Mord überlässt er gern dem Landgericht Ellwangens Amtsgerichtsdirektor Norbert Strecker im Porträt.
Direktor Norbert Strecker überlässt Mord und Totschlag gerne dem Landgericht
- Seit Dezember 2013 leitet Norbert Strecker das Ellwanger Amtsgericht als Nachfolger von Frank Heyer. Zuvor war der gebürtige Crailsheimer Vorstand des Amtsgerichts Langenburg, das er seit 2004 leitete und, so Landgerichtspräsident Friedrich Unkel, zu einem Vorzeigegericht machte. Streckers neue Wirkungsstätte ist auf dem besten Weg dazu.
Ursprünglich wollte Norbert Strecker Strafverteidiger werden. Seine ausgezeichneten Examensnoten machten ihm einen Strich durch die Rechnung: „Mir wurde angeboten, in den Staatsdienst zu gehen.“Das sagt er in der ihm eigenen zurückhaltenden Art, die neben wohltuend straffer Verhandlungsführung und feinfühligem Umgang mit Angeklagten und Zeugen auch im Gerichtssaal überzeugt. Wo andere poltern mögen, strahlt Strecker Ruhe aus.
Der 57 Jahre alte Richter studierte Rechtswissenschaft in Würzburg. Nach der Referendarzeit in Ellwangen trat er 1990 bei der Staatsanwaltschaft Ellwangen in den höheren Justizdienst ein und war anschließend am Ellwanger Landgericht und den Amtsgerichten Aalen und Crailsheim tätig. 1993 kehrte er nach Ellwangen zurück und überzeugte in zehn Jahren durch seine Kompetenz als Richter der Zweiten Großen Strafkammer. Eine weitere Station seiner Karriere war das Oberlandesgericht Stuttgart.
Mord und Totschlag überlässt er gern dem Landgericht
Eine beeindruckende Laufbahn. Ist ihm das Amtsgericht Ellwangen nicht zu bescheiden? „Nein“, sagt Norbert Strecker. „Es ist genau das Richtige für mich. Mord und Totschlag überlasse ich dem Landgericht.“
Streckers Arbeitstag hat nicht selten zwölf Stunden. Im Schnitt leitet er fünf bis acht Verhandlungen pro Woche, auf die er sich durch akribisches Studium von nicht selten 20 Aktenordnern vorbereitet. Strecker ist Ermittlungsrichter bei Erwachsenen für den gesamten Landgerichtsbezirk, Vorsitzender des Schöffengerichts und Strafrichter für Erwachsene des Amtsgerichtsbezirks. Jugendrichterin ist Streckers Stellvertreterin Dorothea Keck. Außerdem ist er im Bezirk des Ellwanger Landgerichts zuständig für sämtliche Steuerstrafsachen und entscheidet zehn- bis 15-mal im Jahr nichtöffentlich über Anträge von Transsexuellen auf Namensänderung und Änderung ihrer Geschlechtszugehörigkeit.
Im Amtsgericht werden auch Zivilund Familiensachen sowie Bußgeldverfahren verhandelt. Seit dem 1. Januar ist es auch für die Anordnung von Abschiebehaft zuständig: „Das könnte dazu führen, dass wir mehr Personal brauchen“, so Strecker. Der aktuelle Deckungsgrad im Richterbereich am Amtsgericht beträgt 88 Prozent. Eine halbe Richterstelle fehlt.
„Die Einhaltung der Gewaltenteilung ist unabdingbar“
Bei seinem Besuch in Ellwangen im November 2016 hatte Justizminister Guido Wolf der Justiz 74 zusätzliche Richterstellen versprochen. „Die machen gerade zweites Staatsexamen. Dann kommen sie hoffentlich“, sagt Strecker. Mit Notariaten und Auszubildenden – das Amtsgericht bildet bezirksweit Justizfachangestellte aus – hat er 67 Mitarbeiter. Neben Dorothea Keck stehen ihm die Richter Sabine Brinker, Michael Bast und Sören Hintze zur Seite. Verwaltungsleiter ist Günter Mangold, Ausbildungsleiter sind Sabine Gaier und Josef Müller.
Das oft wiederholte Lamento, deutsche Gerichte würden zu lasch urteilen, teilt Norbert Strecker nicht: „Richter und Staatsanwälte leisten sehr gute Arbeit. Unser Rechtssystem ist eines der besten, die es gibt. Die Einhaltung der Gewaltenteilung ist für die Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben unabdingbar.“
Fit hält sich der Familienvater und stolze Großvater von vier Enkeln mit Joggen. Dafür bleibt ihm jedoch nur wenig Zeit. Seine Aufgaben sind vielfältig. Belastend sind sie nicht. Norbert Strecker hat die Entscheidung, die Leitung des Ellwanger Amtsgerichts zu übernehmen, nicht bereut.