Tipps für den Kauf von gebrauchten Wohnmobilen und Caravans
Typische Mängel sind relativ leicht zu entdecken – Besonderes Augenmerk muss der Gasanlage gelten
(dpa) - Die Wohnung unterwegs dabeizuhaben, ist für viele Urlauber die perfekte Reiseform. Wer nach einer Tour im Mietmobil auf den Geschmack gekommen ist, denkt womöglich über den Kauf eines Wohnmobils oder Caravans nach. Und wer dann ein Neufahrzeug angesichts relativ hoher Preise ausschließt, kann zu Second-Hand-Ware greifen. Denn die Fahrzeuge sind auf eine längere Nutzungsdauer ausgelegt, sagt Jost Krüger, Technikexperte beim Caravaning Industrie Verband (CIVD). Nur sollte man wissen, wo Mängel lauern können.
Will man mehr sehen und mobiler sein, oder reicht ein schöner Ort? Interessenten sollten sich zunächst für ein Reisemobil oder einen Caravan entscheiden, rät Krüger. Während typische Besitzer eines Reisemobils oft mehr umherfahren und auf verschiedenen Stellplätzen übernachten, bleiben Wohnwageneigentümer oft während des gesamten Urlaubs auf einem Campingplatz.
Beachtung verdienen Aufbau und Grundriss des Wunschmobils. Speziell konstruierte Reisemobile sind meist besser isoliert, da sie beispielsweise häufig über einen doppelten Boden verfügen. Einfache Kastenwagen dagegen eignen sich für Trips bei Minusgraden weniger. „Aber Fahrzeuge deutscher Hersteller sind meist durch die Bank weg wintertauglich“, sagt Krüger. Trotzdem kann es nicht schaden, nachzusehen, ob die Wassertanks beheizbar und die Wasserleitungen isoliert sind.
Mehr Verhandlungsspielraum
Ob Antrieb, Achsaufhängung, Bremsen und Elektrik noch in Ordnung sind, lässt man im Zweifel mittels eines Gebrauchtwagen-Checks ermitteln. Der Kunde hat beim Privatkauf mehr Verhandlungsspielraum beim Preis. Der Händler dagegen muss laut CIVD eine Sachmängelhaftung gewähren, die Privatverkäufer ausschließen können. Der ADAC rät, Zusatzausstattung und Zubehör im Kaufvertrag zu vermerken. Der Club weist außerdem darauf hin, dass Baujahr und Datum der Erstzulassung gerade bei Reisemobilen mitunter stark voneinander abweichen, da sie oft längere Zeit beim Händler oder Hersteller standen.
Das Meiste bei der Besichtigung kann im Prinzip jeder allein erledigen. „Sie gehen rein und machen es wie bei einer Wohnungsbesichtigung“, sagt Krüger. Riecht der Innenraum modrig? Haben die Polster Flecken? Gibt es Stockflecken an der Decke? „Wasserschäden kommen bei den Mobilen durchaus vor“, so Krüger. Auch im Kühlschrank sollte nachgesehen werden, um Schimmel auszuschließen. Im Bad sollten alle Dichtungen okay und Geruchsverschlüsse vorhanden sein. Sind auch die Dichtungen von Dachluken und Fenstern noch in Schuss? Besonderes Augenmerk muss der Gasanlage gelten: „Sehen Sie nach, ob die Gasplakette da ist, sie gewährt, dass die Flüssiggasanlage dicht ist“, so Krüger. Elektrische Anlage und Aufbaubatterie können mittels Lichtschalter geprüft werden. Der Frischwassertank verbirgt sich meist unter den Sitzgelegenheiten. „Einfach den Deckel abnehmen und reinleuchten“, rät Krüger.
Sind auch Schränke, Heizung und Kocheinheit in ordnungsgemäßem Zustand? Lassen sich die Betten problemlos aufbauen? Gibt es genug Stauraum oder einen Heckträger? Auch eine zweite oder dritte Bordbatterie oder eine Solaranlage kann praktisch sein, wenn man mal mehrere Tage ohne Stromanschluss ist. „Die Batteriekapazität ist fast immer der wichtigste Engpassfaktor aller Campingbusse und Wohnmobile“, sagt Günter Holona, Gründer der Firma Reimo, die sich auf Campingausbauten spezialisiert hat. Holona spricht auch über die verschiedenen Heizsysteme: Eine Gasgebläseheizung sei leise, effizient und im Betrieb günstig – und damit ideal für eine „Vollcamper-Nutzung“. Eine Standheizung mache sich dagegen eher bei gelegentlichem Übernachten gut.
Geringer Wertverlust
Zu beachten ist bei Reisemobilen die Sicherheitsausstattung: Wie viele Sitzplätze verfügen über Sicherheitsgurte? Sollen kleine Kinder mitfahren, raten die Experten, vorab auszuprobieren, wie gut sich Kindersitze fixieren lassen. Auch die Traktionskontrolle ist bei Reisemobilen ein Thema. Wichtig auch, wie viele Airbags an Bord sind. „Bei älteren Modellen wurde teilweise am Beifahrerairbag gespart“, sagt Krüger.
Einen Wermutstropfen gibt es für Käufer allerdings: Da der Markt der Reisemobile boomt, halten sich auch die Preise bei den Gebrauchten gut. „Selbst nach acht Jahren kosten sie noch 60 bis 70 Prozent des ehemaligen Neupreises“, so Krüger.