Mercedes feiert: Hamilton siegt vor Bottas
Ex-Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wird in Kanada nach Unfall noch Vierter
(SID) - Neue Spannung im Formel-1-Titelkampf: Lewis Hamilton hat sich mit einer Machtdemonstration im packenden WM-Duell mit Sebastian Vettel zurückgemeldet – und den ersten echten Rückschlag für den Ferrari-Star eindrucksvoll genutzt. Auf seinem Lieblingskurs in Kanada siegte der Mercedes-Pilot zum sechsten Mal, Vettel wurde nach einem frühen Unfallschaden nur Vierter. Durch seinen 56. Grand-Prix-Sieg verkürzte Hamilton den Rückstand auf den WM-Spitzenreiter in der Gesamtwertung auf acht Punkte. „Das sind sehr wertvolle Punkte für mich, ich bin dem Team sehr dankbar und freue mich riesig“, sagte Hamilton, der vor zwei Wochen in Monaco nur Siebter geworden war.
Ex-Weltmeister Hamilton triumphierte zehn Jahren nach seinem ersten Karrieresieg erneut auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Kanada – nirgendwo gewann er öfter, nirgendwo scheint er sich wohler zu fühlen. Der viermalige Champion Vettel verpasste hingegen seinen vierten Saisonsieg und musste auf dem Weg zu seinem fünften Weltmeistertitel einen unverschuldeten Dämpfer hinnehmen. Hinter Hamilton landete Valtteri Bottas (Finnland) im zweiten Silberpfeil auf Rang zwei, es war der erste Mercedes-Doppelsieg des Jahres. Dritter wurde Daniel Ricciardo (Australien) im Red Bull.
Verstappen fällt aus
Alle hatten auf dem Circuit Gilles Villeneuve mit einer Show der MehrfachWeltmeister Hamilton und Vettel gerechnet. Allerdings funkte Max Verstappen gleich am Start dazwischen und beschädigte bei einem kompromisslosen Überholmanöver Vettels Frontflügel so stark, dass dieser nach einer Saftey-Car-Phase an der Box gewechselt werden musste. Verstappen hielt sich allerdings nur einige Runden an Position zwei und fiel danach mit einem Defekt aus. „Ich war in der ersten Kurve zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte Vettel: „Danach ging nichts mehr, ich musste an die Box. Der Sieg war damit weg, das war klar. Aber ich habe am Ende eigentlich noch auf das Podium gehofft.“
Während Hamilton vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas an der Spitze einsam und kontrolliert seine Runden drehte, musste sich Vettel vom letzten Platz mühsam durch das Feld nach vorne arbeiten und konnte seine schwächste Platzierung in diesem Jahr nicht mehr verhindern. Zuvor hatte es drei Siege und drei zweite Plätze gegeben. Nach 20 von 70 Runden hatte es der 29-Jährige zwar schon wieder in die Top 10 geschafft, lag aber noch mehr als 45 Sekunden hinter Hamilton.
Bereits am Samstag hatte der Brite auf der Ile Notre-Dame die Muskeln spielen lassen. Durch die 65. Pole Position zog er in der ewigen Bestenliste mit seinem Idol Ayrton Senna gleich. Anschließend bekam der Brite einen orginalen Helm der Motorsport-Legende aus Brasilien überreicht. „Ich bin sprachlos“, sagte Hamilton bewegt und fügte später hinzu: „Ayrton war für mich der größte Antrieb, um heute hier zu stehen. Jetzt in gewisser Weise auf einem Level mit ihm zu sein, ist die größte Ehre für mich.“Erfolgreicher war in dieser Hinsicht nur Rekordweltmeister Michael Schumacher, der 68 Mal von Startplatz eins ins Rennen ging. Schumacher ist mit sieben Erfolgen auch der einzige, der in Kanada noch besser war als Hamilton.
Hamilton gab seine Führung im Rennen auch nach seinem ersten Boxenstopp nicht ab. Der 32-Jährige wechselte von Ultrasoft auf Supersoft und fuhr Bottas und Co. erneut uneinholbar davon. Unterdessen fuhr Vettel, der bislang nur einmal in Montréal siegen konnte, weiter starke Zeiten und lag nach 42 Runden bereits auf Platz sechs. 20 Runden vor Schluss entschied die Scuderia, den viermaligen Weltmeister ein zweites Mal an die Box zu holen, um doch noch mit allen Mitteln die Podestplätze anzugreifen. „Du bist der Schnellste auf der Strecke, mach weiter so“, funkten ihm die Ingenieure ins Cockpit. Für das Treppchen reichte es dennoch nicht mehr ganz.
Nico Hülkenberg holte sich als Achter vier weitere WM-Punkte. Pascal Wehrlein kam im Sauber als 15. und Vorletzter ins Ziel. Vor dem Rennen war das Getriebe seines Wagens gewechselt worden. In der Qualifikation war der 22-jährige Worndorfer Letzter geworden.