozialisten und Kommunisten in der Weimarer Republik, die lieber über Sozialdemokraten höhnten, als die Nazis zu bekämpfen.
Deutlich wurde auch, dass mit dem von Wagenknecht repräsentierten dogmatischen Flügel keine belastbare Außenpolitik betrieben werden kann. Die Linken-Spitzenkandidatin zog keine Trennlinie zwischen US-Präsident Donald Trump, dessen Vorgänger Barack Obama, Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Nato und EU sind für sie ein stetiger Quell des Bösen, während Russlands Präsident Wladimir Putin in Schutz genommen wurde. Wer in Zeiten, die von internationaler Instabilität geprägt sind, deutsche Sonderwege verlangt, irrt gewaltig. Dieser Linken-Parteitag war für die Sozialdemokratie wie für die Grünen ernüchternd. Mit der Linken kann keine seriöse Regierung gebildet werden. Dem linken Lager gehen in Deutschland die Machtoptionen aus.